Nach dem Nationalrat hat am heutigen Dienstag auch der Ständerat eine Motion zur Schaffung einer nationalen Berufspilotenlizenz an den Bundesrat überwiesen. Die gleich lautenden Motionen in beiden Räten waren nötig geworden, weil eine veraltete Vorschrift der Europäischen Flugsicherheitsagentur EASA Pilotinnen und Piloten verbietet, ab dem Alter von 60 Jahren noch kommerzielle Passagierflüge durchzuführen.

«Dringlicher Weckruf an das UVEK»

«Dies kommt de facto einem Berufsverbot gleich, das so rasch wie möglich aufgehoben werden muss. Sogar die EASA selbst anerkennt, dass die Vorschrift veraltet ist und gestrichen gehört», schreibt die SHA in einer Mitteilung. Auf Druck von Pilotengewerkschaften grosser EU-Staaten schiebe sie die Streichung aber auf die lange Bank. «In der Schweiz ignorieren der Bundesrat und das zuständige Bundesamt für Zivilluftfahrt seit 2016/2017 zwei Entscheide des Parlaments, die eine Streichung verlangen», zeigt die SHA wenig Verständnis. Auch die nun angenommenen, neuen Motionen hatte der Bundesrat zur Ablehnung empfohlen.

«Der nunmehr zweite Entscheid beider Kammern ist ein dringlicher Weckruf an das UVEK und das Bundesamt für Zivilluftfahrt. Die betroffenen Pilotinnen und Piloten und die Schweizer Helikopterunternehmen sind darauf angewiesen, dass die nationale Berufspilotenlizenz nun sofort eingeführt wird», erklärt Nationalrat Martin Candinas, Präsident der Swiss Helicopter Association (SHA). «Die SHA erwartet, dass die Auflage der Lizenz noch 2021 erfolgt. Alle Aspekte rund um diese Frage werden seit Jahren diskutiert. Die zuständigen Stellen hatten genügend Zeit, sich vorzubereiten.»

Nationale Lizenz soll noch vor Ende Jahr herausgegeben werden

Der Branchenverband der Helikopterunternehmen setzt sich zusammen mit anderen Verbänden, so auch dem Schweizerischen Helikopterverband SHeV, einer Sparte des Aero-Clubs der Schweiz, seit Jahren für eine Lösung des Problems ein. «Es geht nicht an, dass der Bund die Harmonie mit der EU vor den klar geäusserten Willen des Parlaments setzt, zumal sogar die EU-Behörde selbst anerkennt, dass diese unsinnige, veraltete Vorschrift gestrichen gehört», sagt Martin Candinas.

Die Swiss Helicopter Association und der Schweizerische Helikopterverband begrüssen die Entscheide beider Räte. Die SHA fordert den Bund auf, die nationale Lizenz noch vor Ende des Jahres 2021 herauszugeben und so zu verhindern, dass weitere erfahrene Pilotinnen und Piloten aus ihrem Beruf hinaus in die Arbeitslosigkeit gedrängt werden und die Schweizer Helikopterunternehmen ihre erfahrensten Piloten viel zu früh verlieren.

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