«Die europäischen Piloten bekennen sich uneingeschränkt zum Pariser Abkommen, unterstützen die Ziele des Europäischen 'Green Deal' und des Pakets 'Fit for 55' und sind bereit, eine grünere, sozial und wirtschaftlich robuste Zukunft für die Luftfahrt mitzugestalten», sagt Juan Carlos Lozano, Vizepräsident der European Cockpit Association (ECA), und verweist auf das kürzlich vorgelegte Positionspapier 'Securing a Sustainable Future for Aviation'. 

Ruf nach Regulierung

Die ECA ist zuversichtlich, dass die laufenden EU-Gesetzgebungsverfahren die richtigen Regulierungsinstrumente hervorbringen werden, um die Luftfahrt auf den Weg der Dekarbonisierung zu bringen. In diesem Sinne unterstützt die ECA den so genannten SAF-Zertifikatsmechanismus, der im Europäischen Parlament und auch im Rat an Boden gewonnen hat. «Zusätzliche politische Initiativen sind jedoch dringend erforderlich, wenn ein EU-Mischungsmandat nicht am Ende des Tages Wunschdenken bleiben soll», so Lozano. 

Verfügbarkeit von SAF macht Gewinner

Nachhaltige Flugkraftstoffe (Sustainable Aviation Fuels, SAF) machen schätzungsweise ein Drittel der Bemühungen um einen kohlenstoffneutralen neutralen Luftverkehr bis 2050 aus, was beträchtlich ist. Die Verfügbarkeit von und der Zugang zu SAF sind daher eine wichtige, strategische Ressource für die Branche. Die ECA ist überzeugt, dass diejenigen Fluggesellschaften und Regionen, die sich frühzeitig Zugang zu einem ausreichenden Angebot an SAF zu einem angemessenen Preis sichern, zu den Gewinnern des grünen Wandels gehören werden. Der Zugang zu SAF bestimme, wer die Strecken in Zukunft fliegen werden.

Die Piloten fordern die EU daher auf, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um frühzeitig eine führende Rolle bei der Herstellung von wirklich nachhaltigem SAF im industriellen Massstab einzunehmen. 

Verschlechterte Arbeitsbedingungen

Die europäischen Piloten sind der festen Überzeugung, dass die Luftfahrt sich neu erfinden und wieder zu einer nachhaltigen, robusten und widerstandsfähigen Industrie 3.0 zu werden muss. Dies sehen sie als Voraussetzung für jede weitere langfristige Wachstumsperspektive. Nachhaltigkeit muss der Eckpfeiler eines jeden Umbaus der Luftfahrt sein. «Nachhaltigkeit ist dreifach: ökologisch, wirtschaftlich und sozial.» 

«Neue Geschäftsmodelle der Fluggesellschaften, die Ausbreitung prekärer atypischer Beschäftigungsformen und in jüngster Zeit die COVID-19-Pandemie haben die Branche erschüttert und die Arbeitsbedingungen des Flugpersonals verschlechtert. Der grüne Wandel kann und darf jedoch nicht auf Kosten der Arbeitnehmenden und Sozialstandards in der Luftfahrt gehen, sondern muss integraler Bestandteil des «Nachhaltigkeitsdreiecks» sein», hält die ECA in ihrem Positionspapier fest.

Umweltschutzmassnahmen auf soziale Auswirkungen prüfen

Die ECA befürchtet, dass Fluggesellschaften Kosten, die durch die Anstrengungen zur Dekarbonisierung entstehen, durch atypische Beschäftigungsformen wie beispielsweise Null-Stunden-Verträge oder ausbeuterische Pay-to-Fly-Systeme kompensieren könnten. Deshalb fordert sie die Prüfung von Umweltschutzmassnahmen auf ihre sozialen Auswirkungen, damit sie keine oder nur minimal negative soziale Auswirkungen auf die Beschäftigten im Luftverkehr haben. Beispielsweise ist die ECA überzeugt, dass eine Kerosin-Steuer, die vom Fluggast getragen wird und die auf dem Flugticket ausgewiesen ist, die Fluggesellschaften davon abhält, die Kosten der Steuer auf ihre Arbeitnehmenden zu übertragen, indem sie deren Löhne senkt und Arbeitsbedingungen verschlechtert.