In Europa verschwand der Waldrapp bereits in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die mit ihren gebogenen, langen Schnäbeln eigenartig aussehen Waldrappe galten bis vor wenigen Jahren als ausgerottet.

Aufzuchtprogramm für Waldrappe

Durch Spenden und diverse Sonderprogramme konnten unter der Leitung des  Österreichers Dr. Fritz von Helfern und anderen Biologen ein Programm aufgestellt werden, um aus Zoos in Österreich aus ausgebrüteten Eiern frischgeschlüpfte Waldtrappküken aufziehen, bis sie für weite Strecken flugbereit sind.

Mithilfe von geeignetem langsamen Fluggerät werden die Jungvögel in möglich neue und geschützte Brutgebiete begleitet.

Flugstunden für die jungen Vögel

Dass man die Tiere an den Lärm und die Fluggeräte gewöhnen kann, hatte bereits der französischer Meteorologe, Fotograf und Tierschutzaktivist Christian Moullec mit Gänsen erprobt. Da aber Ultraleichtflugzeuge zu schnell für den Waldrapp sind, wählte Dr. Fritz den motorisierten Gleitschirm aus und konnte so mithilfe eines Flugsportkameraden in einem längeren Zeitgewöhnungsprozess die jungen Tiere so erziehen, dass sie dem Gleitschirm folgten.

Jeweils vom April bis August erfolgten die Flug-Lehrstunden, die in den Ruhezeiten in eigens erstellten Grossvolieren in der Aufzuchtphase wie Kleinkinder von Ziehmütter aufgepäppelt wurden. Je nach Alter erfolgten in Gruppen von bis zu 33 Vögeln die Ausflüge. Angeboren ist den Tieren dabei nur, Aufwinde wie die Thermik zu nutzen. Der Waldrapp findet nach seiner Geburt nicht automatisch seinen Weg in den Süden, den solche Tiere normalerweise wählen. Erst das begleitete Fliegen so in das Wintergebiet von Laguna di Orbetello in der Toscana/Italien prägt ihm die Flugroute über die Alpen ein. Frühestens nach zwei bis Jahren kehrt er dann an seinen Heimatort zurück.

Erste grosse Erfolge des Aufzuchtprogramms

Bei Überlingen am Bodensee startete vor drei Jahren ein ergänzendes und noch breiter angelegtes Aufzuchtprogramm, dass nun erste grosse Erfolge zu verzeichnen hat. An zwei verschiedenen Orten, einem direkt am See und eine weiteren am Segelflugplatz in Heiligenberg, starteten nach der Aufzucht mit ständigem Flugtraining über diese Zeit die Auswilderungs-Aktionen.

Am 7. Mai flog der erste Waldrapp ein Männchen einer neuen Waldrappkolonie an den Bodensee zurück, dem am 10 Mai das erste Weibchen folgte. Nun landen sie wie auf einem Trägerflugzeug nacheinander, nachdem sie sich teilweise auch im Schweizer Voralpengebiet etwas länger vor dem Weiterflug nach Überlingen aufhielten.

Population soll auf mindestens 300 Tiere anwachsen

Alle Tiere sind mit GPS-Sendern ausgestattet. So konnte der Flug der Vögel verfolgt werden. Die Tiere wurden im Brutgebiet von Überlingen bereits von Anne-Gabriela Schmalstieg erwartet. Sie ist eine der beiden Ziehmütter dieser Vögel.

Ob die Vögel dieses Jahr noch brüten ist ungewiss, doch zunächst erwartet man weitere Vögel aus dem ehemaligen «Geschwader». 130 Tiere umfasst inzwischen die gesamte Population in Österreich und Deutschland. Für einen langfristigen Erhalt dieser Vogelart müssen die kostspieligen Auswilderungen jedoch noch weiter betrieben werden. Erst bei etwa 300 Tieren könne man sicher sein, die Tierart zu erhalten.

Biologe Dr. Johannes Fritz setzt weiterhin auf die motorisierte Gleitschirmtechnik.