Die Armee überwacht den Luftraum und führt ihre Einsätze in der Luft rund um die Uhr. Dabei ist sie auf das Luftraumüberwachungs- und Einsatzleitsystem Florako angewiesen. Mit dem Rüstungsprogramm 2020 bewilligte das Parlament einen Verpflichtungskredit für den Ersatz der bisherigen Führungssysteme von Florako durch das neue Führungssystem SkyView. Mit dem Rüstungsprogramm 2021 wurde die Überführung des neuen Führungssystems in die Rechenzentren des VBS bewilligt.

System stellt höhere Anforderungen

Zum Zeitpunkt des Entscheids für SkyView sei noch offen gewesen, in welchem Umfang das Führungssystem auf Funktionalitäten der Rechenzentren VBS basieren kann und ab wann diese zur Verfügung stehen, so VBS und armasuisse in einer Mitteilung. In der Zwischenzeit wurde der Ausbau der Rechenzentren VBS auf SkyView abgestimmt. Dabei wurde klar, dass das einsatzkritische Echtzeitsystem höhere Anforderungen an die Rechenzentren VBS stellt als angenommen.

Zusatzkredite beantragt 

Dadurch entstehen Mehrkosten bei SkyView in den Bereichen Netzwerk und Verschlüsselung sowie bei den Rechenzentren VBS für zusätzliche Hardware. Damit die Integration rechtzeitig erfolgen kann und die Luftraum-Überwachung gesichert ist, ist im Rahmen der Armeebotschaft 2023 je ein Zusatzkredit für den Ersatz der Führungssysteme von Florako (61 Mio. Fr.) sowie für die Beschaffung der Hardware und den Ausbau der Rechenzentren VBS (98 Mio. Fr.) erforderlich.

Prüfung bestätigt Notwendigkeit

Die Chefin VBS, Bundesrätin Viola Amherd, hat Mitte November 2022 die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsunternehmung BDO AG mit einer unabhängigen Prüfung bezüglich dieser Zusatzkredite beauftragt. Diese Prüfung bestätigt die Notwendigkeit des finanziellen Mehrbedarfs und stellt dafür im Wesentlichen drei Ursachen fest:

Personalbedarf unterschätzt

Die Verzögerungen im Projekt «Rechenzentren VBS» führten zu Verzögerungen in den Projekten für den Ersatz der Führungssysteme von Florako. Diese Verzögerungen sind auf asynchrone Projekt- und Zeitpläne der Projekte sowie die nicht ausreichend vorhandenen beziehungsweise überschätzten personellen Ressourcen der Führungsunterstützungsbasis respektive dem Projekt Kommando Cyber zurückzuführen. Die notwendigen personellen Ressourcen werden mit externen Dienstleistungen sichergestellt.

Abhängigkeiten unterschätzt

Im Weiteren wurden die technischen, anforderungsbedingten Abhängigkeiten im Projekt- und Risikomanagement unterschätzt sowie nicht ausreichend abgestimmt. Die höheren Anforderungen an das Netzwerk bestehen primär in den Bereichen Datenübertragungsrate, Echtzeit-Datenverarbeitung und Verschlüsselung. Ausserdem entstehen Mehrkosten für den Ausbau der Rechenzentren VBS.

Falsche Annahme

Die seitens der Armeeführung erlassene Handlungsrichtlinie für den Bereich Einsatz IKT veränderte die Finanzierungsgrundlagen auch für laufende Projekte. Da die Projektverantwortlichen bei der ursprünglichen Planung betreffend den Ersatz der Führungssysteme davon ausgegangen waren, dass die IT-Leistungen (personelle Projektbeistellungen für die Integration und Migration ins Rechenzentrum) vollumfänglich durch das Budget der Führungsunterstützungsbasis getragen werden, bestand kein finanzieller Spielraum, um diese letztlich externen Kosten über das Projekt abzudecken.

Zusatzkosten können nachvollzogen werden

Betreffend die Zusatzkosten stellt die BDO fest, dass innerhalb der gesetzten Parameter verschiedene Lösungsmöglichkeiten erarbeitet, evaluiert und beurteilt wurden. Die Methodik zur Herleitung der Varianten erscheint klar und plausibel. Die geprüften Varianten wurden ausserdem nachvollziehbar beschrieben, die rechnerische Herleitung der Zusatzkosten erscheint ebenfalls plausibel.

Lehren daraus ziehen

Die Chefin VBS hat den Chef der Armee und den Rüstungschef beauftragt, die notwendigen Lehren aus dem Bericht zu ziehen und konkrete Massnahmen für künftige Projekte zu erarbeiten und umzusetzen. Diese Massnahmen werden im Frühling 2023 vorliegen und kommuniziert.