Flugplatz Hatfield, Grossbritannien, 27. Juli 1949: Das erste Passagierflugzeug der Welt mit vier Strahltriebwerken, die de Havilland Comet, wurde den britischen Medien präsentiert – vorerst noch am Boden mit Hochgeschwindigkeitstests auf der Piste. Dann wurde die Comet am Ende der Startbahn geparkt und die Triebwerke mit angezogenen Bremsen auf Startleistung hochgefahren. Die Presse war fasziniert vom lauten Aufheulen der vier Ghost-Turbotriebwerke. Als leistungsstärkste Triebwerkskombination aller zivilen Flugzeuge der damaligen Zeit wirkte sie wie real gewordene Science-Fiction. Wenige Jahre zuvor waren Düsentriebwerke der breiten Öffentlichkeit völlig unbekannt. Die Technologie galt als zu teuer, zu experimentell und schien zu geheim, um jemals in Serie zu gehen.

Erstflug am selben Abend

Nach der ersten Präsentation der Comet teilte der Pressesprecher von de Havilland den anwesenden Pressevertretern mit, dass die Veranstaltung beendet sei. Die Journalisten machten sich auf den Heimweg. Doch als die zahlreichen Medienvertreter bereits wieder abgezogen waren, entschied sich der Hersteller de Havilland nach weiteren Bodenerprobungen, den Comet noch am selben Abend zum Erstflug abheben zu lassen. Pilot des Flugzeugs war John Cunningham, ein Kriegsass und Chefpilot von de Havilland. Der 27. Juli war sein Geburtstag. Es war auch der Geburtstag von Geoffrey de Havilland, dem Eigentümer des Unternehmens und der treibenden Kraft hinter der Entwicklung der Comet. Cunningham setzte die Triebwerke noch einmal auf Startleistung, hob ab, stieg auf 2440 Meter Höhe (8000 Fuss) und überflog den Flugplatz in niedriger Höhe mit hoher Geschwindigkeit. Mindestens eine Kamera hielt diese Momente für die Ewigkeit fest. 

Beginn des Jetzeitalters eingeläutet

Der Erstflug und die Markteinführung der Comet läutete den Beginn des Jetzeitalters in der kommerziellen Luftfahrt ein. Die Jetflugzeuge flogen schneller und höher und somit über schlechtem Wetter. Die Passagiere liebten den neuen Komfort ohne Vibrationen und die auf die Hälfte verkürzte Reisezeit. Doch das Image der Comet litt schon nach wenigen Jahren. Die als Vorreiter des neuen Zeitalters gepriesenen Flugzeuge mussten ab 1953 mehrere Vorfälle und Abstürze beklagen. Sie führten zum Grounding der Comet 1 und in der Folge zu Weiterentwicklungen, welche als Comet 4 ab 1958 bis 1981 im Liniendienst zahlreicher Fluggesellschaften standen. 

Nase und Cockpit der Comet für die Caravelle

Indes: nach dem Scheitern der Comet 1 nach nur vier Jahren im kommerziellen Einsatz kamen andere populäre Düsenflugzeuge, etwa die Boeing 707, die Douglas DC-8 und die Caravelle auf und wurden berühmt. Bei der Entwicklung der Caravelle wurde zur Beschleunigung des Projektes in einer ersten britisch-französischen Zusammenarbeit die Nase und das Cockpit von der Comet übernommen. Der Siegeszug der Jetflugzeuge war nicht mehr aufzuhalten. Sie verdanken ihren Erfolg der Comet. Das Flugzeug zeigte auf, was man nicht tun sollte, aber auch was alles möglich war.