Beim Projekt «Bodluv MR» handelt es sich um ein Beschaffungsprojekt zur Erneuerung wichtiger Fliegerabwehr-Systeme der Schweizer Armee. Die Erneuerung soll eine bestehende Sicherheits- und Fähigkeitslücke schliessen. Aktuell im Einsatz stehende Systeme erreichen bald ihr Nutzungsende. Zudem haben die bestehenden Systeme des Typs Stinger und Mittlere Fliegerabwehr (M Flab) nur sehr kurze Reichweiten – moderne Kampfflugzeuge setzen ihre Waffen aus grösseren Höhen und Distanzen ein.

Drei potenzielle Lieferanten

Das Bundesamt für Rüstung armasuisse hat für das neue System der bodengestützten Luftverteidigung mittlerer Reichweite drei potenzielle Lieferanten ermittelt. Die künftigen Systeme müssen militärische, technische und logistische Anforderungen erfüllen. Am 30. April 2024 hat armasuisse die Offertanfrage für das neue Bodluv MR an folgende Hersteller übergeben:

  • Diehl Defence, Deutschland
  • Kongsberg, Norwegen / Raytheon, USA
  • MBDA, Frankreich

Einbezug Schweizer Industrie

Diese Hersteller werden nun gebeten, basierend auf den Ausschreibungsunterlagen ein passendes System anzubieten. Dabei muss es sich um Systeme handeln, welche bereits erfolgreich im Einsatz stehen. Die Auswahl der Herstellerfirmen beruht einerseits auf einer aktuellen Marktbeobachtung. Andererseits wurden für die Auswahl auch übergeordnete Kriterien in Abhängigkeit des Herstellerlandes berücksichtigt. Dies betrifft insbesondere das Kooperationspotential in verschiedenen Bereichen wie der Ausbildung, des Trainings und der Instandhaltung. Dem Einbezug der Schweizer Industrie kommt ein besonderer Stellenwert zu.

Die Offerten sollen unter anderem folgende Elemente enthalten:

  • Angaben zur Lieferung von Systemen der bodengestützten Luftverteidigung mittlerer Reichweite inklusive definierter Logistik und Bewaffnung
  • Angestrebte und bereits angebahnte Offset-Projekte
  • Preisangaben als verbindlicher Ausgangspunkt für die Detailverhandlungen im Hinblick auf die Beschaffung sowie Informationen für die Ermittlung der Lebenswegkosten

Typenentscheid schon im dritten Quartal 2024?

armasuisse erwartet den Eingang der Offerten der Herstellerfirmen bis Mitte Juli 2024. Die Erkenntnisse aus der Auswertung der Offerten fliessen in den Evaluationsbericht ein. Der Typenentscheid ist im dritten Quartal 2024 geplant.

Rasche Abwicklung des Projektes verlangt

Die Planung ist auf eine Aufnahme der Beschaffung in die Armeebotschaft 2025 ausgerichtet. Es handelt sich also um ein Projekt, das, wie im Bericht Deloitte vom 20. Mai 2020 zur Empfehlung gebracht, rasch abgewickelt werden soll. Zurzeit diskutiert das Parlament über einen Vorschlag der sicherheitspolitischen Kommission des Ständerates, die Beschaffung bereits mit der Armeebotschaft 2024 abzuwickeln.

Teilnahme an der European Sky Shield soll keinen Einfluss haben

Neben den militärischen und technischen Anforderungen, die ein zukünftiges System erfüllen muss, wird auch sein Potenzial für die internationale Kooperation berücksichtigt. Mit der Teilnahme an der European Sky Shield Initiative (ESSI) vergrössert die Schweiz internationale Kooperationsmöglichkeiten: ESSI ermöglicht eine bessere Koordination von Beschaffungsvorhaben, der Ausbildung sowie logistischer Aspekte im Bereich der bodengestützten Luftverteidigung. Die Teilnahme an dieser Initiative nimmt den Typenentscheid jedoch nicht vorweg, zumal sie nationale Zuständigkeiten in der Beschaffung nicht tangiert. Der Typenentscheid erfolgt auf Basis der Evaluation von verschiedenen Bodluv-Systemen mittlerer Reichweite.