Im Vorfrühling 2020 ging alles ganz schnell: Das öffentliche Leben wurde heruntergefahren, der Flugverkehr wurde praktisch vollständig eingestellt. Aber wohin mit all den Flugzeugen, die nun nicht gebraucht wurden? Die Fluggesellschaften haben in jenen Monaten ihre nicht benötigen Maschinen in wärmere Gefilde gebracht. Swiss zum Beispiel zum Beispiel nach Ammann. Die Flugzeuge wieder für den Liniendienst flott zu machen, ist aufwendig. Ein rund 80-seitiger Katalog schreibt vor, welche Checks erledigt werden müssen.

Drei Schritte, drei Tage? Von wegen

Ein Ground Check, ein Maintenance Check Flight (MCF) und dann der Rückflug. Drei Schritte, drei Tage. Daraus wurde im Fall der «HB-JHH» mehr als eine Woche. «Das ist nicht ungewöhnlich», erklärt Flight Operations-Engineer Mike. «Wir als Crew rechnen immer mit ein paar Tagen mehr, denn dafür sind diese Checks ja da. Kontrollieren, testen und wenn etwas fehlt oder nicht in Ordnung ist, muss es repariert werden und das heisst eben auch, auf Ersatzteile zu warten.»   Mike ist einer von vier OPS-Engineers, der Swiss-Flugzeuge nach grösseren externen Wartungen wieder nach Hause begleitet. 27 Airbus A320, 38 Airbus A330/340 und 2 Boeing 777, erklärt er stolz. Er selbst hat einen persönlichen Bezug zum HB-JHH. «Es ist nicht nur das letzte Langstreckenflugzeug, das zurückgeflogen wird. Es ist auch die Maschine, die ich 2010 frisch vom Airbus-Hauptquartier in Toulouse in die Schweiz fliegen durfte.» 

236 Sitze testen

Bevor es wieder nach Zürich geht, wartet allein am Boden eine über 70-seitige Checkliste auf das Cockpit und die Kabinen-Crew. Triebwerke, Stromversorgung, Hydraulik und viele andere Systeme werden auf ihre Funktionstüchtigkeit überprüft. «Drei Jahre Standzeit hinterlassen Spuren am Flugzeug», sagt Mike. In der Kabine kontrollieren die beiden Maîtres de Cabine 236 Sitze, Lavatories (Waschräume), Türen, Equipment und Galleys (Bordküche) und geben Mängel an die lokale Maintenance weiter.  Die Tage auf dem Flugplatz können auch mal 12 Stunden dauern. Im Fall der «HB-JHH» funktionierte die Klimaanlage (nicht) mehr und Teile mussten bestellt werden. 

Wertvolle Freundschaften vor Ort

Mit der lokalen Maintenance «Joramco» pflegt das Wartungsteam einen guten Kontakt. In den vielen Monaten in Jordanien sind auch Freundschaften entstanden. Swiss Ground Time Manager Markus Gubser begleitete die Stilllegung und Rückführung der Flugzeuge seit 2020.
Mit den Ferry Flights der letzten drei Airbus A320 bis im November ist die Rückführungs-Aktion erledigt. Das Team wird sich dann wieder ihren gewohnten Operationen widmen. Dazu gehören grosse Wartungen, wie C-Checks und Heavy Maintenance Visits (HMV), die bei einem Airbus-Flugzeug alle sechs Jahre fällig sind. Auch die HB-JHH hatte nach dieser langen Standzeit eine solche Wartung erhalten. 

Fliegen am Limit 

Nach einigen Tagen trafen die Ersatzteile ein. Es folgte ein vierstündiger Checkflug in die Region Nikosia/Zypern. Der Flug findet nach strengen Vorschriften statt. Anhand einer abzuarbeitenden Checkliste werden Systeme und deren Redundanz kontrolliert. Unter anderem werden das Auslösen der Sauerstoffmasken, Flugmanöver mit 30 Grad Steigung, 15 Grad sinken, eine Neigung von 67 Grad links und rechts und schliesslich noch ein Go-Around getestet. Fliegen am Limit also. «So ein Checkflug ist nicht für jedermann und erfordert zusätzliches Training», erklärt Mike. «Ich empfehle bei den speziellen Manövern, in der Mitte des Flugzeugs zu sitzen – dort erträgt man die Bewegungen am besten.» 

Ferry Flight: Nach Hause

Zwei Tage später kann die Swiss Maschine nach Zürich geflogen werden. Nun stehen noch drei Airbus A320 in Ammann, die Swiss bis im November zurückfliegen lassen will.