«Die sich verändernde Sicherheitslage in den letzten Monaten und Wochen über Deutschland und nun auch bei unseren Nachbarn macht es dringend notwendig, dass wir durch Wissensaustausch unsere Kompetenzen bündeln. Dazu stehen wir mit öffentlichen Stakeholdern, der Wirtschaft sowie mit Behörden mit Sicherheitsaufgaben im intensiven Austausch, um unsere Technologien zum Schutz kritischer Infrastrukturen und unseres Landes zu nutzen», sagt die DLR-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr.-Ing. Anke-Kaysser-Pyzalla. «Einen Schwerpunkt setzen wir auf unser Drohnenkompetenzzentrum am Flughafen Cochstedt, wo unbemannte Luftfahrtsysteme und deren Resilienz im Einsatz getestet, aber auch Massnahmen zur Drohnenabwehr erprobt werden.»

Abfangdrohne fliegt automatisch

Die unbemannte Luftfahrt gewinnt generell an Bedeutung. Die technologischen Fortschritte eröffnen Möglichkeiten. Lieferdrohnen helfen etwa bei der Versorgung schwer erreichbarer Orte, auch in Krisengebieten. Unbemannte Luftfahrzeuge können Lageinformationen nach Katastrophen bereitstellen und Einsatzkräften bei der Koordination helfen. Gleichzeitig wächst die Relevanz von Drohnen auch im Bereich der Sicherheitstechnologie. Es zeigt sich zusehends, dass Drohnen nicht nur zum Ausspähen, sondern auch für Angriffe genutzt werden.

12 Institute beteiligt

Im Projekt CUSTODIAN (Counter-UAS Technologies for Detection, Interception and Neutralization) bündeln zwölf DLR-Institute und Einrichtungen unter der Leitung des DLR-Instituts für Flugsystemtechnik ihre Kompetenzen zur Drohnenabwehr. Das DLR arbeitet an einer Vielzahl technischer Lösungen. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben im Nationalen Erprobungszentrum für Unbemannte Luftfahrtsysteme des DLR in Cochstedt erfolgreich gezeigt, wie eine feindliche Drohne erkannt und unschädlich gemacht wird. Dabei haben die Forschenden unter anderem eine Drohne durch gezielte Beeinflussung des Navigationssignals zum Landen gezwungen. In einem anderen Szenario wurde eine feindliche Drohne von einer automatischen Abfangdrohne gerammt. Im DLR werden weitere Vorgehensweisen untersucht, um Drohnen unschädlich zu machen.

Erkennen, bewerten und starten

Die Neutralisierung unerwünschter Drohnen erfolgt in mehreren Schritten. Der erste Schritt ist das Erkennen dieser Drohnen mit Sensoren. Einzelne Drohnen werden dabei ebenso detektiert wie ganze Schwärme. Im zweiten Schritt wird die Situation in einem Lagezentrum bewertet. Anschliessend werden im dritten Schritt die geeigneten Gegenmassnahmen ausgewählt und gestartet.

Form und Ausstattung von Szenario abhängig

Abfangdrohnen können als effektive Gegenmassnahme eingesetzt werden. In der Forschung zu Abfangsystemen untersucht das DLR die gesamte Kette von der Detektion über das Abfangmanöver bis zum Abtransport. Welche Form und Ausstattung eine solche Abfangdrohne hat, ist vom Szenario abhängig. Drohnen können gezielt durch Massnahmen vom Boden unterstützt werden. «Dabei stehen die Sicherheit der Umgebung und die zielgerichtete Wirkung im Mittelpunkt. Neben den Innovationen ist deshalb die umfassende Analyse und Bewertung ein zentrales Ziel dieser Aktivitäten», teilt das DLR-Institut für Flugsystemtechnik mit.