Die Helden der bislang weltweit einmaligen humanitären Hilfsaktion und Solidarität der «Berliner Luftbrücke» waren die Flieger und Bodencrews der «Rosinenbomber». Von den damals beteiligten Flugzeugen existieren weltweit nur noch wenige Exemplare. Diese werden durch private Liebhaber, Stiftungen, Museen und Vereine mit grossem Aufwand flugfähig gehalten.

Eine Luftbrücke zum Anfassen

Im Juni 2019 kamen die historischen «Rosinenbomber» anlässlich des 70. Jubiläums der Luftbrücke zurück – sehr wahrscheinlich zum letzten Mal. Die Maschinen der Typen DC3 / C 47 und DC4  machten sich von den unterschiedlichsten Plätzen der Welt auf den Weg nach Berlin. Fast 20 Flugzeuge hielten sich vom 10. bis 17. Juni in Deutschland auf. Dies reichte aus, um die Luftbrücke noch einmal nachzustellen, begleitet von mehrtägigen öffentlichen Veranstaltungen sowie Schul- und Jugendprojekten.

Zum ersten Mal in der Geschichte war die Luftbrücke für die heutige Generation sichtbar und erlebbar. An den historischen Luftbrücken Flughäfen in Wiesbaden-Erbenheim, Fassberg, Jagel und in Berlin standen Crews und Maschinen dem Publikum ganz nah zur Verfügung. Es war eine «Luftbrücke zum Anfassen».

Ursprung der Luftbrücke

Nachdem die sowjetische Besatzungsmacht die Land- und Wasserwege von der Trizone nach West-Berlin vom 24. Juni 1948 bis 12. Mai 1949 durch die Berlin-Blockade gesperrt hatte, diente die Berliner Luftbrücke der Versorgung der Stadt Berlin durch Flugzeuge der Westalliierten. Am 30. September 1949 wurde die Luftbrücke offiziell beendet.

Die Luftbrücke umfasste mehr als 270'000 Flüge, bei denen Briten und Amerikaner ür die damals gut zwei Millionen Einwohner West-Berlins Hilfsgüter in die Stadt flogen.

Zur Erinnerung an die legendäre Luftbrücke flogen am 16. Juni 2019 rund 20 Rosinenbomber über Berlin. Die Oldtimer kreuzten das Tempelhofer Feld und waren für Zuschauer und Fotografen gut sichtbar. Gestartet waren die Douglas DC-3 in Fassberg in Niedersachsen. Eine Landung auf dem einstigen Berliner Innenstadt-Flughafen Tempelhof war allerdings nicht möglich. Die zuständige Berliner Verwaltung erteilte keine Bewilligung für die Landung.

Gail Halvorsen

Gail Seymour «Hal» Halvorsen (* 10. Oktober 1920 in Salt Lake City) war der Ehren Schirmherr der Luftbrücke Berlin 70. Der amerikanischer ehemaliger Pilot der United States Air Force flog 1948/1949 während der Berliner Luftbrücke («Operation Vittles») und wurde als Rosinenbomber zuerst in Berlin, später unter der englischen Bezeichnung Candy Bomber weltweit berühmt. Von 1970 bis 1974 war Halvorsen Kommandant des Flughafens Tempelhof. Er ist Oberst a.D. und Ehrenmitglied von CARE Deutschland-Luxemburg.

Halvorsen war der erste Pilot, der vor der Landung auf dem im US -Sektor Berlins befindlichen Flughafen Tempelhof für die dort neugierig auf kleinen Trümmerbergen auf der Neuköllner Seite wartenden Kinder an kleinen Fallschirmen befestigte Süssigkeiten abwarf. Diese Aktionen («Operation Little Vittles» – Operation Kleiner Proviant) brachten den an der Luftbrücke beteiligten Piloten und Flugzeugen den Namen «Rosinenbomber» (in den USA «Candy Bomber») ein. Da die Flugzeuge in Tempelhof im 90-Sekunden-Takt einflogen, konnten die wartenden Kinder seine Maschine vom Boden aus nicht von den anderen unterscheiden. Er verabredete deshalb mit den Kindern, dass er beim Anflug mit den Tragflächen «wackeln» würde (daher sein Spitzname «Onkel Wackelflügel»), um sich zu erkennen zu geben.

Rosinenbomber

Diese Aktionen wurden bald von der Presse aufgegriffen und publiziert. Dies löste eine Welle der Unterstützung aus, Halvorsen und seine Crew hatten bald täglich 425 Kilo Süssigkeiten zum Abwurf zur Verfügung. Zum Ende der Luftbrücke hatten insgesamt etwa 25 Flugzeugbesatzungen 23 Tonnen Süssigkeiten über Berlin abgeworfen. Als Motiv für den Abwurf von Schokolade, Kaugummi und anderen Süssigkeiten äusserte Halvorsen, dass er dies getan habe, um den an Not und Entbehrungen gewöhnten Kindern im zerbombten Berlin eine Freude zu machen. Viele Zeitzeugen sind sich einig, dass diese Aktionen das Bild der US-Amerikaner im Nachkriegsdeutschland massgeblich positiv beeinflusst haben.

2004 plante der inzwischen über 80-jährige Gail Halvorsen eine mit den «Rosinenbombern» vergleichbare Aktion für die Kinder im Irak. Die Idee entstand bei einem Vortrag, den er an der Universität von Dayton in Ohio hielt. In der anschliessenden Diskussion kam die Idee zustande, Süssigkeiten über Schulhöfen im Irak abzuwerfen. Unterstützung für dieses Projekt wurde aus der Wirtschaft und Hilfsorganisationen zugesagt. Die Genehmigung der US-Armee wurde ihm nicht erteilt.
Im Rahmen der Feierlichkeiten zum 60. Jahrestag des Endes der Luftbrücke flog Halvorsen im Mai 2009, diesmal als Passagier, erneut in einem «Rosinenbomber» über das Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof und warf rund 1000 Schokoladepäckchen über dem Rollfeld ab.

Geniessen Sie in der Bildstrecke Impressionen vom Jubiläumsanlass der «Berliner Luftbrücke». Fotograf Wolfgang Block hat zahlreiche Maschinen am Flugplatz Wiesbaden-Erbenheim abgelichtet. Die Air-to-Air-Aufnahmen entstanden während seines Mitflugs in einer AT-6 Texan.