In Genf wurden 1953 die ersten Versuche mit Sprühbehandlungen aus der Luft an Rebstöcken durchgeführt. Aus technischer Sicht waren sie ein Erfolg, aber die Anwendungskosten waren viel zu hoch, was die Begeisterung dieser Pioniere bremste. Erst in den 1970er-Jahren wurden die Behandlungen aus der Luft mit der Gründung der Firma Trans-Héli SA wieder aufgenommen. Dieses Unternehmen wurde mit dem Ziel gegründet, eine zusätzliche Behandlungsmethode für die Weinbergsarbeit bereitzustellen. Das junge Unternehmen entwickelte sich schnell und bearbeitete Ende der 1970er Jahre fast 1000 Hektar Rebfläche in der gesamten Westschweiz. Eine Erfolgsgeschichte, die 1980 getrübt wurde, als der Bund die Behandlung von 1000 ha Weizen verbot und die Trans-Héli SA in eine finanzielle Krise stürzte. Daraufhin musste das Unternehmen finanziell saniert werden. Im folgenden Jahr übernahm die Air-Glaciers SA die Aktienmehrheit und den Betrieb der Luftaufbereitung.

Effizienz nachgewiesen

Heute wird der Hubschrauber hauptsächlich für die Behandlung von Weinbergen und Aprikosenbäumen eingesetzt und hat seine Wirksamkeit in vielerlei Hinsicht bewiesen. Die Einsatzfähigkeit der Helikopter und das rasche Eingreifen hätten es ermöglicht, den Kampf gegen Schädlinge in grösserem Massstab zu gewinnen. «Ob bei der Bekämpfung von Maikäfern, Kartoffelfäule oder Schädlingen an anderen Feldfrüchten, der Helikopter hat sich für die Schweizer Landwirte als grosser Verbündeter erwiesen», schreibt Air-Glaciers.

65 Prozent der verwendeten Produkte biologisch oder ohne synthetische Inhaltsstoffe

Auf Anregung einiger Winzer und eines Winzers, der 1 ha seiner Weinberge zur Verfügung stellte, führte Air-Glaciers 2010 die ersten Behandlungstests mit Produkten durch, die ausschliesslich im ökologischen Landbau verwendet werden. Nach zweijährigen Tests wurde 2013 schliesslich grünes Licht für die kommerzielle Nutzung gegeben. Obwohl sie für den Winzer mit mehr Arbeit verbunden ist, steigt die Nachfrage nach dieser Art der Behandlung rapide an. Im selben Jahr begann Air-Glaciers mit der Verwendung von Molke in Pflanzenschutzmitteln – einem neuen Grundstoff, der kostengünstig, auf dem Markt erhältlich und zu 100 % natürlich ist und der 2015 zugelassen wurde. Heute sind 65 % der verwendeten Produkte biologisch oder ohne synthetische Inhaltsstoffe.

Die Saison 2021 dauerte von Mai bis Mitte August. In diesem Zeitraum setzte Air-Glaciers vier Helikopter und ihre Besatzungen für mehr als 250 Sprühflüge ein. Dabei wurden gut 900 ha Rebflächen behandelt.

Ausrüstung dient verschiedenen Zwecken

Ausgestattet mit einem Tank und Sprühstäben, erkannte Air-Glaciers schnell das Potenzial einer solchen Ausrüstung. Ab 2010 erweiterte das Unternehmen sein Angebot auch um einen Beschattungsservice für Gewächshäuser und Tunnels, der es den Gärtnern ermöglicht, eine stabile Temperatur in ihren Betrieben zu gewährleisten. Dieses Verfahren hat den Vorteil, dass die direkte Sonneneinstrahlung auf die Pflanzen durch die Anwendung einer einfachen Mischung aus Kalk und Wasser (Kalkung) reduziert wird. Das Sprühgerät kann auch für andere Einsätze eingesetzt werden, wie z. B. den Bau von Skipisten. Es wurde auch schon zu Schulungszwecken eingesetzt, und zwar mit einer weltweit ausgestrahlten Wirbeldarstellung, die Piloten helfen soll, die aerologischen Phänomene ihrer Maschine zu verstehen. Auf künstlerische Weise wurde damit sogar Wasser versprüht, um die Umgebung eines Dorfes im Rahmen einer Masterarbeit eines Kunststudenten zu segnen, oder um ein Gemälde für das Winzerfest 1999 zu illustrieren.

Zukunft der Sprühflüge

Mit der rasanten Entwicklung der Technologie entstehen neue Lösungen, wie zum Beispiel der Einsatz von Drohnen. Dennoch sieht Air-Glacier den Helikopter mit einer Verarbeitungskapazität von 18 bis 22 ha pro Stunde im Vorteil. Der Zusammenschluss der Akteure ermöglicht zudem eine optimale Nutzung der Produkte unter der Kontrolle von zertifizierten Fachleuten und unter Einhaltung der strengen Vorschriften der verschiedenen Bundesstellen. Diese Vorschriften gelten nur für Behandlungen aus der Luft. Durch den Zusammenschluss der Marktteilnehmer konnten auch bedeutende Fortschritte erzielt werden, wie beispielsweise die Entwicklung von Pheromon-Diffusoren, die in den Weinbergen angebracht werden, um den Einsatz von Insektiziden zu vermeiden.