«Cockpit»: Herr Liemandt, im November findet in Köln erstmalig die EUROPEAN ROTORS statt. Sie wird eine der wenigen Gelegenheiten in diesem Jahr sein, wo sich die Branche zum Austausch treffen kann. Welches ist die Grundidee der Messe und welche Ziele werden mit ihr verfolgt?
Dr. Frank Liemandt: EUROPEAN ROTORS ist die europäische Plattform für alle Bereiche der VTOL-Branche. Erstmalig wird sie nicht von -einem Messeveranstalter, sondern vom europäischen Dachverband der EHA (European Helicopter Association) gemeinsam mit der europäischen Agentur für Flugsicherheit EASA (European Union Aviation Safety Agency) organisiert. Es ist einerseits eine Fachmesse zum Austausch über Produktinnovationen und Erfahrungen im Betrieb. Andererseits entsteht zusätzlicher Mehrwert durch ein umfangreiches Konferenzprogramm, in welchem auch erstmals das renommierte EASA Rotorcraft- und VTOL-Symposium stattfindet. So etwas gab es bislang noch nie. Generell geht es ebenfalls darum, die Relevanz des Hubschraubers als «Biene der Luftfahrt», die täglich im Einsatz für die Gesellschaft ist, sei es in der Luftrettung, dem Katastrophenschutz, als fliegender Kran oder auch im individuellen Personentransport, nach aussen zu kommunizieren.

Welche Besuchergruppe ist konkret angesprochen und was dürfen die Teilnehmer – sowohl das Publikum als auch die Aussteller – von der Messe erwarten?
Der zentrale Fokus liegt darauf, dass wir wirklich erstmals alle, also die Industrie, die Zulieferer, die Betreiber, die Regulatoren wie auch Nachwuchskräfte, zusammenbringen: Wir wollen uns zusammen austauschen und voneinander lernen.

Die EUROPEAN ROTORS wird situationsbedingt eine der wenigen aviatischen Grossveranstaltungen sein in diesem Jahr. Welche Auflagen und Sicherheitsvorkehrungen müssen eingehalten werden und vor welche Herausforderungen sind Sie als Organisator gestellt?
Basierend auf den Schutz- und Hygienevorschriften des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen haben wir ein Schutzkonzept für die EUROPEAN ROTORS entwickelt, das eine sichere Veranstaltungsdurchführung für alle Teilnehmer gewährleistet. Dazu zählen unter anderem Punkte wie Mund-Nasenschutz, Abstandsregeln, erhöhte Reinigungsintervalle oder Belüftungsmassnahmen. Ausserdem wird es eine vollständige Online-Registrierung für Fachbesucher, Aussteller und Medienvertreter geben. Damit garantieren wir eine Nachverfolgbarkeit aller Teilnehmer und vermeiden gleichzeitig Warteschlangen beim Einlass.

Wie viele – und welche namhaften – Aussteller haben sich, Stand heute, bereits zur Teilnahme angemeldet?
Wir legten im Januar und Februar einen fulminanten Start hin. Die Corona-Krise hat dann leider zu Entscheidungsverzögerungen geführt. Aktuell sind wir bei rund 90 angemeldeten Ausstellern und wir registrieren derzeit wieder ein wachsendes Beteiligungsinteresse. Wir freuen uns, viele etablierte Hersteller an Bord zu haben, darunter Airbus, Bell, Leonardo, Robinson, Safran sowie zahlreiche wichtige Zulieferer wie beispielsweise, Boeing Global Services, L3 Wescam oder Bose. Auch der Bereich e-VTOL sowie Drohnen findet bei uns statt, beispielsweise über Volocopter bzw. einen eigenen Schwerpunktbereich. Eine aktuelle Übersicht der Ausstellerliste gibt es auf unserer Website (www.europeanrotors.eu).

Mit welchem Anteil (Aussteller, Referenten) ist die Schweiz an der EUROPEAN ROTORS vertreten? Sind besondere länderspezifische Veranstaltungen bzw. Aktionen geplant?
Da die Schweizer Helikopterindustrie sehr etabliert ist, spüren wir hier auch ein starkes Engagement – seitens Aussteller, Referenten und Besucher. Es sind bereits einige eidgenössische Firmen angemeldet, beispielsweise Kopter, Ruag oder die VRMotion AG. Auch der Swiss Aerospace Cluster ist vertreten. Viele weitere Schweizer Firmen und Organisationen haben Optionen für Stände reserviert. Wir führen aktuell mit ihnen Gespräche. Zudem gibt es einen Swiss Innovation Day im Konferenzprogramm mit einem Überblick über die zahlreichen Projekte in der Schweiz im Bereich Rotorcraft und VTOL.

Die gesamte Mobilität, insbesondere aber auch die Luftfahrt, steht heute an einem Wendepunkt. Wie elementar ist Innovation und Progressivität für die Zukunft der Helikopter-Industrie?
In der Tat, beides ist auch für die Helikopterindustrie als wichtiger und vielfach systemrelevanter Teil der Luftfahrt unabdingbar. In der Mobilität von morgen nimmt die VTOL-Branche einen wichtigen Stellenwert ein und kann hier einzigartige Qualitäten ausspielen: Von alternativen Antriebslösungen über Leichtbau-Technologien bis hin zu bemannten und unbemannten Urban Air Mobility-Konzepten. Aber eins ist klar: Der Hubschrauber ist keine «Technik von gestern», sondern weiter unverzichtbar in einer Vielzahl von Bereichen.

Situationsbedingt ist die Nachfrage nach jungen Piloten in der Zivilluftfahrt vorübergehend eingebrochen. Hat der Corona-bedingte Einbruch in der Luftfahrt auch Auswirkungen auf die Heli-Branche?
Sicherlich wird diese Pandemie auch hier Konsequenzen zur Folge haben. Wir wollen uns auf der EUROPEAN ROTORS einen Überblick verschaffen, gerade auch in den gemeinsamen Diskussionen, wie es den Herstellern und Betreibern geht. Was man aber sicher sagen kann, ist, dass im Vergleich zum Bereich Flächenflugzeuge, also dem «normalen Reiseverkehr», die Hubschrauberbranche weniger getroffen wurde. Dies auch deshalb, weil wir so viele verschiedene Aufgaben übernehmen, beispielsweise auch Krankentransporte während der Corona-Krise.

Sie haben mehrfach den Helikopter als «Biene der Luftfahrt» bezeichnet. Können Sie diese Aussage näher erläutern?
Helikopterbetreiber sind immer im Dienst der Gesellschaft, jedoch vielfach unbemerkt. Die Luftrettung ist da das prominenteste Thema, die Offshore-Windfarmen habe ich ebenfalls bereits erwähnt. Ohne uns gibt es jedoch auch keine gesicherte Strom- bzw. Energieversorgung, weil wir permanent Leitungen kontrollieren. Auch eine Vielzahl von Berghütten wäre ohne unsere Dienste nicht überlebensfähig usw. Gefährdet sind wir – ähnlich den Bienen – durch Überregulierung und Gesetze, die nicht genügend zwischen Hubschraubern und Flächenflugzeugen differenzieren. All das diskutieren wir auf der EUROPEAN ROTORS.

Das ganze Interview lesen Sie in der «Cockpit»-Ausgabe 10/20, ab dem 16. Oktober im Briefkasten oder an jedem guten Kiosk.

Nachdem die diesjährige European Rotors vor dem Hintergrund der sich erneut akzentuierenden Pandemie abgesagt werden musste, ist die nächste European Rotors VTOL Show and Safety Conference in Köln auf den 16. - 18. November 2021 anberaumt.
Weitere Informationen und Aktualisierungen unter www.europeanrotors.eu