Wenn ein Aviatik-Journalist nach mehreren Air Shows Erholung in Spanien sucht, dann besucht er das Hinterland der Costa Blanca. Denn die Strände an der Meeresküste sind überlaufen und die Hitze ist im Schatten von Mandelbäumen einer Finca besser zu ertragen. So geniesse ich im besagten Hinterland Spaniens die beinahe perfekte Stille, nur durch das Zirpen der Grillen begleitet. Im Liegestuhl bei einem kühlen Drink lässt sich die spannende Geschichte «La batalla de Inglaterra» – die Luftschlacht um England aus spanischer Sicht – entspannt nachlesen. Doch dann spitzt Kater «Dusty» seine Ohren und schaut in den wolkenlosen Himmel. Was ist los? Da dröhnen plötzlich Flugzeugmotoren, in geringer Höhe brausen weder Spitfires noch Hurricanes über die Finca, sondern Löschflugzeuge des Typs Canadair CL-215 der Spanischen Luftwaffe und Air Tractor AT-802 der Löschfirma Avialsa aus Valencia-Manises. Das Teleobjektiv gibt Gewissheit: Nur 15 Kilometer entfernt verdunkeln schwarze Rauchwolken den Himmel. Im Einsatz stehen bis 31 Löschflugzeuge und Helikopter, sie  bekämpften die Waldbrände während dreier Tage.

Effiziente Feuerbekämpfungs-Flotte

Die Entwicklung der Air Tractor AT-802 begann im Juli 1989. Der Erstflug des ersten Prototyps (N802LS) erfolgte am 30. Oktober 1990. Die erste AT-802A hatte am 6. Juli 1992 ihren Erstflug. Die Zulassung der AT-802A durch die Federal Aviation Administration (FAA) erfolgte im März; die AT-802 wurde im April 1993 und die AT-802F am 17. Dezember 1992 zugelassen. Die ersten Serienflugzeuge wurden in der zweiten Hälfte des Jahres 1993 ausgeliefert und besassen noch die schwächeren Pratt & Whitney-PT6A-45R-Triebwerke. Das Flugzeug wird als zweisitzige AT-802 und als einsitzige AT-802A für den Agrareinsatz, sowie als AT-802F beziehungswiese AT-802AF Fire Boss als Feuerlöschflugzeug mit 3000 Litern Wasserfassungsvermögen und mit  Schwimmern gebaut. Insgesamt wurden bis ins Jahr 2005 mehr als 200 AT-802 gebaut und in die USA, nach Australien, Kanada und in verschiedene europäische Länder ausgeliefert.

5455 Liter Wasser oder Löschmittel in den Tanks

Die Canadair CL-215 ist ein zweimotoriges Schulterdecker-Amphibienflugboot in Ganzmetallbauweise. Sie besitzt einen einstufigen Bootskörper und starr montierte Stützschwimmer unter den Flügeln. Für die Landung an Land ist ein einziehbares Dreibeinfahrgestell vorhanden, wobei das Bugrad komplett in den Rumpf einfährt und die Hauptfahrwerksräder in eine hohe Position unter die Tragflächen gefahren werden, jedoch ausserhalb der Rumpfkontur verbleiben. Für die Brandbekämpfung kann die CL-215 5455 Liter Wasser oder Löschmittel aufnehmen, zusätzlich können in gesonderten Tanks 710 kg Schaumkonzentrat geladen werden. Die Löschwasseraufnahme erfolgt im Regelfall in einer Art Touch-and-Go-Manöver auf dem Gewässer, aus dem das Wasser entnommen wird. Während das Flugboot nach dem Aufsetzen annähernd mit Abhebegeschwindigkeit (ca. 150 km/h) über das Wasser gleitet, werden durch ein spezielles Verfahren die Tanks durch den Staudruck des Wassers in wenigen Sekunden gefüllt. Durch dieses zeitsparende Verfahren wird eine hohe Zahl von Einsatzzyklen im Löscheinsatz erreicht. Der Wasserabwurf erfolgt ebenfalls durch Klappen auf der Unterseite des Rumpfbootes.

Verheerendes Feuer

Es war das bislang verheerendste Feuer dieses Sommers in Spanien. Mindestens 3000 Hektar Wald hat der folgenschwere Brand bei Llutxent in der Provinz Valencia vernichtet. Auch  Überbauungen wurden ein Raub der Flammen, 2600 Anwohner mussten ihre Häuser verlassen und bereitgestellte Notunterkünfte aufsuchen. Dank den Einsätzen am Boden und gezielten Wasserabwürfen durch Amphibien-Flugzeuge und Helikopter konnte eine noch grössere Katastrophe verhindert werden.