Der Rumpf einem Ozeanriesen nachempfunden, 12 Motoren in Tandemgondeln auf dem Flügel, so präsentierte sich die Do X am 12. Juli 1929 im Bodensee vor Altenrhein. Dornier begann vor 100 Jahren mit der Projektierung für dieses imposante Flugschiff. Aus zahllosen Entwürfen entstand ab 1927 die Do X in der neuen Werft des Flugzeugbauers in Altenrhein. Allerdings wurden nur drei Exemplare gebaut, was der damaligen Weltwirtschaftskrise zugeschrieben wird. Keines davon blieb erhalten. 

Ein Traum von Flugzeug

Mit der Do X hat Dornier aber einen fliegerischen Traum erschaffen, der so manchen bis heute fasziniert. Modelle in reduziertem Massstab sind an Modellflugveranstaltungen zu bewundern. Für den Diplom-Ingenieur Peter Kielhorn, der u. a. für Dornier Seawings und Airbus tätig war, ist die Do X zum Lebensprojekt geworden. Seine Vision: Das Flugschiff 1:1 nachbauen. Fliegen soll die Replika nicht, aber begehbar sein und eventuell auch zu Wasser gelassen werden können. 

Kaum Pläne vorhanden

Peter Kielhorn begann 2014 mit der Recherche. Bereits die Suche nach Konstruktionszeichnungen gestaltete sich schwierig und brachte lediglich einige Übersichts- und Kabinenzeichnungen hervor. Dann stiess Kielhorn im Staatsarchiv St. Gallen auf gläserne Original-Dias vom Bau der Do X. Diese bezeichnet der Initiant als Schatz, der den Nachbau erst ermöglichen würde. 

112 Studentinnen und 33’600 Stunden 

Da die Baupläne fehlten, brauchte es eine Nachkonstruktion. Kielhorn hat weder Kenntnisse in der Konstruktion von komplexen Maschinen, noch besass er eine entsprechende CAD-Infrastruktur. Auch die finanziellen Mittel, professionelle Konstrukteure zu bezahlen, fehlten. Spätestens hier hätten viele wahrscheinlich den Bettel geschmissen. Kielhorn nicht. Es gelang ihm, eine Kooperation mit Dualen Hochschulen in Baden-Württemberg zu vereinbaren. Bis 2021 arbeiteten insgesamt 112 Studentinnen und Studenten der Dualen Hochschulen Friedrichshafen, Mosbach und Lörrach am Do X-Projekt. Dabei leisteten sie rund 33’600 Stunden. 

Verein gegründet

Peter Kielhorn fand Gleichgesinnte, die ihn bei seinem Projekt unterstützen. 2020 schlossen sie sich im Verein Freundes- und Förderkreis e.V. Do X zusammen. Inzwischen sind auch schon erste Bauteile fertiggestellt. Seit November 2023 arbeitet das Team nun am Aufbau des Vorschiffs: Dazu gehört auch der Nachbau der Inneineinrichtung von Cockpit und Navigationsraum. Natürlich wird auch die Instrumentierung originalgetreu nachgebaut. Wenn alles klappt, können die Instrumente bereits auf der AERO 24 in Friedrichshafen bestaunt werden. 

Die Do X des Freundes- und Förderkreises fliegt übrigens auch im Microsoft Flugsimulator. Das Modell basiert auf den Daten des Vereins und wurde von Microsoft für den Flugsimulator modifiziert. (siehe verlinkte Videos). Die bewegten Bilder laden zum Träumen ein.