ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher war sichtbar erleichtert ob des gelückten Starts und den Empfang des Signals. «Der erfolgreiche Start von Euclid markiert den Beginn eines neuen wissenschaftlichen Unterfangens, das uns helfen soll, eine der spannendsten Fragen der modernen Wissenschaft zu beantworten», sagte er.

30-tägige Reise – sechsjährige Mission 

Noch ist die Mission nicht in trockenen Tüchern. In den nächsten vier Wochen wird sich Euclid zum Sonne-Erde-Lagrange-Punkt 2 begeben, einem Gleichgewichtspunkt des Sonne-Erde-Systems, der sich 1,5 Millionen km von der Erde entfernt (etwa das Vierfache der Entfernung Erde-Mond) in der der Sonne entgegengesetzten Richtung befindet. Dort wird Euclid in eine Umlaufbahn um diesen Punkt manövriert, und die Missionskontrolleure beginnen mit der Überprüfung sämtlicher Funktionen des Raumfahrzeugs, der Überprüfung des Teleskops und schliesslich dem Einschalten der wissenschaftlichen Instrumente.

Wissenschaftler und Ingenieure werden in einer intensiven zweimonatigen Phase die wissenschaftlichen Instrumente von Euclid testen und kalibrieren und sich auf Routinebeobachtungen vorbereiten. Über einen Zeitraum von sechs Jahren wird Euclid ein Drittel des Himmels mit nie dagewesener Genauigkeit und Empfindlichkeit vermessen. Dabei sendet Euclid riesige Datenmengen zur Erde.  Diese Daten werden vom Euclid-Konsortium ausgewertet, einer Gruppe von mehr als 2000 Wissenschaftlern aus über 300 Instituten in Europa, den USA, Kanada und Japan. Bis erste Erkenntnisse aus der Mission bekannt werden, dürfte es also dauern.

Euclid wird Milliarden von Galaxien in einem Umkreis von 10 Milliarden Lichtjahren beobachten, um die grösste und genaueste 3D-Karte des Universums zu erstellen, wobei die dritte Dimension die Zeit selbst darstellt. Diese detaillierte Karte von Form, Position und Bewegung der Galaxien wird zeigen, wie die Materie über riesige Entfernungen verteilt ist und wie sich die Ausdehnung des Universums im Laufe der kosmischen Geschichte entwickelt hat, so dass die Astronomen auf die Eigenschaften von dunkler Energie und dunkler Materie schließen können. Dies wird Theoretikern helfen, die Rolle der Schwerkraft besser zu verstehen und die Natur dieser rätselhaften Wesenheiten zu ergründen. An der Mission beteiligen sich auch Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen von Schweizer Instituten, namentlich  Astrophysiker der Universität Genf, Datenwissenschaftler der Fachhochschule Nordwestschweiz, Wissenschaftler der École polytechniquefédérale de Lausanne (EPFL) und Forscher der Universität Zürich .