Der Liechtensteiner Herbert Weirather (32), CEO eines Unternehmens für Sportvermarktung hat zwei Hobbys: Eines ist das Fliegen mit seiner Kunstflugmaschine Extra 330 ST. Das andere ist das ferngesteuerte Fliegen mit kleinen Drohnen, bei denen in Wettbewerben in Hallen halsbrecherische Rennen mehrere Drohen gleichzeig nur über Fernsehbrillen gesteuert werden. Seine Firma Drone Champions AG veranstaltet an publikumsträchtigen Orten wie London, Moskau, Zürich oder auch Simatai in China mit namhaften Sponsoren internationale Drohnen Grand Prix aus.

300 kg Schub und 140 km/h

Naheliegend, dass beim Flug mit den hochpräzisen Drohnen auch Ideen entstanden, diese manntragend herzustellen. Das Konzept war klar: es sollte ein Rumpf mit 6 über CFK-Stützen liegende Doppelpylons werden, deren Motoren jeweils als Hub-und Schubmotoren ausbildet sind. Bei den Elektromotoren fiel die Wahl auf die deutschen Hacker-E-Motoren. Deren Q150 normalerweise 25 kg schwere Flugmodell antreibt. Der 12 kW-Motor, der auch in anderen Anwendungen zum Einsatz kommt, unter anderem auch in motorisierten Gleitschirmen, hat eine offene Luftkühlung. 12 Motoren dieser Art sollten in der Lage sein, 165 kg in die Luft zu bringen. 300 kg Schub stehen mit den Hacker-Motoren zur Verfügung.

Die 98 kg leichte Drohne hat eine automatische Lageregelung wie die meisten Drohnen. Die Steuersignale werden über vollredundante Fernsteuerung übertragen. Später soll es auch möglich sein, «Big Drone», wie der utopisch aussehende Einsitzer bezeichnet wird, mit einer Sticksteuerung zu versehen. Bis zu 140 km/h schnell wird man damit fliegen können. Genau das sind auch die Geschwindigkeiten mit denen die Minirenndrohnen um Pylons und Tore düsen.

Bemannt, aber vom Boden aus gesteuert

Für die Bestätigung der Flugleistungen wurde in Friedrichshafen die über 10'000 Quadratmeter grosse Messehalle A1 gewählt. Die Ergebnisse der Flugversuche waren so positiv, dass man sich danach entschied, ans kroatische Vrsar mit dem Prototypen zu reisen und die Flugversuche ferngelenkt, wie schon in Deutschland, fortzusetzen. Dort sass CEO Herbert Weirather in der einsitzigen Maschine und absolvierte erste Schwebeflüge mit der Maschine, die Mirko Cesena mit seiner Fernsteuerung steuerte. Cesena ist ehemaliger Drone Champions League Teilnehmer und disziplinübergreifender Champion.

In einem Gespräch erklärte Weirather, dass er grosses Vertrauen in den Fernlenkpiloten gehabte habe, denn als Pilot möchte man eigentlich den Steuerknüppel immer selbst in der Hand haben. Am dortigen Flugplatz konnte er allerdings nur maximal einen Meter über den Boden schweben. Anschliessend habe man eine 50 kg leichte Puppe ins offene Cockpit gesetzt und Mitarbeiter Mirko Cesena damit Kunstflug mit der Fernsteuerung durchführen lassen. Die Drohne habe ebenso zuverlässig und blitzschnell reagiert, wie es auch die kleinen 150 Gramm leichten Renndrohnen tun.

Mögliche Teilnahme an der AERO

Das Ziel sei es, so Weirather, recht bald mit der Drohne unbemannte Rennen durchzuführen, erst im nächsten Schritt würde man bemannte Rennen starten. Erste Anfragen aus Deutschland und den USA liegen bereits vor. Herbert Weirather spielt mit dem Gedanken, ob er sich an der AERO beteiligen soll. Allerdings reiche die Batteriekapazität für den geplanten Rundkurs der 1. Lindbergh e-flight Rallye noch nicht aus und eine Flugerlaubnis läge noch lange nicht vor, weil in keinem der deutschsprachigen Länder überhaupt klare Regeln existieren. Nur wenige Hersteller wie Volocopter und Airbus durften bis jetzt unter Sonderauflagen fliegen. Doch präsentieren möchte Weirather die Drohne trotzdem; und wenn es nur rein statisch ist.