Im Westen herrschte bezüglich Existenz, aber vor allem Leistungsfähigkeit der neuen Kampfflugzeuge sowjetischer Bauart lange Zeit Unklarheit. Die ersten Satellitenbilder tauchten Ende Januar 1980 auf. Aus Unkenntnis der korrekten Bezeichnung (bzw. des jeweilig beteiligten Herstellers/OKB) wurde den Maschinen die Code-Bezeichnung RAM verliehen (RAM stand für Ramenskoje; westliche Geheimdienste glaubten lange, dass das Flugtest-Zentrum in Zhukovsky den Namen des nahegelegenen Ortes Ramenskoje trug). Die zukünftige Su-27 wurde deswegen als RAM-K klassifiziert, die MiG-29 erhielt die Bezeichnung RAM-L und die ebenfalls in Entwicklung befindliche Su-25 wurde als RAM-J klassifiziert.

Vom Westen unterschätzt

Viel konnten die Analysten allerdings nicht aus den zur Verfügung stehenden Aufnahmen herauslesen. Die ungefähre Grösse und die Flügelgeometrie waren die einzigen Parameter, welche bis Mitte der 1980er-Jahre Informationen lieferten. Dies liess viel Spielraum für Fehlinterpretation. So neigten die Analysten nicht nur dazu, die neuen Maschinen als einfache (und natürlich schlechte) Kopie moderner US-amerikanischer Muster zu sehen; im Falle der RAM-K (Su-27) war man sich sogar sicher, dass diese über Schwenkflügel verfügte. Die ersten brauchbaren Bilder der neusten sowjetischen Jagdflugzeuge lieferte eine Lockheed P-3B ORION der No. 333 Sqn/ Royal Norwegian Air Force im Jahr 1987, als diese in der Nähe von Murmansk von zwei Su-27 abgefangen wurde. Zum ersten Mal gab es gestochen scharfe Aufnahmen der Su-27, welche fortan den Nato-Code Flanker trug.

Kluge Marketingstrategie

Die Erfolgsstory der Su-27-Baureihe ist noch lange nicht zu Ende. In Russland hat man es schon immer verstanden, das Potenzial eines Flugzeugmusters auszureizen. Die Modelle Su-30SM sowie Su-35S werden als Kampfflugzeuge der Generation 4++ bezeichnet. Das ist eine Anspielung darauf, dass diese in technologischer Hinsicht eigentlich zur fünften Generation zählen, es durch die fehlenden Tarnkappen-Eigenschaften aber nicht tun. Eine kluge Marketingstrategie. Viele Länder haben gar nicht Bedarf an einem hochkomplexen Waffensystem mit Stealth-Eigenschaften, sondern benötigen in erster Linie eine hocheffiziente und gleichzeitig bezahlbare Technik.

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