Die Lockheed Starliner ist nicht nur die grösste Version der legendären Constellation-Baureihe, sie flog einst auch bei der Lufthansa. Die Vorstellung der deutschen Airline im Jahr 2007 sah daher so aus: Solvente Fluggäste sollten in einem restaurierten Propeller-Airliner dieses Typs stilvoll über den Nordatlantik fliegen. Bei den Sonderflügen der Lufthansa Berlin Stiftung hätten First Class-Passagiere an Bord quasi eine nostalgische Zeitreise in die 1950er-Jahre der Aviatik erlebt.  Die Realität 2023 ist anders. Statt zu fliegen, erlebt die 1957 gebaute Lockheed Starliner – die Lufthansa nannte diesen Typ in ihrer Flotte «Super Star» – in den letzten Jahren eine wahre Odyssee. Denn die ehrgeizigen Wiederaufbaupläne ab dem Jahr 2008 in den USA erleiden durch den überraschenden Projektstopp 2018 ein jähes Ende. 

Per Schiff nach Deutschland

Vom Restaurierungsstandort, dem Flugplatz Auburn im US-Bundesstaat Maine, geht die zerlegte Viermotorige deshalb Ende 2019 zunächst per Tieflader nach Portland und mit dem Schiff weiter ins norddeutsche Bremen. Von einer Lagerhalle dort zieht die Super Star 2021 in einen Hangar am Flugplatz Paderborn um.  Vor wenigen Wochen wurde die Maschine erneut verlegt. Nun stehen Rumpf, Tragflächen, Leitwerk und Motoren bei Lufthansa Technik in einem Hangar am Hamburger Flughafen. Das ist aber noch nicht das Ende der Reise. Die dann wieder zusammengebaute Maschine soll ab 2026 entweder auf der Basis Frankfurt oder München zum Jubiläum «100 Jahre Lufthansa» ausgestellt werden. Welcher der Standorte es wird, ist wohl noch offen. Die Super Star wird aber nie mehr in die Luft gehen. 

Know-how für Oldtimer vorhanden 

Vor 16 Jahren war hingegen geplant, die Super Star innerhalb von weniger als zehn Jahren in den USA zum Erstflug zu bringen. Dort sollte auch unter Aufsicht der amerikanischen FAA die Flugerprobung absolviert werden. Nach ihrer Luftfahrtzulassung wäre die Viermotorige dann wie vor 65 Jahren über die klassische Nordatlantikroute in die neue Heimat geflogen. Know-how dafür wäre vorhanden gewesen. Denn mit der Junkers Ju52 D-AQUI betrieb die mit der Lufthansa Super Star gGmbH kooperierende Lufthansa Berlin Stiftung zu dieser Zeit noch einen weit älteren Oldtimer, der viele Jahre lang für Rund- und Streckenflüge über Deutschland eingesetzt wurde. 

Piloten absolvierten Type Rating

2007 wurden in den USA gleich drei fluguntaugliche Exemplare der Lockheed L-1649A Starliner im Rahmen einer Auktion en bloc ersteigert. Aus diesem Trio sollte eine flugfähige Maschine entstehen. Denn bei der Lufthansa flogen Ende der 1950er-Jahre vier Exemplare gleichen Typs als Passagierflugzeuge unter dem Namen «Super Star». Mit Optimismus ging die neugegründete Lufthansa Super Star GmbH 2008 am Flugplatz Auburn im US-Bundesstaat Maine an die Restaurierung. Zahlreiche Mitarbeiter der Lufthansa Technik, aber auch einige ihrer Auszubildenden arbeiteten an dem Projekt. Das nötige Geld kam sowohl von Sponsoren als auch der Konzernmutter Lufthansa. Flugkapitäne der Lufthansa absolvierten bis 2018 sogar schon ihr Type Rating und Checkflüge auf der Schweizer Super Constellation «Star of Switzerland» HB-RSC zusammen mit ihren eidgenössischen Pilotenkollegen der SCFA. 

150 Millionen Euro für ambitionierte Pläne

Lufthansa-Chef Carsten Spohr räumte in jüngster Vergangenheit ein, dass das Super-Star-Vorhaben bis zu seinem Stopp 2018 bereits etwa 150 Millionen Euro an Mitarbeiterleistungen und von externen Sponsoren verschlungen habe. Dass der Wiederaufbau derart kostspielig wurde, lag zum einen daran, dass die Super Star eines Tages wie eine moderne Boeing oder Airbus Passagiere befördern sollte. Deshalb wurde auf eine hochwertige Restaurierung Wert gelegt. Die Technik des Oldtimers sollte den Anforderungen des modernen Linienflugverkehrs entsprechen. Deshalb waren TCAS und GPWS vorgesehen. Sogar der Einbau eines Glascockpits und eines Flight Management Systems waren geplant. Ein unerwartet grosser Teil von Komponenten der gesamten Zelle hätte komplett neu nach Lockheed-Herstellerangaben angefertigt werden müssen. Denn das Ausmass an teils versteckter Korrosion bei allen drei Flugzeugen war beim Kauf wohl nicht absehbar gewesen. Wegen zu grosser technischer Komplexität wurde das Vorhaben schliesslich eingestellt.