Dank staatlicher Förderung, kann das DLR, eines der grössten Forschungseinrichtungen der Welt, das zu 90 Prozent durch staatliche Mittel des Bundes und zu 10 Prozent von den Ländern finanziert wird, seine Aktivitäten den ständig wachsenden Anforderungen kontinuierlich anpassen. Rund 112 Mio. Euro kommen aber auch durch Industrieaufträge zustande. Das Budget des Gesamtbereiches Luftfahrt liegt bei 276 Mio. Euro (Zahlen von 2018 - Gesamtetat über eine Milliarde Euro)!

Wichtiger Beitrag zum Strukturwandel

Mit einem am 3. Juli 2020 vom deutschen Bundestag und Bundesrat beschlossenen Strukturstärkungsgesetz wurde dessen Finanzierung gesichert. In den vom Kohleausstieg betroffenen Braunkohlerevieren wird eine sichere Zukunftsperspektive geschaffen und der Wirtschaft die Chance eröffnet, sich in den Bereichen Digitalisierung und klimaverträgliche Technologien zu positionieren sowie den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken.

«Wir sind stolz, dass wir mit unseren Konzepten und Kompetenzen überzeugen konnten und mit den zukunftsweisenden Themen unserer neuen Institute und Forschungsprogramme in Nordrhein-Westfalen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt einen wichtigen Beitrag zum Strukturwandel – unter anderem in den Braunkohlerevieren – leisten können», sagt DLR-Vorstandsvorsitzende Prof. Pascale Ehrenfreund. «Mit exzellenter Forschung in diesen neuen Instituten und Einrichtungen tragen wir zum Fortschritt auf den Gebieten des elektrischen und unbemannten Fliegens, der alternativen solaren Brennstoffe und der Dekarbonisierung der Mobilität bei. Damit liefern wir auch einen essentiellen Beitrag zur Energiewende.»

Der DLR-Senat hatte der Gründung der neuen Institute und dem Forschungsprogramm «Elektrisches Fliegen» bereits in seiner Sitzung am 23. Juni 2020 grünes Licht gegeben.

Standort Jülich: Institut für Future Fuels

Mit dem neuen Institut für Future Fuels im nordrhein-westfälischen Jülich ergänzt und verstärkt das DLR seine Forschung zur solaren Erzeugung und Speicherung von Wasserstoff und weiteren Grundstoffen für die Produktion erneuerbarer Brennstoffe. Dabei können die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf eine breite Basis vorhandener Erfahrungen des DLR in der solaren Thermochemie – der Erzeugung von Kraftstoffen mittels konzentrierter Sonnenenergie – zurückgreifen und die Kompetenzen weiter ausbauen. Eine der Vorstellungen des DLR-Institut für Future Fuels ist die Entwicklung technologischer Lösungen, mit denen sich solare Brennstoffe künftig im Sonnengürtel der Erde produzieren lassen. Es werden Technologien benötigt, die effizient und die vor allem hochskalierbar sind. Denn für eine auf erneuerbaren Energien basierende Weltwirtschaft sind enorme Mengen an CO2-armen Kraftstoffen notwendig.

Standort Cottbus: Institut für emissionsarme Luftfahrtantriebe

Ziel ist es, die heute realisierbaren Wirkungsgrade mindestens zu verdoppeln. Dies setzt neben der Arbeit an neuen Technologien auch eine intelligente, digitale Vernetzung von Ressourcen, Produktion und Verbrauchern voraus. Über «digitale Zwillinge» werden die Anlagen effizient überwacht. Ausserdem soll das DLR-Institut für Future Fuels die Industrie bei der Umsetzung der Technologien unterstützen und auch sozioökonomische Aspekte sowie Logistikkonzepte bewerten.

Im ostdeutschen Cottbus, am Institut für emissionsarme Luftfahrtantriebe, bemüht man sich, Emissionen deutlich zu reduzieren und zugleich sehr leistungsstark können beispielsweise hybride Antriebe sein, die als Kombination aus Gasturbine und elektrisch erzeugtem Vortrieb eingesetzt werden können. Das Institut wird an Einzelkomponenten und verschiedenen Zukunftskonzepten für alternative Flugtriebwerke arbeiten – von solchen mit alternativen Kraftstoffen betriebenen über hybride bis hin zu vollelektrischen Systemen. So sollen Lücken im Portfolio der deutschen Triebwerksforschung geschlossen werden. Wegen ihrer deutlich erhöhten Systemkomplexität stellen derartige Konfigurationen hohe Anforderungen an intelligente Regelungssysteme. Dies wird bei der Entwicklung einzubeziehen sein. Auch in Bezug auf die Luftfahrtanforderungen bedarf es neuer Regularien und Sicherheitskonzepte, die das neue DLR-Institut für emissionsarme Luftfahrtantriebe mitgestalten und mit Forschung begleiten wird. Eine vollkommen neue Sparte auch insofern, wie sich bei der Zulassung des ersten Motorflugzeugs durch die EASA gezeigt hat.

Standorte Aachen, Merzbrück, Cochstedt: Institute zu Themen für elektrisches Fliegen

Mit dem institutionellen Forschungsprogramm intensiviert das DLR seine Forschung in den Bereichen unbemanntes und elektrisches Fliegen. In Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt wird das DLR im Rahmen des DLR-Forschungsprogramms zu den Themen des elektrischen Fliegens an Fragen zur Allgemeinen Luftfahrt (General Aviation), zum urbanen Luftverkehr (Urban Air Mobility, UAM) sowie zu unbemannten Luftfahrtsystemen (Unmanned Aircraft Systems, UAS) arbeiten. Zu diesem Zweck entstehen zwei neue DLR-Forschungseinrichtungen: Die Einrichtung Technologien für Kleinflugzeuge in Aachen und Merzbrück wird sich den Themenkomplexen «General Aviation» und «Urban Air Mobility» widmen. Beide Themenfelder sollen zur Basis für eine ganz neue Form der Mobilität werden.

Transdisziplinär untersuchen die Forschenden des DLR die Themen Gesamtentwurf, Fertigung, nachhaltige Antriebe, Flugphysik sowie die immer weiter zunehmende Automatisierung – bis hin zur Autonomie – neuer Systeme. Das Kompetenzzentrum für unbemannte Luftfahrtsysteme wird sich unter anderem in Cochstedt bei Magdeburg mit der Forschung auf dem Feld UAS und ihrer sicheren Integration in den Luftraum beschäftigen. Hierbei sollen insbesondere übergreifende Themen wie Sicherheit, Akzeptanz und Skalierbarkeit in interdisziplinären Teams untersucht werden. Es soll zusammen mit der 2019 gegründeten Betriebseinrichtung des DLR in Cochstedt, dem Nationalen Erprobungszentrum für unbemannte Luftfahrtsysteme, die DLR-Forschung an zukunftsträchtigen UAS-Technologien verstärken.