Der TF-104G war vier Jahrzehnte in der Aeronautica Militare im Einsatz. Nun kehrt dieser Flugzeugtyp für die Flugshow am 17. und 18. Juni an den italienischen Himmel zurück.  Der Starfighter gehört zur Flotte von Starfighters Aerospace, die am Kennedy Space Center in Florida beheimatet ist. Der Jet wurde in einem Transportflugzeug aus den USA nach Italien gebracht. Am 12. Juni  fand ein Testflug ab dem Luftwaffenstützpunkt Grosseto statt, welcher der Zulassung für die Teilnahme an der Jubiläums-Flugshow diente.  Am Steuer des Jets sitzt Commandante Piercarlo Ciacchi. Der in Triest geborene Pilot flog den Starfighter in der Aeronautica Militare. Später war er Mitglied der Frecce Tricolori. Heute lebt Ciacci in Florida und arbeitet für Starfighter Aerospace.

Gründung der Luftwaffe verlieh italienischer Luftfahrt Schub

Die Aeronautica Militare Italiana wurde am 28. März 1923 als Regia Aeronautica gegründet. Die Gründung als autonome Streitkraft verlieh der Entwicklung der Luftfahrt in Italien Schub: Das Flugzeug verkörperte perfekt das vom Regime propagierte Modell der Modernität, des Heldentums und des absoluten Kraftakts.  Zur Feier des zehnten Jahrestags startete am 1. Juli 1933 eine Formation von 24 Wasserflugzeugen des Typs S.55X von Orbetello aus und erreichte New York achtzehn Tage später. In der Heimat der Luftfahrt wurden die Piloten von einer jubelnde Menge empfangen. Die Flüge der 24 Wasserflugzeuge stehen für den Übergang von der Pionierzeit der Luftfahrt zur Moderne, in der das Fliegen nicht mehr Ausdruck individueller Initiative ist, sondern das Ergebnis sorgfältiger Planung in Teamarbeit ist. 

Rekorde und Legionen

Während der Wettlauf um fliegerische Rekorde weiterging – die Regia Aeronautica hielt nicht weniger als 33 der 84 Rekorde des Internationalen Luftwaffenverbands – erhielt die junge Armee die Möglichkeit, ihre Fähigkeiten und ihr Know-how zunächst in Äthiopien und dann in Spanien unter Beweis zu stellen, wohin sie zahlreiche Freiwillige entsandte, die unter dem Banner der Legionärsluftstreitkräfte kämpften. Dies wiederum führte dazu, dass die Regia Aeronautica zu Beginn des zweiten Weltkriegs über 3000 Flugzeuge verfügte, von denen nur zwei Drittel einsatzbereit waren. Dazu war die Technologie veraltet. Die Bewaffnung und die Flugeigenschaften der Flugzeuge konnten nicht mit denen ihrer Kontrahenten mithalten. Die italienischen Piloten kämpften ehrenvoll in Afrika, im Mittelmeer, auf dem Balkan, in Russland und natürlich in der Heimat, aber nach zwei Jahren schien das Schicksal des Krieges besiegelt. Es bestand nicht einmal mehr die Notwendigkeit für die Industrie, mit der Produktion konkurrenzfähiger Flugzeuge zu beginnen. Die Kriegstätigkeit der italienischen Luftwaffe dauerte bis zum 8. Mai 1945. Nach dem 59-monatigen Krieg sahen sich die italienischen Luftstreitkräfte mit den Problemen der Reorganisation konfrontiert. 

NATO-Beitritt stärkte Wiederaufbau

Der Beitritt Italiens zur NATO im Jahr 1949 brachte unmittelbare Vorteile für den Wiederaufbau mit sich. Kaum zehn Jahre nach dem katastrophalen Ausgang des Zweiten Weltkriegs wurde die Flotte der Luftwaffe dank der von den Vereinigten Staaten eingeleiteten Hilfsprogramme erneuert und modernisiert, so dass sie sich perfekt ins Atlantische Bündnis integrierte. Die neu erhaltenen De Havilland DH-100 Vampire leiteten den Übergang von Propellermaschinen zu Düsenflugzeugen ein. In den 1960er-Jahren wurde der Abfangjäger F-104 «Starfighter» für 40 Jahre zur Speerspitze der Luftwaffe. Flugschulen erhielten den italienischen Trainer MB326 von Aermacchi, und die «ab initio jet»-Methode wurde eingeführt.

Eigene Trainer, modernste Fighter

Seit 1961 vertritt die Pattuglia Acrobatica Nazionale «Frecce Tricolori» die Luftwaffe und den Staat Italien bei allen Flugshows in Italien und auf Shows in der ganzen Welt. Die Beschaffung der Tornados markierte 1981 den Beginn des Zeitalters der elektronischen Kampfführung. Gleichzeitig begann die Entwicklung des neuen leichten Jagdbombers AMX, und im selben Jahr wurden die ersten Aermacchi MB-339A ausgeliefert, die in der Version PAN ohne Flügelspitzen die G-91 der «Frecce Tricolori»" ersetzten. Zu Beginn der 2000er-Jahren wurden die F-104 Starfighter ausgemustert und die Eurofighter F-2000 «Typhoon» in Dienst gestellt. Italien war eines der ersten Länder, die sich für den F-35 entschieden haben. 2015 wurde der erste Jet an die Aeronautica Militare ausgeliefert.

Fliegen für die Bevölkerung

Die italienischen Luftstreitkräfte beteiligen sich auch heute noch an internationalen Missionen in Kriegs- und Krisengebieten. Darüber hinaus ist die Aeronautica Militare für die Bevölkerung im Einsatz. Etwa, wenn es darum geht, Verletzte oder Erkrankte mit Flugzeugen und Helikoptern zu evakuieren oder in Spezialkliniken zu überfliegen.