Die Mission «BepiColombo», benannt nach dem italienischen Mathematiker Bepi Colombo (1920-1984), ist auf dem Weg zur Erforschung des Merkur. An Bord einer Ariane‑5-Trägerrakete ist sie von Europas Raumflughafen Kourou abgehoben. Die um 4:21 Uhr MESZ von der Bahnverfolgungsstation New Norcia an das Raumflugkontrollzentrum der ESA in Darmstadt weiter­geleiteten Signale bestätigen, dass der Start erfolgreich verlaufen ist.

«BepiColombo» ist ein Gemeinschaftsvorhaben der ESA und der japanischen Raumfahrtagentur JAXA. Es ist ausserdem Europas erste Mission zum Merkur, dem kleinsten und am wenigsten erforschten Planeten des inneren Sonnensystems, sowie die erste Mission, für die zwei Sonden auf den Weg gebracht werden, die zeitgleich einander ergänzende Messungen des Planeten und seiner dynamischen Umgebung vornehmen werden.

Riesiger Schritt für ESA und JAXA

«Der Start von BepiColombo ist ein riesiger Schritt für die ESA und die JAXA, und es steht eine Reihe grosser Erfolge bevor», kommentiert ESA-Generaldirektor Jan Wörner den Start. «Nach dem anspruchsvollen Flug wird diese Mission eine Fülle wissenschaftlicher Daten hervorbringen. Dank der internationalen Zusammenarbeit sowie jahrzehntelanger Anstrengungen und des Know-hows aller am Entwurf und am Bau dieses unglaublichen Geräts Beteiligten sind wir nun drauf und dran, den Geheimnissen des Planeten Merkur auf den Grund zu gehen.»

«BepiColombo» besteht aus zwei Forschungssonden, dem Merkur-Planetenorbiter der ESA (MPO) und dem Merkur-Magnetosphären-Orbiter der JAXA (MMO), der auch als «Mio» bezeichnet wird. Transportiert werden die beiden Orbiter auf ihrer Reise zum Merkur mit dem von der ESA gebauten Merkur-Transfermodul (MTM), das seine Energie aus solarelektrischem Antrieb, aber auch der Schwerkraft der Planeten bezieht. Das MTM wird einmal an der Erde, zweimal an der Venus und sechsmal am Merkur vorbeifliegen, bevor es Ende 2025 seinen endgültigen Orbit erreichen wird.

Langer und spannender Weg – mit Schweizer Beteiligung

«Es liegt ein langer und spannender Weg vor uns, bevor BepiColombo mit der Erfassung von Daten für die Wissenschaftskreise beginnen wird», meint Günther Hasinger, ESA-Direktor für Wissenschaft, «aber Unterfangen wie die Rosetta-Mission mit ihren bahnbrechenden Entdeckungen zeigen uns noch Jahre nach ihrem Abschluss, dass sich bei komplexen wissenschaftlichen Explorationsmissionen das Warten auf jeden Fall lohnt.»

Die beiden Forschungssonden werden in der Lage sein, einige ihrer Instrumente bereits während der Flugphase zu betreiben, was einzigartige Gelegenheiten zur Sammlung wissenschaftlich wertvoller Daten in der Umgebung der Venus bietet. Darüber hinaus können mehrere speziell für bestimmte Untersuchungen des Merkur konzipierte Instrumente in der Nähe der Venus, die im Gegensatz zum Merkur mit seiner freiliegenden Oberfläche von einer dichten Atmosphäre umhüllt ist, auf völlig andere Art und Weise eingesetzt werden.

Auch die Schweiz ist Teil der Mission «BepiColombo», wurde doch ein Instrument von der Universität Bern konzipiert und gebaut. Die RUAG Space lieferte die Struktur und Komponenten für den Orbiter aus Aluminium-Paneelen. Und von der Firma Firma Micro-Cameras & Space Exploration SA stammen Kamerasysteme für «BepiColombo».

Komplexe Mission – viele Herausforderungen

«BepiColombo ist eine der komplexesten interplanetaren Missionen, die wir je in Angriff genommen haben», sagt der Flugdirektor der ESA für «BepiColombo», Andrea Accomazzo. «Eine der grössten Herausforderungen ist die gewaltige Schwerkraft der Sonne, wegen der es schwierig ist, ein Raumfahrzeug in eine stabile Umlaufbahn um den Merkur einzubringen. Wir müssen ununterbrochen bremsen, um einen kontrollierten Fall in Richtung Sonne zu gewährleisten. Die Ionentriebwerke liefern den über lange Zeiträume während der Flugphase benötigten niedrigen Schub.» Zu den Herausforderungen gehören auch die extremen Temperatur­unterschiede, denen die Raumfahrzeuge ausgesetzt sein werden und die von -180°C bis über 450°C – heisser als ein Pizzaofen – reichen werden. Viele der Mechanismen und äusseren Beschichtungen der Raumfahrzeuge wurden noch nie unter solchen Bedingungen getestet.

«Der Start unseres Raumfahrzeugs war ein Moment, den wir herbei­gesehnt haben», freut sich der Projektleiter der ESA für «BepiColombo», Ulrich Reininghaus. «Wir haben im Laufe der Jahre zahlreiche Hinder­nisse überwunden, und die Teams sind begeistert, dass BepiColombo nun auf dem Weg zum faszinierenden Planeten Merkur ist.»

Über die ESA
Die Europäische Weltraumorganisation (ESA), Europas Tor zum Weltraum, ist eine 1975 gegründete zwischenstaatliche Organisation, deren Aufgabe darin besteht, europäische Raumfahrtkapazitäten zu entwickeln und sicherzustellen, dass die Investitionen in die Raumfahrt den Bürgern in Europa und anderswo zugutekommen. Die ESA hat 22 Mitgliedstaaten: Belgien, Dänemark, Deutschland, Estland, Finnland, Frankreich, Griechenland, Irland, Italien, Luxemburg, die Niederlande, Norwegen, Österreich, Polen, Portugal, Rumänien, Schweden, die Schweiz, Spanien, die Tschechische Republik, Ungarn und das Vereinigte Königreich. Slowenien ist assoziiertes Mitglied.