Der Flughafen Zürich gehört zweifellos zu den wichtigsten Infrastrukturanlagen in der Schweiz. Als grösste Luftverkehrsdrehscheibe des Landes beinflusst er sein näheres und weiteres Umfeld sowohl im positiven als auch im negativen Sinn. Der Regierungsrat des Kantons Zürich ist gemäss § 1 des Flughafengesetzes einerseits verpflichtet, den Flughafen Zürich zur Sicherstellung seiner volks- und verkehrswirtschaftlichen Interessen zu fördern, anderseits ist die Regierung aber auch gehalten, den Schutz der Bevölkerung vor schädlichen oder lästigen Auswirkungen des Flughafenbetriebs zu berücksichtigen. Rechenschaft über die diesbezüglichen Tätigkeiten des Regierungsrates gibt jeweils der Flughafenbericht, dessen fünfte Ausgabe («Flughafenbericht 2019») nun vorliegt.

Flugbewegungen tiefer als im Jahr 2000

Die Anzahl Flugbewegungen ist in den letzten Jahren mehr oder weniger stabil geblieben und lag im Berichtsjahr bei rund 278'000 und damit knapp 15% tiefer als im Jahr 2000. Trotz der vom Bund in seiner Prognose zum Prozess des Sachplans Infrastruktur der Luftfahrt (SIL) erwarteten Zunahme wird die Zahl der Flugbewegungen in naher Zukunft unter 320'000 bleiben. Damit ist die gesetzliche Voraussetzung zur Prüfung von Bewegungseinschränkungen nicht gegeben. Gemäss § 3 Abs. 3 des Flughafengesetzes wären bei 320'000 Bewegungen pro Jahr Beschränkungen zu prüfen, schreiben die Autoren in ihrem Bericht. 

Neue Flugzeugtypen – weniger Lärm

Der Monitoringwert des Zürcher Fluglärm Index (ZFI) sank um 8% von 65'507 Personen im Jahr 2017 auf 60'347 Personen im Jahr 2018, wobei die Zahl der in der Nacht im Schlaf gestörten Personen (HSD) um knapp 1% zunahm und der am Tag stark belästigten Personen (HA) um über 13% gesunken ist. Hauptgrund für die Abnahme der Zahl der Lärmbetroffenen sei die erstmalige Verwendung von aktualisierten Quelldaten, also die Abbildung der neuen und lärmgünstigeren Flugzeugtypen in den Fluglärmberechnungen der Empa (z.B. Bombardier CSeries / Airbus A220 oder Boeing 787). Damit zeigt sich laut Bericht nun erstmals, dass sich die hohen Investitionen der Luftfahrtgesellschaften, vor allem von Swiss, in neue Flugzeuge nicht nur betriebswirtschaftlich auszahlen, sondern sich auch bezüglich Lärm günstig auswirken.

Grosse Genugtuung

Das Komitee «Weltoffenes Zürich» nimmt die Ergebnisse des regierungsrätlichen Flughafenberichts mit grosser Genugtuung zur Kenntnis. Das Komitee habe stets betont, dass Innovation und technischer Fortschritt die wirksamsten Mittel sind, um die negativen Begleiterscheinungen des Luftverkehrs zu beherrschen. Der vorliegende Flughafenbericht belege nun eindrücklich, dass diese Auffassung korrekt ist, schreibt das Komitee in einer Mitteilung. Unrentable Unternehmen investieren nicht. Das Komitee habe deshalb stets auch mit Nachdruck darauf hingewiesen, dass Innovation und technischer Fortschritt nur dann zum Tragen kommen, wenn die Marktakteure günstige Rahmenbedingungen antreffen. Die Politik tue darum gut daran, ein Umfeld zu gewährleisten, in dem Flughafen und Airlines effizient operieren und sich qualitativ entwickeln können. 

Luftverkehrsnachfrage bleibt hoch

Trotz gelegentlicher Rückschläge haben die langfristigen gesellschaftlichen und ökonomischen Trends, die für das Luftverkehrswachstum entscheidend sind, bisher Bestand gehabt, stellt der Bericht weiter fest. Neben der internationalen Arbeitsteilung sei das Wirtschaftswachstum die treibende Kraft der langfristigen Luftverkehrsentwicklung. Seit den 60er-Jahren nahm die Nachfrage jährlich um mehr als 5% zu. Die Nachfrageeinbrüche als Folge der beiden Ölkrisen, des Golfkrieges von 1991, der Terroranschläge vom September 2001 und der Finanzkrise 2008 seien zwar zu erkennen, aber nur von kurzer Dauer gewesen. Gemäss einer aktuellen Luftverkehrsprognose von Boeing ist auch für die nächsten 20 Jahre mit einer weiteren Verkehrszunahme zu rechnen. Die Boeing-Studie geht bis 2038 von einer weltweiten jährlichen Zunahme der Nachfrage nach Lufttransportleistungen um 4,6% pro Jahr aus.