Der Bodensee-Airport hatte Anfang des Jahres Insolvenz aufgrund eines Gutachtens der Unternehmensberatung Roland Berger GmbH zu Beginn des Jahres beantragt. Was war geschehen? Aufgrund der Corona-Krise brachen die Einnahmen 2020 um die 80 % ein. Der Schuldenberg war auf 30 Millionen Euro angewachsen. Allerdings trugen hohe Flugsicherungsgebühren auch ganz erheblich mit dazu bei. Entlastung kam 2020 durch den Beschluss der Bunderegierung, die den 15 deutschen Regionalflughäfen ab 2021 die Flugsicherungsgebühren in Höhe von 20 Millionen jährlich erlassen wollen, die die grossen Verkehrsflughäfen trotz hoher Einnahmen nicht zahlen müssen.
Neue Eigentümerin aller Liegenschaften
Die Geschäftsführung des Flughafens Friedrichshafen hatte im Februar 2021 beim Amtsgericht Ravensburg ein Schutzschirmverfahren beantragt, um die bereits im Frühjahr des letzten Jahres begonnene Umstrukturierung unter den aktuellen Bedingungen erfolgreich fortsetzen zu können. Diesem Antrag hat das Gericht stattgegeben. Der Plan sah vor, die Flughafengrundstücke zu veräussern. Durch die Rückmiete der Flughafengrundstücke kann der Flughafen den beihilferechtlich notwendigen Eigenbeitrag zur Finanzierung erbringen. Mit der Unterzeichnung von Verkaufs- und Mietvertrag über die Flughafengrundstücke und der Zustimmung der Gläubigerversammlung zum Insolvenzplan der Flughafen Friedrichshafen GmbH sind zwei wichtige Schritte für die Sanierung des Flughafens erfolgreich gelungen.
Am 28. Juli 2021 haben die Gläubiger dann einstimmig dem Insolvenzplan der Flughafengesellschaft in der vom Gericht anberaumten Gläubigerversammlung zugestimmt. Bereits am 23. Juli 2021 unterzeichneten die LZ Horizon GmbH & Co. KG, eine neu zu bildende Beteiligungsgesellschaft der Luftschiffbau Zeppelin GmbH und des Landkreises Bodenseekreis, mit der Flughafen Friedrichshafen GmbH den Verkaufs- und Mietvertrag über die Flughafengrundstücke. Mit dem Vollzug des Grundstückkaufvertrags wird die LZ Horizon Eigentümerin aller Liegenschaften der FFG. Gleichzeitig hat die Flughafen Friedrichshafen GmbH einen langfristigen Mietvertrag über die Flughafengrundstücke abgeschlossen.
«Flughafen für die Zukunft gut aufgestellt»
«Dank der zusätzlichen Unterstützung unserer öffentlichen und privaten Gesellschafter, insbesondere der Stadt Friedrichshafen, des Bodenseekreises und des Landes Baden-Württemberg ist der Flughafen nun für die Zukunft gut aufgestellt. Wir freuen uns, dass die Weichenstellung für die Sanierung in so kurzer Zeit geglückt ist. Für die ausserordentlich gute Zusammenarbeit bedanken wir uns bei unseren Gesellschaftern, Beratern und allen Unterstützern, die die intensiven Arbeiten mit hohem Engagement begleitet haben», äusserte der Flughafen Geschäftsführer Claus-Dieter Wehr.
Ob Business-Trip, Städtereise oder Strandurlaub: Über das Star Alliance-Drehkreuz in Frankfurt ist der Bodensee-Airport künftig wieder an das Streckennetz der Lufthansa angeschlossen. Ab 13. September werden wieder täglich zwei Direktverbindungen nach Frankfurt angeboten. Die Flugzeiten werden so optimiert, dass sich vielfache Anschlussmöglichkeiten ergeben.
Schon einmal hatte man im Herbst 2020 nach dem ersten Lock-down mit der Lufthansa für kurze Zeit aufgenommen, was jedoch mangels Nachfrage wieder eingestellt werden musste. Die leicht gelockerten Reisemassnahmen und die damit erhöhte Nachfrage machen die Airline wieder mutiger, auf die sonst stark kritisierten Kurzstrecken zu setzen.
Drohnen-Transportflüge?
Friedrichshafen soll ausserdem integraler Bestandteil eines geplanten europaweiten Netzwerkes mit Transportdrohnen werden, die in einer unterzeichneten Absichtserklärung vereinbart wurden. DRONAMICS Global Ltd. ist ein im Vereinigten Königreich (UK) registriertes Unternehmen, das sich zum Ziel gesetzt, über neue sogenannte «Droneport Frachter Hubs» Auslieferungen innerhalb von 24 Stunden in Europa zu ermöglichen. Dafür werden hoch effiziente Drohnen eingesetzt, die in Zukunft von und nach Friedrichshafen operieren sollen. Einige dieser Technologieträger sollen dabei in Friedrichshafen stationiert werden. Der Aufbau des Frachtnetzwerkes mit den umbenannten Drohnen ist für 2023 geplant. Dabei soll eine Mehrheit der europäischen Länder mit dieser auf Zukunft ausgerichteten Technologie verbunden werden.
Die unterzeichnete Absichtserklärung umfasst die notwendigen Lagerflächen für die zu transportierenden Güter, Abstellflächen für die Drohne sowie die kommerziellen Rahmenbedingungen nach einer Einführungsphase. Die sich demnächst in der Flugerprobung und Zertifizierung befindliche Drohne wird unter dem Namen «The Black Swan» betrieben und kann eine Nutzlast von 350 kg transportieren. Die Reichweite des Black Swan beträgt 2.500 km. Durch die Verknüpfung von bis zu 22 Dronenports in ganz Europa (u.a. Belgien, Kroatien, Ungarn, Rumänien, Italien Schweden, Portugal etc.) wird eine ideale Abdeckung des gesamten europäischen Raums erreicht. Ob je an kleinen Airports Transportdrohnen zum Einsatz kommen werden, ist aktuell noch offen bzw. hängt von verschiedenen Faktoren ab.