Der litauische Luftwaffenstützpunkt Šiauliai ist bereits seit mehr als 20 Jahren das Symbol für die Entschlossenheit der NATO zur kollektiven Verteidigung des europäischen Luftraums im Ostseeraum. Die Baltic Air-Policing (BAP)-Mission ist ein NATO-Luftverteidigungsschnellalarm (QRA) zur Überwachung des Luftraums über den drei baltischen Staaten Estland, Lettland und Litauen und mittlerweile auch über Nordpolen. Das BAP begann 2004 auf dem Luftwaffenstützpunkt Šiauliai in Litauen. Seit Mai 2014 wurde die Mission ausgeweitet und auch andere Flugplätze standen für NATO-BAP-Einsätze zur Verfügung. Die Ostseeregion ist ein sensibles Gebiet an der Ostflanke Europas, in welcher NATO-Flugzeuge jede Woche russische Kampfflugzeuge in der Nähe der europäischen Grenzen abfangen. Die Spannungen zwischen dem Westen und Russland sind seit dem Ausbruch des Ukraine-Krieges gestiegen. 

Vier Monate Einsatzdauer

Die Portugiesen und Rumänen übernahmen den Auftrag zur Luftverteidigung im Baltikum im April. Ihr gemeinsamer Einsatz dauert noch bis Ende Juli. Die Abteilungen der beiden Luftwaffen halten im Rahmen der NATO-Luftpolizei die Alarmbereitschaft und Reaktionsfähigkeit rund um die Uhr aufrecht und fliegen gleichzeitig kombinierte und gemeinsame Einsätze mit regionalen Verbündeten und Partnern. 

Portugal mehrfach federführend

Nach 2007, 2014, 2016 und 2018 ist dies für die Portugiesen der fünfte Einsatz als federführende Nation für das Baltic Air Policing. In den Jahren 2019, 2020 und 2021 beteiligte sich das Land zudem in einer ergänzenden Rolle an den Missionen. Neben der Unterstützung der NATO-Mission im Ostseeraum trägt Portugal auch regelmässig zu Sicherungsmassnahmen und verstärktem Air Policing im Süden bei und unterstreicht damit sein Engagement für kollektive Verteidigung und Bündnissolidarität. Die F-16 der portugiesischen Luftstreitkräfte gehören zum Geschwader 301, das auf dem Luftwaffenstützpunkt Monte-Real in Portugal stationiert ist. Die portugiesische Abordnung besteht aus vier F-16AM Fighting Falcon-Kampfflugzeugen.

Rumäniens zweiter Einsatz

Für Rumänien ist es erst der zweite Einsatz.  2007 beteiligte sich das Land als 12. Bündnispartner erstmals an der Baltic Air Policing-Mission. Damals patrouillierten rumänische MiG-21 LanceR C-Jets von August bis November 2007 am Himmel über dem Baltikum. Nun nimmt das Land mit den F-16AM Fighting Falcons teil, die es von Portugal gekauft hat. Der gemeinsame Einsatz der beiden Nationen unter NATO-Flagge setzt die Zusammenarbeit der beiden Luftwaffen fort.  

Kommando von 100 Personen

Die derzeitige rumänische Einheit wird von Oberst Cosmin Vlad (NATO OF-5) geleitet. Das aktuelle rumänische Kommando bestehe aus fast 100 Personen, so Vlad. Der Hauptteil der Mission traf am 25. März 2023 ein, und die Mission begann am 1. April 2023. Bei der beteiligten Einheit handelt es sich um die 53. Jagdstaffel (Escadrila 53 Vânătoare) (53 FS) der rumänischen Luftwaffe aus Baza 86 Aeriana Fetisti. Die vier F-16-Mehrzweckkampfflugzeuge und das dazugehörige Personal tragen den klingenden Namen 'Carpathian Vipers'. Vlad erklärte, dass  etwa 10 Piloten während des BAP-Einsatzes rotieren. «Wir befinden uns derzeit in der Halbzeit der Mission und etwa die Hälfte der Piloten hier in Litauen wird bald durch eine neue Gruppe von Piloten aus Rumänien für die zweite Hälfte der Mission ersetzt.»

Erster Einsatz über der Ostsee

Sechs Tage nach der Übernahme der Baltic Air Policing-Mission auf dem Luftwaffenstützpunkt Šiauliai (Litauen) wurden erstmals zwei rumänische F-16-Kampfjets vom Combined Air Operations Center Uedem (Deutschland) zu einem Einsatz gerufen. Die Flugzeuge musstenauf einen Zwischenfall im internationalen Luftraum über der Ostsee reagieren. Eine Formation von zwei nicht identifizierten Luftfahrzeugen waren über internationalen Gewässern im Verantwortungsbereich der NATO entdeckt worden. Diese gaben ihre Identität nicht bekannt und standen nicht in Kontakt mit zivilen Flugsicherungsstellen. Im Einklang mit den Standardverfahren des Bündnisses identifizierten die rumänischen F-16-Kampfflugzeuge die beiden Luftfahrzeuge als zwei russische Sukhoi Su-27-Flanker. Nachdem die rumänischen NATO-Jets das Abfang- und Identifizierungsmanöver professionell durchgeführt hatten, eskortierten sie die russischen Flugzeuge sicher aus dem Luftraum und kehrten zum Luftwaffenstützpunkt Šiauliai zurück. «Der erfolgreiche Abschluss der ersten Scramble-Aufgabe im Rahmen der verstärkten Air Policing-Mission in den baltischen Staaten bestätigt die hohe Bereitschaft der 'Carpathian Vipers'-Abteilung zur Sicherung des Luftraums und die Fähigkeit der rumänischen Luftwaffe, unsere F-16-Flugzeuge in NATO-Missionen einzusetzen», sagt der Kommandeur der F-16-Abteilung. Bis Mitte Juni sind die Rumänen bereits über 100 Einsätze geflogen. Dabei wurden etwa 10 Flugzeuge wie die Su-27 in diesem Beispiel von den rumänischen und portugiesischen Luftstreitkräften abgefangen.