Hugo Junkers Junkers kam am 3. Februar 1859 als Sohn eines Webereibesitzers im nordrhein-westfälischen Rheydt zur Welt. Genau 76 Jahre später, am 3. Februar 1935, starb er im bayerischen Gauting, von den Nationalsozialisten enteignet und gedemütigt. Dazwischen liegt eine fulminante Ingenieurs-Karriere: Bis zu seiner Enteignung gründete Junkers rund vierzig verschiedene Betriebe und meldete zahllose Erfindungen beim Patentamt an. Darunter waren neben Gasbadeöfen und Metallmöbeln besonders zahlreiche Flugzeugmodelle, die Weltberühmtheit erlangten.

Vom ersten Flugzeug ganz aus Metall zum Russland Abenteuer

1915 entwickelte Junkers das weltweit erste Flugzeug ganz aus Metall: die J1. Vier Jahre später verliess das erste Ganzmetall-Kabinen-Verkehrsflugzeug aus Wellblech, die F13, das Dessauer Junkers Flugzeugwerk. Der Tiefdecker aus Duraluminium bot Platz für zwei Piloten und bis zu vier Passagiere und gilt als Vorfahre des Verkehrsflugzeugs. Grosser Vorteil: Die Passagiere hatten endlich Kabinen und mussten nicht mehr in warmen Decken eingehüllt in offenen Flugzeugen reisen.

Ihren Erstflug absolvierte die F13 am 25. Juni 1919. In den frühen 20er Jahren bewältigten die F13 -Modelle zeitweilig bis zu siebzig Prozent des europäischen Luftverkehrs. Junkers liess sie in Serie produzieren. Durch das absolute Bauverbot von Flugzeugen in Deutschland – durch die Einführung des Versailler Vertrages, wurde die deutsche Luftfahrtindustrie konkurrenzunfähig. Auf Anregung der Regierung gründeten daher deutsche Luftfahrtunternehmen Zweigwerke im Ausland, um dort ungehindert ihre bisherigen Erfahrungen einzubringen: Dornier in der Schweiz (Altenrhein) und in Italien, Junkers in Schweden und in Russland. Im Zweigwerke in Fili bei Moskau entwickelte Junkers ein zweisitziger Tiefdecker, die J20, und ein zweisitziger Hochdecker J21. Beide Typen konnten in grösseren Stückzahlen gebaut werden. Dieses umstrittene Russland-Unternehmen brachte Junkers in die schwerste Krise, denn die Russen kündigten den auf dreissig Jahre abgeschlossenen Vertrag nach vier Jahren. Junkers zog sich mit ein Defizit von 10 Millionen Reichsmark aus dem Abenteuer zurück. Russland konnte dank der Junkers-Werke sowohl seine Luftfahrtindustrie als auch seinen Luftverkehr durch die Übernahme von 50 F-13 Flugzeugen aufbauen.

Junkers Maschinen flogen weltweit

Als die Fluggesellschaft Junkers-Luftverkehrs-AG 1926 mit der Deutschen Aero Lloyd zur Deutschen Luft-Hansa AG fusionierte, bestand fast die Hälfte ihrer Flotte aus Junkers-Typen. Seine Flugzeuge flogen auch für Gesellschaften im europäischen Ausland, in Asien, Südafrika, Australien, Kanada und den USA. Es ist weiterhin in Vergessenheit geraten, dass mit dem Einsatz von Junkers F13 Flugzeugen der persische Luftverkehr 1924  aufgenommen wurde. Junkers erhielt das Monopol für den gesamten persischen Luftverkehr. 1926 entstanden aus der einmotorigen F13 die W33/34, bis kurz vor dem Zweiten Weltkrieg in über 2000 Exemplaren gebaut.

Erfolgreichstes Flugzeug der 1930er-Jahre: «Tante Ju»

Junkers erfolgreichstes Flugzeug ist unbestritten die  legendäre Ju 52, auch «Tante Ju» genannt. Die Lufthansa und viele internationale Luftverkehrsgesellschaften setzten sie erfolgreich ein. Insgesamt verliessen mehr als 4000 Maschinen die Montagehallen. Dass die Nationalsozialisten das Modell später mit der Legion Condor als Bomber im Spanischen Bürgerkrieg und in den 40er-Jahren als Kriegsinstrument missbrauchten, musste Junkers nicht mehr erleben. Für kriegerische Zwecke hatte er die Flieger nicht gebaut.

Hugo Junkers wird enteignet

Die Nazis enteigneten den Industriellen kurz vor seinem Tod am 3. Februar 1935. Junkers, der in der Weimarer Republik zahlreiche liberale Freunde hatte, schien ihnen immer zu pazifistisch gewesen. Nach der «Machtergreifung» 1933 stand er den Aufrüstungsplänen der Nationalsozialisten im Wege. Sie stellten ihn in einem Geheimverfahren vorübergehend unter Hausarrest. Seine Firmen durfte er nicht mehr betreten; kurz darauf starb er.

Umstellung auf Rüstungsbetrieb

Über 30'000 Maschinen verschiedenster Typen verliessen bis 1945 die Junkers-Werke. Darunter das  berüchtigte Sturzkampf-Flugzeug Ju 86, die Ju 88, ein Kampf-, Aufklärungs- und Nachtflugzeug, und der vierstrahlige Bomber J287 mit  nach vorn gepfeilten Flügeln. Neben den Entwicklungen im Flugzeugbau baute Junkers auch Hochleistungs-Kolben-Flugmotoren. 1938 begannen die Arbeiten an Strahltriebwerken, das Düsen-Triebwerk  Jumo 004 ermöglichte Messerschmitt, den ersten Turbojäge der Welt - die Me-262 -in die Luft zu bringen.

Das Kriegsende brachte den völligen Zusammenbruch der Junkers Werke. 700 hochqualifizierte Ingenieure wurden nach Russland gebracht, andere verlieben im Westen und waren später in Frankreich an der Entwicklung von Strahltriebwerken massgeblich beteiligt.