Die Academia General del Aire (AGA) in San Javier ist die Wiege für zukünftige Piloten des Ejército del Aire, der Spanischen Luftwaffe. Der in der Region Murcia am Mittelmeer und an der Lagune Mar Menor gelegene Luftwaffenstützpunkt San Javier ist fast das ganze Jahr über mit schönem Wetter gesegnet und somit ein idealer Ort für die Flugausbildung. Mit der Ankunft des Pilatus PC-21 als neue Trainingsplattform werden die Casa C-101 nicht mehr für die Ausbildung von Flugschülern eingesetzt, sondern ausschliesslich vom Patrulla Águila Display Team geflogen. Und wenn ab September 2023 der PC-21 auch die T-35 ersetzen wird, verfügt die AGA noch über ein einziges Flugzeugmuster, das sowohl die Grund- als auch die Basisflugausbildung abdeckt.

Die Schweizer Option

Bei der Suche nach einem geeigneten C-101-Ersatz bot das Angebot von Pilatus für das PC-21-Trainingssystem Spanien das beste Preis-Leistungs-Verhältnis. Der Turboprop-Trainer von Pilatus konkurrierte in einem strengen Evaluationsverfahren mit dem Embraer EMB-314 Super Tucano, dem Beechcraft T-6A Texan II, dem KAI KT-1 Woongbi und dem PZL-130T Turbo Orlik. Die Wahl des PC-21 wurde vom spanischen Verteidigungsministerium Ende November 2019 bekannt gegeben. Der Vertrag umfasst die Beschaffung eines integrierten Trainingssystems, bestehend aus 24 PC-21, von Pilatus entwickelten und gebauten Simulatoren, Ersatzteilen, einem logistischen Unterstützungspaket und der Ausbildung eines ersten Kaders von acht Fluglehrern. Im Mai 2021, begann die erste Gruppe von vier Ausbildern ihren Musterberechtigungskurs in Stans, gefolgt von der zweiten Gruppe im August. Die Trainingseinsätze wurden bereits auf zukünftigen spanischen PC-21 geflogen und von Pilatus-Werkspiloten instruiert. Am 14. September 2021 wurden schliesslich die ersten beiden spanischen PC-21 in San Javier ausgeliefert. Im Jahr 2021 folgten weitere elf Trainingsmaschinen, gefolgt von zwei Exemplaren pro Monat von März bis Juni 2022, womit die Bestellung von 24 Flugzeugen abgeschlossen war.

Schritt für Schritt

Die Einführung des PC-21 in das Ausbildungssystem ist in drei Phasen unterteilt. Major Astudillo zählt auf: «Die erste Phase ist die Umstellung auf das neue Flugzeug, die das Hauptziel für  die 792 Escuadrón im vergangenen Ausbildungsjahr war. Die zweite Phase ist der erste vollständige Grundausbildungskurs auf der E.27, während die nächsten Kurse die Konsolidierungsphase sein werden, in der wir alle Fähigkeiten des ITS nutzen wollen.» Die ersten beiden «eigenen» PC-21-Piloten schlossen ihren Kurs im Dezember 2021 ab, zwei weitere folgten im Januar 2022. Zwei von ihnen waren zuvor als Ausbilder auf der T-35 tätig, die beiden anderen waren ehemalige Transportpiloten. «Unser Ziel war es, die Anpassungsfähigkeit der Piloten entsprechend ihrer Vorgeschichte und Erfahrung zu bewerten. Vier C-101-Ausbilder bildeten die letzte Gruppe, die im August letzten Jahres auf den PC-21 umstieg», erklärt Astudillo. 

Enorme Möglichkeiten

Die Möglichkeiten, die Pilatus biete, seien enorm, ergänzt  Major Astudillo. «Dank der Verfügbarkeit von modernen Flug­simulatoren sind in der Kontaktphase weniger Flüge erforderlich. Wir entwickeln ein neues Ausbildungssystem für die Zukunft, das auch Änderungen in der Flugausbildung beinhaltet. Es ist nicht möglich, reale Flüge mit dem Full Flight Simulator zu verbinden, aber man kann den CPT mit FFS-Terminals verbinden. Auf diese Weise könnte 2 gegen 2 oder mit vier verschiedenen Flugzeugen gleichzeitig geflogen werden. Die Gesamtzahl der Flugstunden auf dem PC-21 ist in etwa die gleiche wie auf der C-101.»

Zukünftige Optionen

Obwohl die PC-21 angeschafft wurden, um die C-101 in der Ausbildung zu ersetzen, gibt es aufgrund der Vielseitigkeit der Pilatus-Maschine als Ausbildungsplattform weitere Optionen für die Zukunft. Einer der ersten vier Fluglehrer, die für den PC-21-Musterberechtigungskurs nach Stans kamen, ist Kapitän Fernandez, der zuvor die EF-18M in 121 Escuadrón, Torrejón, flog. Er ist überzeugt: «Der PC-21 kann auch für die fortgeschrittene Ausbildung genutzt werden. Wenn auf dem PC-21 der gleiche Lehrplan wie beim SF-5M geflogen werden kann, könnten die Flugschüler theoretisch direkt vom PC-21 auf Kampfflugzeuge wie den Eurofighter umsteigen», hält Kapitän Fernandez fest. Die Spanische Luftwaffe habe deshalb ein wachsames Auge auf PC-21-Betreiber, bei denen die Flugschüler direkt von einer Turboprop-Maschine auf schnelle Jets umsteigen, wie in Frankreich und der Schweiz. «Das ist eine Option, die wir für die Zukunft haben», so Fernandez.

Spanien grösster PC-21-Betreiber Europas

Das spanische Verteidigungsministerium hat am 5. Dezember 2022 den Kauf von 16 weiteren Pilatus PC-21 bekannt gegeben, um die alternde T-35C Pillán als Ausbildungsplattform kurzfristig zu ersetzen. Die neuen PC-21 und die dazugehörige Schulungsausrüstung werden innerhalb von drei Jahren ab 2023 an das Ejército del Aire ausgeliefert, wodurch Spanien zum grössten PC-21-Betreiber in Europa wird. Die PC-21 verfügen über eine moderne Avionik, die den Flugzeugen der neuen Generation der Ejército del Aire entspricht, und eine hohe Treibstoffeffizienz, während eine optimale Nutzung der Simulatoren weniger tatsächliche Flugstunden erfordert. Ausserdem werden die Wartungskosten erheblich sinken, da die Kontrollen in grösseren Abständen durchgeführt werden. Wenn das Integrierte Ausbildungssystem mit neuen Lehr-plänen sowohl für die Grundausbildung als auch für das Basic Training voll ausgeschöpft werden kann, werden die Flugschüler bestmöglich auf ihren zukünftigen Einsatz vorbereitet.

Dies ist ein Auszug aus dem Beitrag «Die neue Ausbildung spanischer Piloten». Den vollständigen Hintergrundbericht lesen Sie in der Ausgabe Nr. 7/2023. Möchten Sie künftig keine einzige Ausgabe mehr verpassen, nie wieder am Kiosk mit der Tatsache konfrontiert werden, dass die neue Ausgabe bereits ausverkauft ist und stattdessen Monat für Monat die schönsten Seiten der Luftfahrt direkt aus Ihrem Briefkasten entnehmen? Sie sind nur ein paar wenige Klicks davon entfernt. Oder bestellen Sie doch einfach eine einzelne Ausgabe. Wir wünschen Ihnen viel Freude, gute und spannende Unterhaltung bei der Lektüre der neuen «Cockpit»-Ausgabe.