Der Jupiter Icy Moons Explorer «Juice» wurde mit einer Antonov An-124 aus Toulouse, auf den Flughafen Félix Eboué in Cayenne gebracht, wo die Hauptauftragnehmerin Airbus einen fast zehn Jahre dauernden Prozess der Konzeption, des Designs, der Tests und des Baus abschliesst. Nun wird das Raumfahrzeug von Ingenieuren der ESA und von Airbus abschliessend getestet und geprüft, bevor es betankt und auf einer Ariane-5-Rakete montiert wird.

Lange Reise

Der für den 13. April geplante Start ist der Auftakt zu einer achtjährigen Reise zum Jupiter. Dieser ist mehr als fünfmal so weit von der Sonne entfernt wie unsere Erde, so dass die Anreise mit grossen Herausforderungen verbunden ist. Nach dem Start wird Juice durch eine Reihe von Vorbeiflügen an Erde und Venus mit Hilfe der Schwerkraft die nötige Geschwindigkeit und Richtung erhalten, um den Asteroidengürtel zu verlassen und die Reise zum grössten Planeten unseres Sonnensystems fortzusetzen.

Erste Umkreisung eines anderen Mondes

Nach der Ankunft am Jupiter im Jahr 2031 soll Juice 35-mal an den Monden des Gasriesen vorbeifliegen und Kallisto, Europa und Ganymed erkunden. Letzteren wird die Sonde 2034 eingehender untersuchen. Es wird das erste Mal sein, dass eine Raumsonde einen anderen Mond als der der Erde umkreist. 

Hohe Anforderung an Navigationstechniken

Eine derart komplexe Bahn über eine enorme Entfernung zu fliegen – und, was entscheidend ist, die Daten von Juice nach Hause zu bringen – stellt die Navigationstechniken vor eine Belastungsprobe. Die Missionskontrolleure im Europäischen Raumfahrtkontrollzentrum (ESOC) der ESA in Darmstadt (Deutschland) werden auf das Estrack-Netz von Weltraumantennen in Spanien, Argentinien und Australien angewiesen sein.

Wissenschaftler vermuten Wasser 

Trotz des enormen Aufwands ist die wissenschaftliche Verheissung jedoch faszinierend. Juice ist mit zehn Instrumenten ausgestattet, die bei der Untersuchung der grossen, ozeanhaltigen Eismonde des Jupiters dienlich sein sollen. Ziel ist es, das Jupitersystem als Modell für komplexe Umgebungen um Gasriesenplaneten im gesamten Universum zu untersuchen und herauszufinden, wie solche Welten Leben beherbergen könnten. Wissenschaftler glauben, dass Kallisto, Europa und Ganymed riesige Mengen an Wasser unter ihren Oberflächen vergraben haben, und zwar in weitaus grösseren Mengen als die Ozeane der Erde. Diese Monde von der Grösse eines Planeten bieten vielversprechende Hinweise darauf, dass die Bedingungen für Leben jenseits unseres Heimatplaneten existieren. 

Jupiter und seine Monde faszinierten schon Galilei

Die ESA und Juice profitieren von einer langen menschlichen Faszination für den Planeten, der nach dem Gott der Götter im römischen Pantheon benannt ist. Aufgrund seiner Grösse am Nachthimmel war Jupiter natürlich ein Ziel für einen der ersten teleskopgestützten Sterngucker, Galilei. Bei seinen Beobachtungen im Jahr 1610 entdeckte er Io, Europa, Callista und Ganymed und stellte fest, dass sie sich relativ zum Jupiter von Nacht zu Nacht bewegen – was die umstrittene Annahme nahelegte, dass die Erde nicht das alleinige Bewegungszentrum des Universums ist. Zur Erinnerung an diesen Wendepunkt in unserem Verständnis des Kosmos trägt Juice eine Gedenktafel zu Ehren von Galileo Galileis 
Arbeit.