Der Eintritt von Walter Meierhofe in die Verkehrsfliegerei erfolgte nach abgeschlossenem Studium als Hochbautechniker im Herbst 1946 bei der ALPAR. Schon nach wenigen Monaten, nämlich am 1. Februar 1947, wurde jedoch die Überführung des ALPAR-Pilotenkorps samt Flugzeugen zur Swissair vollzogen. Immerhin war es Walter Meierhofer gelungen, bei der ALPAR noch einige «Rosinen», wie die zweimotorige Koolhoven FK-50, einen alten einmotorigen Fokker F.VIIa und den Pilatus STOL Prototypen P-1 zu pilotieren.

Von der DC-4 bis zur B747

Bei der Swissair erfolgte der Einsatz vorerst als Copilot und Navigator auf DC-4. 1949 wurde Walter Meierhofer PiC und bald darauf Fluglehrer auf DC-3. Eine kombinierte Tätigkeit, die er mit kurzen Unterbrüchen auf allen Flugzeugtypen ausübte: Er war PiC und Fluglehrer auf CV-240, DC-6B, DC-7C, DC-8 und B747. Wo es einen Simulator gab, war er auch als Simulator-Instruktor aktiv. Überall war er auch Equipment-Checkpilot.

Während einiger Jahre amtierte er als Stv. Sektor-Chefpilot Naher Osten und half in dieser Eigenschaft, zusammen mit einem Delegierten des Eidg. Luftamtes, als Berater des damaligen syrischen Regierungschefs, den Standort des heutigen Flughafens von Damaskus zu bestimmen. Eine glänzende, beneidenswert glückliche Verkehrspilotenkarriere ging am 31. Januar 1976 zu Ende.

Ein Müsterchen aus dem Cockpit

Als Walter Meierhofer noch Copilot war, hatte er einen Nightstop in Genf mit anschliessendem Morgenflug nach London und zurück. Er schlief seelenruhig im warmen Hotelbett – und verpasste den Check-in um Stunden. Walter eilte ganz ausser sich auf den Flughafen. Dort entschuldigte er sich beim Kapitän und meinte ganz zerknirscht: «Jetzt muss ich wohl einen Rapport schreiben». Aber der Kapitän antwortete: «Nüt isch, de Funker und ich sind scho lang z London gsy»! So ging damals der kleine Dienstweg fernab der heimatlichen Basis... Der Funker war wichtiger als der Copilot. Und Walter wurde kurze Zeit später problemlos zum Kapitän befördert.

Höhepunkte eines Piloten-Leben

Als ein spezielles Highlight nennt Walter Meierhofer ein Flug mit der Convair CV-240, die über Verdun einen Ausfall beider Triebwerke wegen Vergaser-Vereisung erlitt. Die Maschine befand sich auf der Reiseflughöhe von 18’000 Fuss. Dani Friolet war damals Copilot. Walter Meierhofer und Friolet waren beide erfahrene Segelflieger und von der Situation nicht arg gestresst. Aufwind war jedoch keiner da, und so ging es im Gleitflug hinunter durch ein Wolkenloch bis auf 8000 Fuss, wo sich die Triebwerke endlich wieder zum Mitmachen entschlossen.

Flugkapitän Willy Meier erinnert sich an einen Nordatlantik-Einführungsflug mit Walter Meierhofer als RCP (Route Check Pilot). Am Ende der Rotation schrieb Walter die Qualifikation, die da lautete: «Alles ok, aber wortkarg».

Engagiert über die Luftfahrt hinaus

Walter Meierhofer war allerdings nicht nur in der Luft aktiv: Während vielen Jahren war er als Gemeindepräsident von Regensberg und als Zürcher Kantonsrat politisch engagiert. Als Major war er der kompetente und zuverlässige Flugsicherungs-Offizier im Stab des Flugplatz-Regiments 3, welches in den Jahren 1972 bis 1975 unter dem Kommando von Oberst Hans Näf, auch einem ehemaligen Swissair-Mitarbeiter als Leiter der Triebwerküberholung, stand.

Mit der Fliegerei ist er über die Segelfluggruppe Lägern bis heute verbunden.

Ein Chefpilot hat seine Verdienste mit folgenden Worten gewürdigt:
«So springlebendig und jugendlich wie Walter Meierhofer präsentierte sich kaum je zuvor ein «pensionsreifer» Flugkapitän. Und zudem: keine Spur von Bitterkeit. Natürlich wäre er weitergeflogen, wenn er Gelegenheit gehabt hätte. Aber New York kennt er jetzt nachgerade zur Genüge und im Verhältnis zur übrigen Besatzung, speziell der Kabine, macht sich das Generationenproblem halt doch bemerkbar. Im Übrigen ist Capt. Meierhofer aber so erfüllt und ausgefüllt von und mit Hobbies und anderweitigen Tätigkeiten, dass er direkt darauf brennt, dort viel mehr Zeit aufwenden und sich voll einsetzen zu können. Für seine Jagdpassion zum Beispiel, oder für die Segelfliegerei. Flugkapitän Meierhofer war und der Alt-Flugkapitän wird dies auch in Zukunft sein: ein sehr beschäftigter, initiativer und einsatzfreudiger Mann.»

Im «Flight Recorder» Nr 1 von 1976 schrieb er selbst unter dem Titel Retirement: Capt. Walter Meierhofer: «Am 31. Januar 1976 werden es genau 29 Jahre sein, in denen ich im Cockpit zahlreicher Flugzeugtypen, die zum Teil schon im Verkehrsmuseum zu bestaunen sind, tätig war. Das Betrachten dieser Oldtimer in Luzern und das Vorrücken auf der Seniorityliste bis Platz 1 waren für mich untrügliche Zeichen für die nahende letzte Landung als Verkehrspilot. Wenn ich heute auf der Schwelle einer neuen Ära, nämlich des Überschallflugverkehrs, zurücktrete, bleibt mir nur die angenehme Pflicht, allen Mitarbeitern der Swissair zu danken, die mitgeholfen haben, dass meine Flüge stets erfolgreich verliefen.