LIDAR (Light Detection and Ranging)-Technik, ist eine dem Radar verwandte Methode zur optischen Abstands- und Geschwindigkeitsmessung sowie zur Fernmessung atmosphärischer Parameter. Statt der Radiowellen wie beim Radar werden Laserstrahlen verwendet. Als Laserimpulse ausgestrahlt, detektieren sie das aus der Atmosphäre zurückgestreute Licht. Aus der Lichtlaufzeit der Signale wird die Entfernung zum Ort der Streuung berechnet. Wolken- und Staubteilchen und Moleküle in der Luft streuen das Laserlicht und ermöglichen damit eine hochauflösende Detektion und Entfernungsmessung von Wolken und deren bestehende Schichten aus Molekülen und Staubteilchen.

Mit der Vega-Trägerrakete ins All

Dies macht sich nun Aerolus, ein 1,4 Tonne schwerer Satellit zunutze, der am 22. August in Kourou (Französisch-Guyana) mit einer Vega-Trägerrakete der ESA (European Space Agency) ins All geschossen wurde. Er ist mit einem LIDAR bestückt. Aeolus war ein griechischer Gott für die Winde. Er wurde von Zeuss für die verschiedenen Winde bestimmt. Genau das soll jetzt der Satellit Aeolus in 320 km Höhe auch tun. Durch die ständige Erdumrundung des Satelliten wird die Erdoberfläche systematisch abgescannt. Zeitnah werden so die Daten an Bord des Satelliten aufgenommen und zur Erde gefunkt. 

Strukturen und Wärmedämmung von RUAG Space 

Der RUAG Space Standort in Schweden hat die Satellite Management Unit entworfen und produziert, welche den zentralen Computer für den Satelliten Aeolus darstellt. «Wir sind stolz darauf, die "Gehirne" hinter zahlreichen Satelliten im Orbit zu erschaffen. Mehr als 350 unserer Bordcomputer wurden erfolgreich in den Weltraum gebracht, und wir freuen uns darauf, die Zusammenarbeit mit Partnern wie der ESA für diese wichtigen Missionen fortzusetzen», freut sich Peter Guggenbach, CEO RUAG Space. RUAG Space lieferte zudem Strukturen und Bestandteile für den Satelliten sowie die Wärmedämmung, die den Aeolus-Satelliten vor extremer Hitze und Kälte im Weltraum schützt. RUAG Space ist Europas Marktführer für Wärmedämmung von Satelliten. Die Produkte wurden an den Satellitenhersteller und Generalunternehmer Airbus Defence and Space geliefert. 

Zuverlässigere Vorhersage von Winden und Stürmen

Das Europäische Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (EZMW) wird die Aeolus-Daten verarbeiten und den europäischen Wetterdiensten zur Verfügung stellen. «Vor allem die genaue Kenntnis der Dynamik des Wetters in den Tropen und über dem Pazifik lässt eine zuverlässigere Vorhersage von starken und plötzlichen Stürmen in unseren Breitengraden zu», verdeutlicht Dr. Albrecht von Bargen, DLR-Koordinator der deutschen Beiträge für die Nutzung der Aeolus-Daten und ergänzte: «Damit füllt Aeolus eine sehr wichtige Lücke.» Bisher müssen sich die Wetterdienste bei ihren Vorhersagen auf vergleichsweise wenige und punktuelle Winddaten verlassen. Das wurde bis dato in erster Linie mit Wetterballons durchgeführt. Die Abdeckung über den Ozeanen, Afrika und Südamerika sowie den Polargebieten war dadurch sehr gering. Viele Extremwetter wie etwa Orkane, die auch hohe Schäden in Europa verursachen können, entstehen zwischen den Subtropen und den subpolaren Breitengraden.

Weitere flugbasierte Messungen zur Validierung

Dem Schuss ins All gingen seit dem Jahr 2000 Versuche mit dem Prototypen des LIDAR in einem Forschungsflugzeug, einer Dassault Falcon des DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt), voraus. Nach dem Start der Trägerrakete mit Aeolus, der von Systemführer Leonardo gefertigt wurde, sollen die flugzeugbasierten Messungen fortgesetzt und der Satellit unterflogen werden, um die Genauigkeit der Windmessung zu validieren. Aeolus ist momentan einzigartig auf der Welt. Die hohe wirtschaftliche Bedeutung ist auch darin zu messen, dass unter anderem Airlines sehr kurzfristig Daten der Wetterdienste erhalten, um optimale Flugrouten zu bestimmen.