«Nach rund sechzig Jahren hat sich am Fliegerhorst-Hinterstoisser in Zeltweg sehr viel verändert, aber auch viele bekannte Gebäude sind noch fast im Urzustand erhalten», stellte der ehemalige Kampfpilot der ersten Stunde, Adolf Theisinger (84) bei seinem Besuch erstaunt fest. Theisinger war einer der ersten Kampfpiloten der neu aufgestellten Luftwaffe des Österreichischen Bundesheeres Ende der 1950er bzw. Anfang der 1960er Jahre.

Fliegen damals und heute

Den Traum, Pilot werden zu wollen, verfolgte Adolf Theisinger als junger Mann konsequent und ergriff die Chance, zur Fliegertruppe des Österreichischen Bundesheeres einzurücken. Theisinger bestand die Aufnahmeprüfung und 1957/58  begann seine fliegerische Grundausbildung in Zeltweg. 

Auf Propellermaschinen vom Typ Zlin 126, Yak-11 und Yak-18 und der amerikanischen T-6 (Texan) sowie der Piper PA-18 absolvierte er seine fliegerische Grundausbildung. Rasch erkannten seinen Vorgesetzten das fliegerische Talent von Theisinger und so bekam er die Gelegenheit, bald auf Jetmustern wie der DeHavilland Vampire, der französischen Fouga Magister und in weiterer Folge auf die schwedische Saab J-29 (fliegende Tonne) zu wechseln. Kein Wunder, dass er im Rahmen seines kürzlichen Besuches in Zeltweg die Fachsimpelei mit den aktiven Eurofighter-Piloten, die ihm einen Einblick in das heutige supermoderne Kampffliegen gaben, schätzte.

Ausbildung in Schweden

Beim österreichischen Bundesheer begann Ende der 1950er Jahre die langjährige Zusammenarbeit mit Saab. Für die neue Fliegertruppe wurde der schwedische Saab J-29 «fliegende Tonne» geordert. Theisinger wurde als einer der ersten Piloten auserwählt, im Herstellerland Schweden auf diesem knapp schallschnellen Kampfjet seine Ausbildung zu absolvieren. Dreissig Exemplare wurden bestellt und Theisinger überflog die ersten davon von Schweden nach Österreich.

Aufgrund der noch dürftigen Flughafen-Infrastruktur wurden die «Tonnen» vorerst in Wien-Schwechat stationiert, später dann auch in Zeltweg, Klagenfurt und Linz-Hörsching. So erzählte Theisinger von vielen kritischen Situationen mit diesen aus heutiger Sicht uralten Kampfjets. Er sei am Ende froh gewesen, diese Ära gut überstanden zu haben, erinnert er sich heute mit einem Schmunzeln. 

Ursprünglich wollte Adolf Theisinger dann auf die Militärakademie nach Wiener Neustadt wechseln, um die Offiziersausbildung zu absolvieren, aber kurz davor ergab sich für ihn die neue Chance, zur noch jungen Austrian Airlines zu wechseln und «einen ordentlichen Beruf in der zivilen Luftfahrt zu erlangen», wie er sagt.

Wechsel zur Austrian Airlines (AUA)

Weil ihm die Entwicklung der Militärluftfahrt in Österreich noch zu unsicher erschien, wechselte Theisinger 1968  zur Austrian Airlines (AUA), um sich dort als Linienpilot seinen Lebenstraum vom Fliegen zu erfüllen. Anfangs waren die zweimotorige HS-748 und die viermotorige Vickers Viscount 779 sein Arbeitsgerät, bevor mit der zweistrahligen Caravelle das Jetzeitalter für Theisinger bei der AUA begann. Danach folgten bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1997 der Einsatz auf der zweistrahligen DC-9 und den nachfolge Mustern der MD-80 Serie. 

Adolf Theisinger ist einer der letzten Zeitzeugen der Anfänge der Österreichischen Luftstreitkräfte nach dem Staatsvertrag 1955. Mit glänzenden Augen schwärmt er nach wie vor voller Begeisterung für die Luftfahrt.