Schon 1975 litt die Lüneburger Heide, südlich von Hamburg, in einem extrem heissen Sommer unter grossflächigen Heide- und Buschbränden. Damals wie heute rückte die Bundeswehr mit ihren Transporthubschraubern an, dazu wurde ein Transportbehälter zum Abwurf von 5000 Liter Wasser auf Brände entwickelt. «Smokey» ist eine Art Wassersack, der von den Helis herabgelassen wird und sich sofort füllt. Nach kurzem Flug am Einsatzort angekommen, öffnet sich ein großes Bodenventil und so kann das Löschwasser vor allem auch punktuell innert Sekunden ausgebracht werden. Bundeswehreinsätze erfolge in Rahmen von Amtshilfeersuchen über dasa Innenministerium.

Bewährte Canadair

1975 wurde auch der Transporter Transall eingesetzt, für den eigens Rüstsätze zur Aufnahme von 12'000 Liter Wasser von der Firma MBB entwickelt wurden. Die Betankung benötigt zwar eine gewisse Zeit, doch bei Löscheinsätzen kann das Wasser ebenfalls in 3 bis 7 Sekunden ausgebracht werden. Mittelmeerländer begegnen Wald- und Buschbrände vornehmlich mit speziellen Wasserbombern der Typen Canadair CL 215, 215T und 415, der Turbopropversion. Diese können im Touch-down über der Wasseroberfläche innerhalb von 12 Sekunden bis zu 6400 Liter Wasser aufnehmen und über einen Streifen den Brand bekämpfen. Die bis zu 333 km/h schnellen Flächenflugzeuge bewähren sich bereits seit Jahrzehnten und das ursprünglich auch in der Kolbenmotorversion CL 215.

Die den Bränden oft hilflos gegenüberstehenden Feuerwehren versuchen Feuersbrünsten von der Strasse aus oder schnell gerodeten Waldwegen mit Tanklöschfahrzeugen zu begegnen. Deren Einsätze wirken nicht selten wie der Tropfen auf den heissen Stein, weil die Wasserstrahlen nicht weiter als 50 Meter in die oft kilometerweiten, aus Kiefern bestehenden Monokulturen reichen.

Eigene Löschbomber für Deutschland?

Zwar verfügt die Deutsche Bundesluftwaffe über eine ausreichende Anzahl des Transporthubschraubers CH-53, die auch durch leichtere Hubschrauber der Polizei unterstützt werden. Doch sind längst nicht alle Besatzungen auch für Feuerlöscheinsätze ausgebildet wie etwa die Firefighter-Piloten in den Mittelmeerländern.  Doch allein das Hubschraubergeschwader 64 aus Holzdorf löschte mit 100 000 Litern Wasser die unzugänglichen bis zu 50 Fussballfelder grossen Flächen. Deswegen wird in Deutschland die Forderung immer lauter, eigene Löschbomber zu beschaffen; dies nicht zuletzt auch im Hinblick auf den Klimawandel.

Auch Schweden und Polen klagen über vermehrte Waldbrände. Landwirtschaftliche Flächen, wie sie in Brandenburg und Mecklenburg Vorpommern betroffen waren, lassen sich sogar nur fast ausschliesslich mit Löschflugzeugen bekämpfen. Der Deutsche Feuerwehr-Verband DFV geht zwar davon aus, dass Hubschrauber zur Waldbrandbekämpfung alleine ausreichen, doch das Technische Hilfswerk und die regionalen Forstverwaltungen vertrauen mehr der Philosophie der erfolgreichen Firefigter aus den Mittelmeerregionen.

Löschflugzeug vs. Löschhelikopter

2016 brannte es nach Angaben der Europäischen Kommission 777 mal in Griechenland, in Deutschland 608 mal. Die meisten Brände im europäischen Raum gab es in Portugal mit 13'261 – dahinter liegt Spanien mit  8817 Bränden. Nach Angaben des Deutschen Feuerwehrverbands (DFV) sei eine Lage, wie etwa in Griechenland bei uns jedoch kaum möglich. Dies wegen der anderen Art der Vegetation und der Präventionsmassnahmen wie Brandschneisen. Im internationalen Vergleich habe Deutschland ausserdem mit über einer Million Feuerwehrleuten eine sehr stark aufgestellte Feuerwehr. Ausserdem gebe es mehr Zufahrtswege und Hydranten im Wald als beispielsweise in Griechenland. Das ist soweit auch richtig. Doch Harald Ebner, Grünen-Bundestagssprecher für Waldpolitik, plädiert dennoch für Löschflugzeuge, auch wenn sie möglicherweise nicht so oft gebraucht werden wie in anderen Staaten. «Für den möglichen Fall grosser Waldbrände braucht es ausreichende Spezialisten und eine gute Ausrüstung, zum Beispiel mit Löschflugzeugen», sagte er.

«Deutschland braucht keine Löschflugzeuge», äusserte hingegen ein Sprecher des Deutschen Feuerwehrverband gegenüber der Internet-Plattform t-online.de selbstsicher. Man brauche dafür mehr Löschhubschrauber, denn Hubschrauber könnten schneller betankt werden. Sie müssten hierfür nicht landen, sondern an sogenannte Aussenlastbehälter angeschlossen werden. Man vergass allerdings einen Kostenvergleich anzustellen. Ein CL 425 kostet 35 Millionen kanadische Dollar, hingegen würde ein CH-53 der neuen Bauart schon 90 Millionen Dollar kosten, abgesehen von den sehr viel höheren Wartungskosten. Ein Grund, nebenbei, weshalb die Luftwaffe an die Neubeschaffung der inzwischen ins Alter gekommenen CH-53 denkt.

Erneut den Transall einzusetzen, stand nicht zur Diskussion, weil der Bestand der Maschinen wegen der kompletten Ausmusterung bis 2021 schon jetzt so stark reduziert wurde, dass auf keine Maschine mehr zurückgegriffen werden konnte.

Flächenflugzeug-Staffel soll auch andere Länder unterstützen

Harald Ebner drängt auf eine baldige Aufstellung einer Staffel mit mehreren Flächenflugzeugen, um nicht nur die deutschen Wälder und Agrarflächen zu schützen, sondern um auch anderen Ländern im Bedarfsfall die notwendige Unterstützung zu gewähren. Experten gehen sogar davon aus, dass Länder wie Schweden und Polen sich mit Deutschland die Kosten für ein ständiges Einsatzkommando teilen könnten. Ein Einsatz-Wasserflughafen in Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern erscheine dabei am geeignetsten. Einziges derzeitiges Handicap: Amphibienflugzeuge dürfen nur auf wenigen deutschen Gewässern starten und landen. Hier stünde der Gesetzgeber erst einmal in der Pflicht Sonderregelungen zu treffen, auch wenn es Ländersache ist.

Bald CL-515 im Einsatz?

Doch einfach nur kaufen, geht leider nicht, denn die Produktion der Amphibienflugzeuge wurde bei Bombardier 2015 eingestellt.

Auf einem Flugplatz in British Columbia stehen elf gebrauchte, aber wenig benutzte Maschinen des alten Typs CL-215, die nun  neue Turboprop-Triebwerke von Pratt & Whitney erhalten und mit neuer Avionik ausgestattet werden. Der erste sogenannte CL-415 Enhanced Aerial Firefighter (EAF) soll rechtzeitig vor der Waldbrandsaison 2020 an Bridger Aerospace aus dem US-Bundesstaat Montana ausgeliefert werden. Der auf die Bekämpfung von Waldbränden spezialisierte Luftverkehrsdienstleister Viking Air hat fünf Maschinen bestellt. Da aber auch die meisten schon lange im Einsatz befindlichen CL-415 und dies besonders in den Mittelmeerländern im Einsatz sind, will Viking Air nun Ende dieses Jahres über eine Neuauflage der Canadair-Löschflugzeuge entscheiden. Zusammen mit ihrer Leasing- und Finanzierungstochter Longview Aviation Asset Management (LAAM) hat Viking bei dem kanadischen Wirtschaftsministerium bereits finanzielle Hilfen für den Start des Programms beantragt, das in CL-515 umbenannt werden soll.

Erfolgreich gegen Waldbrände mit Mix aus Helis und Flächenflugzeugen

Die Chancen zum Neustart dieses Programms stehen gut, denn andere Amphibienflugzeuge in Russland, China und Japan befinden sich in Entwicklung und entsprechen nicht unbedingt den Anforderungen europäischer Nutzer. Die noch umrüstbaren CL-415 könnten ab 2025 beschafft werden, so lange müsste man in Mitteleuropa versuchen, sofern verfügbar Maschinen aus anderen Staaten anzumieten. Auch mit verfügbaren CH-53 Helicoptern wird es immer schwieriger. Nach über 40 Jahren im Einsatz fordert die Bundeswehr längst ihren Ersatz.

Experten sind sich einig: Nur der Mix aus Flächenflugzeugen und Hubschraubern mit Löschbehältern machen grossflächige Waldbrandbekämpfung erfolgreich. Dazu bedarf es einer Expertenkommission, die mit Sachverstand zur Lösung des Problems beitragen können.