Die «Friesener Warte« ist ein 1000 Meter langer Segelflugplatz auf einem Hochplateau am Westrand der Fränkischen Schweiz (nördlich von Nürnberg) mit Mischbetrieb für Trikes, Segelflugzeuge und Motorsegler. Ein 18 % steiler Berganstieg, und nur für Vereinsmitglieder befahrbar, lässt schnell erkennen, dass eine normale Energieversorgung in dem sonst unbewohnten Gebiet fast unmöglich, zumindest aber mit weit über 120'000 Franken viel zu teuer würde.

Behelfsmässige Energieversorgung

Strom wird aber benötigt, anfgefangen bei der Beleuchtung bis hin zum Betrieb von Elektrowerkzeugen und zum Laden von Batterien. Über Jahrzehnte hinweg behalf man sich mit einem Notstromaggregat, das immer dann zum Einsatz kam, wenn Strom benötigt wurde. Schlecht nur, wenn der Tank leer war oder der Diesel nicht anspringen wollte.

Alles was mit Verbrennungsmotor angetrieben wurde oder wird, ist natürlich auch weiterhin auf Kraftstoff angewiesen, den man entweder in Tanks auf den Berg mit hochbringt oder die Maschinen etwa auf dem Flugplatz «Burg Feuerstein» betankt, denn der Flugweg beträgt noch nicht mal 10 Kilometer Luftlinie.

Notstromaggregat reichte nicht mehr aus

Die Lage änderte sich, als zwei Ingenieure auf die Idee kamen, elektrisch zu fliegen. Es waren dies Joachim Geiger und sein Chefentwickler Dr. Ing. Werner Eck, die die inzwischen bekannten, extrem leichten und luftgekühlten Elektroflugmotoren der unteren Leitungsklasse bis 55 kW entwickelten haben; besser bekannt unter Geiger-Engineering mit den HPD-Serien.

Schnell war klar, dass das Notstromaggregat auf Dauer den Anforderungen nicht gerecht werden konnte. Besonders sinnvoll wäre es auch nicht gewesen, einfach die Flugzeuge, in diesem Fall waren es Elektro-Trikes, an anderen Flugplätzen wegen der wesentlich weiter entfernten Entfernungen zu stationieren, denn beide Piloten sowie weitere Vereinsmitglieder, die elektrisch fliegen möchten, wohnen im Nahbereich der «Friesener Warte». Und weite Anfahrtwege sind nicht unbedingt umweltfreundlich!

Solarmodule als Geschenk für den Flugplatz

Vorsichtige Kalkulationen für eine Stromleitung zerschlugen sich, weil die Erschliessung über mehrere Kilometer bis zur nächst gelegenen Ortschaft hätte erfolgen müssen. Es sprach sich aber schnell herum, dass der Flugplatz in Zukunft mehr Strom benötigen würde und dass ein leistungsfähigeres Dieselaggregat auch nicht unbedingt die Lösung wäre. Durch Zufall erfuhr ein Vertreter der chinesischen Solarzellenhersteller-Firma Lightway Green Energy Co, Ltd. davon und gab die spontane Zusicherung, die für eine leistungsfähige autarke Stromversorgung notwendigen Solarmodulen kostenfrei zur Verfügung zu stellen. Sozusagen also eine Musteranlage. Weitere 20 000 euro wurden dann von Geiger Engineering für die Batterien, die Wechselrichter und Ladegeräte, sowie die Dachinstallation finanziert, hinzu kam noch eine Portion Eigenleistung der Vereinsmitglieder und betriebsfertig war die komplette Anlage.

Musteranlage seit 2015 in Betrieb

Bereits 2015 konnte die Musteranlage auf den Hallendächern in Betrieb genommen werden. Bei normaler Sonneneinstrahlung liefert die PV-Anlage pro Tag 80 kWh Strom, der selbstverständlich gespeichert und auf 230 Volt Netzstrom umgewandelt wird. Das reiche aus, so Joachim Geiger, dass man auch noch anderweitig  Strom wie etwa für E-Bikes zur Verfügung stellen könne.

Geiger, in erster Linie Elektronik-Spezialist, hat die gesamte Anlage auf 48 Volt Ausgangsspannung bei den Solarmodulen ausgelegt. Das habe den Vorteil, das im Brandfall die Feuerwehr keine sonderlichen Sicherheitsmassnahmen wegen der Niederspannung ergreifen müsse. Diese Philosophie hat er übrigens auch bei der Auslegung seiner Antriebsstränge so beibehalten. Inzwischen hat Geiger bereits eine ganze Reihe von Nachahmern in der Fahrzeugindustrie gefunden, die ebenfalls auf die 48 Volt-Schiene setzen.