Die Flughafen Zürich AG hat im ersten Halbjahr 2020 einen Verlust von 27.5 Mio. Franken zu verzeichnen. Laut CEO Stephan Widrig habe die Coronakrise die gesamte Luftfahrt und die Flughafen Zürich AG wirtschaftlich stark getroffen. «Die Umsätze sind zeitweise fast vollständig eingebrochen, was sich im Geschäftsverlauf des ersten Halbjahrs widerspiegelt.» Als Reaktion darauf hat die Flughafenbetreiberin sehr schnell Kurzarbeit eingeführt und mit verschiedenen Massnahmen die Liquidität gesichert. Investitionen und Kosten werden in den nächsten Monaten und Jahren weiter in erheblichem Umfang gekürzt werden.

Flughafen immer geöffnet

Obwohl der Flugverkehr im Frühling fast vollständig zum Erliegen kam, blieb der Flughafen Zürich immer geöffnet, teilt das Unternehmen mit. Damit konnten auch in dieser herausfordernden Zeit der Grundversorgungsauftrag erfüllt und die Anbindung der Schweiz an die Welt über den Luftverkehr sichergestellt werden, damit Repatriierungsflüge, Frachttransporte und Ambulanzeinsätze sowie einige wenige Passagierflüge stattfinden konnten.

Langsame Erholung

Seit Juni ist mit den schrittweisen Grenzöffnungen eine langsame Erholung spürbar. Der Reiseverkehr wird zuerst innerhalb Europas wieder zunehmen, die Erholungsdauer für den interkontinentalen Verkehr dürfte jedoch mehrere Jahre beanspruchen. «Wir sind überzeugt, dass sich der internationale Luftverkehr langfristig erholen wird», so Widrig. In der Zwischenzeit etabliere sich am Flughafen Zürich eine «neue Normalität», was das Reiseverhalten und die Passagierprozesse betrifft. Ein wichtiges Element ist das Schutzkonzept am Flughafen Zürich, das Passagieren, Besucherinnen und Besuchern und Mitarbeitenden einen möglichst sicheren Aufenthalt gewährt.

Passagierrückgang von 64.3%

Von Januar bis Juni 2020 nutzten 5.3 Mio. Passagiere den Flughafen Zürich als Ausgangs-, Umsteige- oder Zielort ihrer Flugreise, was einem Rückgang von 64.3% im Vergleich zur Vorjahresperiode entspricht. Dabei sank die Anzahl der Lokalpassagiere um 64.0% und diejenige der Transferpassagiere um 65.3%. Die Anzahl Flugbewegungen verringerte sich im ersten Halbjahr 2020 um 55.5% auf 60‘417 Starts oder Landungen. Der im Vergleich zu den Passagierzahlen unterproportionale Rückgang bei den Flugbewegungen ist laut Flughafen Zürich AG insbesondere auf eine gegenüber der Vorjahresperiode gestiegene Anzahl an Frachtflügen zurückzuführen. Trotzdem nahmen die am Flughafen Zürich umgeschlagenen Frachtgüter im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 um 36.1% auf 144‘526 Tonnen ab.

Einbruch der Erträge im Fluggeschäft

Die Gesamterträge brachen gegenüber dem ersten Halbjahr 2019 um beinahe 50% auf 310.4 Mio. Franken ein. Die Erträge im Fluggeschäft sanken dabei um 58.6% auf 130.4 Mio. Franken. Dass die aviatischen Erträge im Vergleich zum Passagierrückgang weniger stark zurückgegangen sind, liege daran, dass nicht alle Gebühren vom Passagiervolumen abhängig sind. So bestimmt beispielsweise die Anzahl Flugbewegungen die Landegebühren. Die Erträge im Nicht-Fluggeschäft fielen im gleichen Zeitraum 34.0% tiefer aus und beliefen sich auf 180.0 Mio. Franken.

Höhere Mieterträge

Bei den Kommerzerträgen konnte während der Zeit des rund zweimonatigen behördlich verfügten Lockdown keine Miete verrechnet werden. Während auch die Parkingerträge und die Erträge aus dem internationalen Geschäft unter der Krise litten, konnten die Erträge aus der Liegenschaftsbewirtschaftung ein Plus von 10.4% auf 69.1 Mio. Franken verzeichnen. Dieser Anstieg ist im Wesentlichen auf den Ende 2019 abgewickelten Kauf von insgesamt 36 Gebäuden und Grundstücken der Priora Suisse AG zurückzuführen, aber auch erste Mieteinnahmen vom Circle tragen gemäss Flughafen Zürich AG zur positiven Entwicklung bei. Gerade in der Krise zeige sich, dass sich die zunehmende Bedeutung des Immobiliengeschäfts stabilisierend auf die Gesamterträge auswirkt.

Betriebskosten nahmen ab

Die Betriebskosten nahmen im Vorjahresvergleich um 27.7% auf 205.5 Mio. Franken ab, wobei die letztjährige Kostenbasis insbesondere durch den Ausbau der Infrastruktur in Florianópolis mit 45.1 Mio. Franken belastet wurde. Nach Bereinigung der Aufwendungen aus Bauvorhaben ist eine Reduktion der Betriebskosten um 15.5% oder 37.0 Mio. Franken zu verzeichnen. Die Einsparungen seien hauptsächlich auf tiefere Personalaufwendungen als Folge der Kurzarbeit, tiefere Polizei- und Sicherheitskosten sowie weitere allgemeine Kostenreduktionen zurückzuführen, teilt der Flughafen mit.

Gesunkenes Betriebs- und Konzernergebnis

Das Betriebsergebnis vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) sank um 65.5% auf 104.9 Mio. Franken. Unter dem Strich resultierte im ersten Halbjahr 2020 ein Verlust von 27.5 Mio. Franken. In der Vorjahresperiode konnte ein Gewinn von 143.4 Mio. Franken verzeichnet werden.

Unsicherer Ausblick

Eine zuverlässige Passagierprognose für das laufende Geschäftsjahr ist aufgrund der unklaren weiteren Entwicklung der Coronakrise schwierig und mit grossen Unsicherheiten verbunden, schreibt die Flughafen Zürich AG in ihrer Mitteilung. Sofern eine Erholung des internationalen Reiseverkehrs im vierten Quartal einsetzt, wird für das Geschäftsjahr 2020 mit einem Passagieraufkommen von rund 10 Mio. gerechnet. Allfällige gegenläufige Entwicklungen, zum Beispiel erneute Grenzschliessungen, veränderte Quarantänebestimmungen oder anhaltende oder zusätzliche Reiserestriktionen, würden hingegen zu einem tieferen Passagiervolumen führen.

Kostenreduktionen können Umsatzrückgang nicht auffangen

Laut Flughafen Zürich AG seien frühzeitig Massnahmen zur Kostenreduktion eingeleitet worden.  Bei den Betriebskosten kann die Kostenbasis aufgrund von Kurzarbeit und weiteren Einsparungen gegenüber dem Vorjahr um 10 bis15% gesenkt werden (exklusive Aufwendungen aus Bauvorhaben). Weil ein Grossteil der Kosten der Flughafen Zürich AG direkt mit der Infrastruktur zusammenhängt, die auch während des Minimalbetriebs zur Verfügung stehen muss, kann der erwartete Umsatzrückgang im laufenden Jahr nur in reduziertem Umfang durch Kostenreduktionen kompensiert werden.