Der zunehmende Druck einiger Akteure aus der Industrie, die Cockpitbesatzung zu reduzieren, hat in den vergangenen Jahren die Debatte über eMCO- und SPO-Konzepte intensiviert. Ziel sind potenzielle Kosteneinsparungen, insbesondere auf Langstreckenflügen. In diesem Kontext beauftragte die EASA ein Konsortium unter der Leitung des Royal Netherlands Aerospace Center (NLR), die technischen, menschlichen und betrieblichen Auswirkungen einer reduzierten Cockpitpräsenz systematisch zu untersuchen. Die Studie prüfte Szenarien, in denen ein Pilot das Cockpit temporär verlässt oder gar nicht an Bord ist, und analysierte dabei Sicherheitsaspekte, menschliche Leistungsgrenzen, technologische Anforderungen und betriebliche Machbarkeit. Am 18. Juni schloss die EASA ihre wissenschaftliche Studie offiziell ab.

Nicht vertretbare Sicherheitsrisiken

Der Bericht kommt zu einer klaren Schlussfolgerung: Ein gleichwertiges Sicherheitsniveau mit eMCO und dem heutigen Zwei-Piloten-Betrieb kann derzeit nicht nachgewiesen werden. Damit bestätigt die Untersuchung, dass unter aktuellen Bedingungen eine Reduktion der Cockpitbesatzung mit nicht vertretbaren Sicherheitsrisiken verbunden ist. Insbesondere menschliche Faktoren – wie Ermüdung, situative Überforderung oder unvorhersehbare Zwischenfälle – lassen sich aus heutiger Sicht nicht zuverlässig durch technische Systeme kompensieren. Auch die Annahme, dass neue Automatisierungslösungen kurzfristig die operative Komplexität vollständig abfedern könnten, wird durch die Studie relativiert.

Technologischer Fortschritt allein genügt nicht

Die Veröffentlichung markiert zwar das Ende dieser spezifischen Forschungsphase, jedoch kaum das Ende der Debatte. Für die Luftfahrtbranche bedeutet dies: Der technologische Fortschritt allein genügt nicht, um bewährte Sicherheitsprinzipien in Frage zu stellen. Die Untersuchungsergebnisse liefern vielmehr eine belastbare Grundlage für künftige Regulierungsentscheidungen – sowohl auf europäischer als auch auf globaler Ebene. Kurzfristig ist nicht mit einer Zulassung von eMCO- oder SPO-Konzepten im kommerziellen Linienflug zu rechnen. Längerfristig bleibt die Entwicklung offen – aber nur unter der Prämisse, dass neue Verfahren mindestens das heutige Sicherheitsniveau garantieren. Für den Pilotenberuf bedeutet dies: Die Rolle des Cockpitpersonals bleibt – aus sicherheitstechnischer Sicht – unverändert zentral. Eine vollständige oder partielle Automatisierung ist kein kurzfristig tragfähiges Substitut. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob technische Fortschritte und neue Betriebskonzepte diese Einschätzung verändern können – bis dahin bleibt das Zwei-Piloten-Modell der Goldstandard.