Da werden die Anlieger auf der Zufahrtsstrasse zum Flughafen Paderborn voraussichtlich in der Nacht zum Mittwoch, 24. Februar, grosse Augen machen: Dann rollt ein riesiger Flugzeugrumpf auf einem Spezialtransporter an den Airport. Er gehört zu einer Lockheed Starliner L-1649A. Sie war Ende der 1950erjahre das grösste Modell der berühmten Super-Constellation-Baureihe. Die viermotorigen Propeller-Airliner für rund 100 Passagiere mit dem markanten Dreifach-Seitenleitwerk zählen bis heute zu den schönsten Verkehrsflugzeugen. Die Lufthansa betrieb in den 1960er Jahren vier Exemplare dieses Typs.

Eine ungewöhnliche Geschichte

Der Oldtimer wird am Flughafen Paderborn aber nicht wieder zusammen gebaut, sondern bleibt dort zerlegt eingelagert. Werner Knorr und Sebastian Reichel von der Deutschen Lufthansa Berlin-Stiftung als Halter der Maschine betonen in einem Statement: «Am Ende ist die Entscheidung einmal mehr für Paderborn gefallen. Diesmal aber nicht für den Quax-Verein, dem wir die Halterschaft für unsere Junkers Ju52, Me 108 und Do27 übertragen haben. Vielmehr ist die Entscheidung zugunsten des Flughafens Paderborn gefallen, der über hinreichend freie Hallenkapazität verfügt», so die Verantwortlichen der Lufthansa Berlin-Stiftung. 

Diese Starliner hat eine ungewöhnliche Geschichte. Denn die deutsche Lufthansa Super Star gGmbH war bis 2018 rund zehn Jahre lang in Auburn in den USA damit beschäftigt, diesen Klassiker flugfähig zu restaurien. Bei der Lufthansa hatte die Starliner einst die Bezeichnung «Super Star». Das ambitionierte Projekt scheiterte an zu grossem technischen Aufwand und wegen immenser Kosten. Angeblich wurden bereits rund 100 Millionen Euro Arbeits- und Sachleistungen in das Projekt investiert, bevor es 2018 gestoppt wurde. Die teilrestaurierte Maschine kam dann Ende 2019 auf dem Seeweg nach Bremen, wo sie bislang zerlegt in einem Hafengebäude eingelagert war. Das war nicht optimal. Deshalb zieht die Maschine nun erneut um – an den Flughafen Paderborn.

Einstige Pläne sind heute Vergangenheit

Als Erstes soll der Rumpf am frühen Mittwochmorgen mit Hilfe eines Schwerlast-Lkw am Flughafen Paderborn eintreffen. Die nächsten Tage folgen Tragflächen, Leitwerk und weiteres Material. Alle Bestandteile der Maschine werden in einem normalen Hangar des Flughafens eingelagert, also nicht im Quax-Hangar des dortigen fliegenden Museums. Dort stehen die Junkers Ju 52 D-AQUI, eine Messerschmitt Bf 108 sowie eine Dornier Do 27, die dem Quax-Verein als Leihgaben von der Lufthansa Belin Stiftung zur Verfügung gestellt wurden. Sowohl Ju 52 als auch Starliner werden aber voraussichtlich nie mehr fliegen.

Beim Startschuss des Projekts vor rund 14 Jahren war noch vorgesehen, die Lockheed in den USA zum Erstflug zu bringen. Nach einer Zulassung sollte die Lufthansa-Starliner wie einst ihre Vorgänger über den Nordatlantik in die neue Heimat Deutschland fliegen. Mit ihrer ebenfalls stillgelegten Junkers Ju 52 betrieb die Deutsche Lufthansa Berlin Stiftung ja bereits einen mehrmotorigen Oldtimer, der rund drei Jahrzehnte erfolgreich Rundflüge absolvierte. Das ist nun alles Vergangenheit.

Wie lange die Starliner nun in Paderborn eingelagert bleibt und wo sie endgültig ausgestellt wird ist wohl noch völlig ungewiss. Zumindest sind die Bestandteile des Propeller-Klassikers der legendären Constellation-Baureihe im neuen Hangar in Paderborn nun wesentlich besser vor klimatischen Einflüssen und Korrosion geschützt als bisher am Hafen in Bremen.