«Wir sind froh und stolz, Helga und Zohar so wohlbehalten mit einem Schatz an Daten zurückerhalten zu haben», sagt Prof. Jens Jordan, Direktor des DLR-Instituts für Luft- und Raumfahrtmedizin, der stellvertretend für das DLR die Astronautinnen-Phantome gemeinsam mit dem Forschungsteam entgegennahm. «Jetzt sind wir gespannt auf alle Details aus den Strahlungsmessungen in bis zu mehr als 400’000 Kilometer Entfernung von der Erde.»

38 Scheiben und nachgebildete Organe

Über die gesamte Mission bis zur Landung haben Helga und Zohar die Strahlungswerte gemessen. Die beiden Astronautinnen-Phantome sind weiblichen Körpern samt Fortpflanzungsorganen nachempfunden, sodass die Strahlungsdosis auch in besonders strahlungsempfindlichen Organen gemessen werden kann. Die beiden Messkörper bestehen aus jeweils 38 Scheiben, sind 95 Zentimeter gross, 36 Kilogramm schwer und enthalten aus Kunststoff nachgebildete Organe und Knochen unterschiedlicher Dichte. Zohar, bereitgestellt von der israelischen Raumfahrtagentur ISA, wiegt mit der zusätzlichen AstroRad-Strahlenschutzweste der Firma StemRad sogar 62 Kilogramm.

Auswertung in den nächsten Monaten

«Die aktiven Strahlungsdetektoren des DLR überprüfen wir direkt hier am Kennedy Space Center und lesen deren Messdaten aus», sagt der MARE-Projektleiter Dr. Thomas Berger vom DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin. «Wir haben bereits jetzt hervorragende Daten von der ersten bis zur letzten Minute des mehr als 25-tägigen Fluges – Helga und Zohar haben auf ihrer Reise zum Mond einen super Job gemacht! Eine detaillierte Datenauswertung folgt nun allerdings in den kommenden Monaten.»

Strahlungsempfindliche Organe

Im Inneren und auf der Oberfläche beider Phantome sind insgesamt 18 aktive Detektoren der NASA (CADs) und 16 aktive Detektoren des DLR (M-42) verbaut, die über den gesamten Flug die Strahlungsdosis unter anderem in den strahlenempfindlichsten Organen des Körpers – Lunge, Magen, Gebärmutter und Knochenmark – gemessen haben. Hinzu kommen über 12’000 passive Strahlungsdetektoren aus kleinen Kristallen, die über die gesamten Messkörper verteilt platziert sind. Mit dem Auslesen der Kristalle entsteht ein dreidimensionales Abbild des menschlichen Körpers, das zeigt, wie hoch die Strahlenbelastung auf Knochen und Organe an unterschiedlichen Stellen während eines Mondflugs insgesamt ist. 

Zohar trug Strahlenweste

Zusätzlich wird betrachtet, wie viel Abschirmung die mitgeführte Strahlungsweste bei Zohar ermöglichte. Diese aufwendige Auswertung wird zum grössten Teil am DLR in Köln, aber auch in den Laboren der Projektpartner der NASA und der internationalen Universitäten erfolgen.
Die Rückkehr der #Luna-Twins an das DLR-Institut für Luft-und Raumfahrtmedizin ist im Laufe des Februars geplant.

Das MARE-Experiment

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) leitet das Experiment MARE (MATROSHKA AstroRad Radiation Experiment). Hauptprojektpartner sind die israelische Raumfahrtagentur ISA, der israelische Industriepartner StemRad, der die AstroRad-Schutzweste entwickelt hat, sowie Lockheed Martin und die NASA. MARE stellt in seiner Komplexität und in seiner internationalen Zusammenarbeit mit zahlreichen Universitäten und Forschungseinrichtungen aus Europa, Japan und den USA das grösste Experiment zur Bestimmung der Strahlenbelastung für Astronautinnen und Astronauten dar, das jemals den erdnahen Orbit verlassen hat. Die während Artemis I durchgeführten Messungen werden wertvolle Daten zur Risikobewertung und -minderung für künftige Erkundungsmissionen liefern.