Ein Regionalflugzeug der Fluggesellschaft Luxair war das erste Flugzeug, dessen Landung aus mehr als 400 Kilometern Entfernung überwacht wurde. Die Maschine vom Typ Bombardier DHC 8-400 kam aus Luxemburg und setzte am 4. Dezember um 6.51 Uhr auf der Landebahn in Saarbrücken auf.

Ein Regionalflugzeug derselben Airline war um 6.53 Uhr die erste Maschine, die ihre Startfreigabe aus Leipzig erhielt. Das Flugzeug vom Typ Bombardier CRJ 700 startete planmässig in Saarbrücken und nahm Kurs auf den Flughafen Berlin-Tegel. Die letzte Maschine, die vom alten Tower aus kontrolliert wurde, startete am 3. Dezember um 22.01 Uhr. Ziel des Luxair-Fluges war Luxemburg.

Kameras ersetzen Augen

In dem neuen Remote Tower Control Center in Leipzig arbeiten insgesamt zehn Fluglotsen, die von Saarbrücken nach Sachsen gewechselt sind. Ein aufwendiges Kamerasystem am Flughafen Saarbrücken sorgt dafür, dass sie den Verkehr auch ohne den Blick aus dem Tower im Überblick haben. Video- und Infrarotkameras liefern ihnen permanent ein 360-Grad-Bild des Flughafens. Ausserdem wurden statische Vorfeldkameras sowie schwenkbare Video- und Infrarotkameras in Saarbrücken installiert, mit denen sich Details heranzoomen lassen.

Durch die Infrarottechnik haben Lotsen eine deutlich verbesserte Sicht, vor allem bei schlechtem Wetter oder Dunkelheit.  Zusätzlich unterstützt das Remote-Tower-Control-System die Lotsen bei ihrer Arbeit: Es erkennt Bewegungen automatisch und hebt die Objekte hervor. Auf Wunsch verfolgen die beweglichen Kameras die Flugziele automatisch.

Tower Saarbrücken bleibt vorläufig betriebsbereit

Die DFS hat das Remote-Tower-System in den vergangenen vier Jahren gemeinsam mit den österreichischen Technologieunternehmen Frequentis entwickelt. Zuletzt war das System unter Live-Bedingungen mehrfach erfolgreich getestet worden.

Auch wenn die Kontrolle des Flugverkehrs in Saarbrücken am 4. Dezember nach Leipzig verlagert wird, bleibt der Tower zunächst weiter betriebsbereit. Nach dem Abschluss der vierwöchigen Einführungsphase wird die DFS mit ihrem Remote-Tower-Control-System in den Dauerbetrieb übergehen.

Weitere Zentralisierung in Leipzig

Am Flughafen Saarbrücken wurden im vergangenen Jahr mehr als 15'300 Flugbewegungen gezählt, davon knapp 9500 Flüge nach Instrumentenflugregeln und rund 5900 Flüge nach Sichtflugregeln. In den nächsten Jahren wird die DFS auch die Flughäfen Erfurt und Dresden von Leipzig aus überwachen. Am Flughafen Erfurt wurden 2017 insgesamt rund 14'500 Flüge gezählt, in Dresden rund 36'500 Flüge.

Die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH ist ein bundeseigenes, privatrechtlich organisiertes Unternehmen mit rund 5400 Mitarbeitern. Die rund 2000 Fluglotsen leiten täglich bis zu 10'000 Flüge durch den deutschen Luftraum, im Jahr mehr als drei Millionen. Deutschland ist damit das verkehrsreichste Land in Europa. Das Unternehmen betreibt Kontrollzentralen in Langen, Bremen, Karlsruhe und München sowie Tower an den 16 internationalen Verkehrsflughäfen in Deutschland. Die Tochtergesellschaft «DFS Aviation Services GmbH» vermarktet flugsicherungsnahe Produkte und Dienstleistungen und ist für die Flugverkehrskontrolle an neun deutschen Regionalflughäfen sowie an den Flughäfen London-Gatwick und Edinburgh verantwortlich.