Sie war über Jahrzehnte so etwas wie das Schweizer Taschenmesser unter den Turboprop-Flugzeugen: die Dornier Do 228. Robust, vielseitig, kurzstart- und landefähig, auch auf unbefestigten Pisten. Dazu als Airliner, Frachter, Überwachungsflugzeug oder Absetzmaschine für Fallschirmspringer einsetzbar. Jetzt wird die Twin vom europäisch-amerikanischen Unternehmen General Atomics AeroTec GmbH im deutschen Oberpfaffenhofen bei München wieder gebaut.

Einst von Do 328 abgelöst

Vorbesitzer RUAG International stellte die Do 228NG seit 2009 in einer Stückzahl von insgesamt lediglich rund einem Dutzend Exemplaren her. Der Bereich mit der Do228-Flugzeugproduktion wurde 2021 von RUAG an General Atomics AeroTec verkauft. Diese startet die Produktion der Maschine erneut, und zwar als «Next-Generation»-Version «228 NXT» in Oberpfaffenhofen.
Ursprünglich baute die Dornier GmbH die Do 228 bereits seit 1981. Die Fertigung wurde allerdings 1998 nach rund 270 Exemplaren zugunsten des Nachfolgeprojekts Do 328 eingestellt. Dieser 30-Sitzer mit zwei Turbinen entstand ab 1991. Ein grosser Erfolg wurde er nicht: Hersteller Fairchild-Dornier sowie ein weiteres Unternehmen verkauften bis 2005 lediglich knapp 220 Flugzeuge.

Keine Druckkabine

Die kleinere Do 228 hingegen fliegt heute sowohl als Passagierflugzeug, als Frachter, zur Umweltüberwachung oder auch zur Grenzkontrolle. Sie besitzt allerdings keine Druckkabine. Ihre Vielseitigkeit hat die Maschine bereits in den 1980er-Jahren populär gemacht. Deshalb entstand sie auch in Lizenz bei Hindustan Aeronautics in Indien. 

Jährlich bis fünf Flugzeuge

Seit 2009 besass RUAG Aviation als Tochtergesellschaft des Technologiekonzerns RUAG Holding AG und später der RUAG International die Rechte und die Zulassung, die Maschine unter dem Namen 228NG wieder zu bauen. Die Struktur, also Rumpf, Flächen und Leitwerk, der neuen 228 NXT bleibt unverändert. Einige Teile der Maschine werden nun aber vom Zulieferer Potez Aéronautique in Frankreich gefertigt und zur Montage nach Oberpfaffenhofen geliefert. Zudem wurde das Cockpit modernisiert. So sehen die beiden Piloten jetzt nicht nur alle wichtigen Daten auf Displays, sondern es gibt nun auch Synthetic Vision. Ein verbesserter Autopilot verringert die Arbeitsbelastung der Crew. Neue Fünfblattluftschrauben machen die 228 NXT zudem leiser. Zwei Garrett-TPE-331-10-Propellerturbinen sorgen für kurze Startrollstrecken um 600 Meter und Landerollstrecken unter 500 Meter. Bis zu 223 Knoten Reisegeschwindigkeit erreicht die NXT. Maximal 19 Gäste passen in die Maschine. General Atomics AeroTec will künftig bis zu fünf Do228 NXT jährlich in Oberpfaffenhofen bauen.

Bislang kein Verkaufsschlager

Allerdings erreichte zumindest in der RUAG-Ära die 228-Produktion nur winzige Stückzahlen, zudem gab es zeitweilig Probleme mit der Qualität von Strukturteilen bei der Fertigung. Mehr als 120 Exemplare von Do 228 und Do 228NG fliegen noch weltweit.