Sechs Jahre nach der Unabhängigkeitserklärung des Libanon von Frankreich wurde 1949 die Lebanese Air Force (LAF) gegründet. Die Regierungen Grossbritanniens, Frankreichs und Italien überliessen dem jungen Staat eine Anzahl von Flugzeugen wie Hawker Hunter und Mirage IIIE. Zwar werden die Hunter noch unterhalten, sind aber nicht mehr im aktiven Einsatz. Die Mirages sind verkauft worden. Somit fehlt der Luftwaffe die Jäger-Kampfkraft. Seit längerer Zeit stützt sie sich einzig auf Helikopter.
Der Aufbau der LAF
In den vergangenen Jahren hat die libanesische Luftwaffe drei Cessna 208S «Combat Caravans» für Aufklärung und Angriff gekauft und im Juni 2018 sind sechs Embraer EMB 214 «Super Tucanos» dazugekommen.
Brigadier General Ziad Haykal, ausgebildeter Helikopter-Pilot und heute Luftwaffen-Kommandant, erläutert am Beispiel der kürzlichen Kampf-Einsätze die zunehmende Bedeutung der libanesischen Luftwaffe. In einem Krieg gegen eine militante islamistische Organisation im Norden des Landes im Jahr 2007 wurden vor allem medizinische und Evakuations-Einsätze geflogen. Es zeigte sich aber, dass die UH-1H-Helikopter, welche hauptsächlich für diese Transporte eingesetzt wurden, zu Bombern umgebaut werden mussten. Erst damit konnten Terroristen-Gruppen bekämpft werden. Dies war der Beginn des Aufbaus der Luftkampf-Fähigkeiten im Libanon.
Ab 2009 wurden drei gepanzerten Cessna 208 integriert, welche geeignet sind, mit je zwei AGM-114 «Hellfire»-Missiles ausgerüstet zu werden.
Sechs A-29 Super Tucanos zur Erdkampf-Unterstützung
Die zunehmenden Konflikte an den Grenzen zum Libanon machen auch die Luftunterstützung mit Puma- und Gazelle-Helikoptern erforderlich. Die neu angeschafften «Raven»-Drohnen ermöglichen es ausserdem, Ziele präzis zu treffen.
Es zeigte sich aber, dass die Libanesische Luftwaffe eine effektive Waffen-Plattform benötigte. Aufgrund der Anforderungen lieferten die USA sechs A-29 Super Tucanos, hergestellt in Brasilien und ausgerüstet in den USA, befähigt laser-gesteuerte Präzisionswaffen mitzuführen. Für General Haykal ist klar: «Mit diesen Flugzeugen erreichen wir nicht die Luft-Überlegenheit, aber wir stellen die Erdkampf-Unterstützung, den Close Air Support, sicher.»
Für den kombinierten Einsatz von Tucanos und Cessnas mussten neue Prozesse kreiert werden. Ein Beispiel: die Cessnas beleuchten aus der Distanz die Ziele, welche dann von den Tucanos bekämpft werden.
Pläne für die Zukunft
Nach Kriegsausbruch in Syrien 2013 wurden Waffensysteme wie die 30mm Aden-Kanone und Matra-Raketen-Träger aus den stillgelegten Hunter in die Puma-Helikopter eingebaut, was angesichts der völlig unterschiedlichen Systeme enorm anspruchsvoll war. Doch dies war nicht die einzige Herausforderung. 2015 erhielt die Luftwaffe das von den USA entwickelte, lasergelenkte 155mm-«Copperhead»-Artilleriegeschoss.
Die Libanesische Luftwaffe soll nun mit weiteren sechs «Super Tucanos» und ab 2021 mit sechs MD-530G Mehrzweck-Helikoptern mit laser-gesteuerten Raketen ergänzt werden. Letztere werden voraussichtlich in zehn Jahren die «Gazellen» ersetzen müssen. Hauptaufgabe der «Pumas» bleibt der Transport. Die UH-1 Huey-Kampfhelikopter werden zu UH-1H-II «Super Huey» aufgerüstet werden. Alle neuen Plattformen werden von den USA unterstützt.
«Wir müssen unsere Grenzen sichern und in unserem Kampf gegen den Terrorismus Stärke zeigen,» bekräftigt General Haykal.