Zukünftig wird es mehr Drohnen im Luftraum geben. Um eine grosse Anzahl von ihnen sicher und effizient in das bestehende Flugverkehrsmanagementsystem (ATM) zu integrieren und so zukunftsweisende Technologien und Dienstleistungen für Drohnen und Lufttaxis zu ermöglichen, arbeiten Forschung und Industrie in Europa an einem einheitlichen EU-Konzept für einen Drohnenluftraum: Dem sogenannten U-space. Dieser sieht geographische Gebiete vor, in denen einheitliche Regeln und Verfahren den Drohnenverkehr durch spezielle Services koordinieren. 

Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) richtet ab Januar 2023 am Nationalen Erprobungszentrum für Unbemannte Luftfahrtsysteme in Cochstedt am Verkehrsflughafen Magdeburg-Cochstedt, einen U-space-Luftraum für Drohnen in Form eines Reallabors ein.

4-Level-Service mit steigender Komplexität

Das neue U-space-Reallabor Cochstedt wird eines der umfassendsten seiner Art in Deutschland werden und alle zentralen Aspekte umfassen: den U-space-Luftraum, die nötige Infrastruktur sowie verschiedenste Services. Es gibt im europäischen U-space-Konzept vier Service-Level mit steigender Komplexität. Die Basis bildet das Level U1 mit grundlegenden Services, wie beispielsweise die elektronische Registrierung und Identifikation von Drohnen. In Level U4 geht es dann unter anderem um vollumfängliche Services, wie integrierte Schnittstellen mit der bemannten Luftfahrt. Das Reallabor in Cochstedt wird alle vier Level abdecken und ist damit der erste aktive Verkehrsflughafen Deutschlands, an dem die Ausstattung implementiert und demonstriert wird.

Offene Fragen zur Ausgestaltung des europäischen Konzepts

Neue rechtliche Rahmenbedingungen ermöglichen ab Januar 2023 grundsätzlich die Implementierung von U-space-Lufträumen. Auch wenn U-Space als Rahmenwerk bereits ausgearbeitet ist, bestehen derzeit noch eine Vielzahl an Forschungsfragen, wie diese Lufträume, die Services sowie deren Interaktion genau ausgestaltet werden müssen. Auch die technischen Anforderungen und Schnittstellen zu unbemannten Luftfahrzeugen, die in U-space betrieben werden sollen oder die Koordinierung mit der Luftverkehrskontrolle sind noch Gegenstand aktueller Forschung.

In Cochstedt andere Drohnengebiete nachbilden

Das neue U-space-Reallabor soll Antworten zu ganz unterschiedlichen zukünftigen Drohnengebieten liefern – nicht nur zur Region um Cochstedt. Daher wird das Reallabor eine Virtualisierungsumgebung enthalten, die es erlaubt, in Cochstedt andere geografische Regionen realitätsnah nachzubilden. So können U-space-Lufträume und -Dienste mit vergleichsweise geringem Aufwand auch für völlig andere geographische Gebiete in Deutschland und Europa validiert werden. Interessenvertreter wie Stadtentwickler, Luftfahrtbehörden und Anwohner haben im Reallabor die Möglichkeit, schon frühzeitig die zukünftige Mobilität in einem Drohnen-Luftraum für ihre Regionen beispielsweise mittels Augmented Reality zu erleben und mit ihrem Feedback Einfluss auf die Ausgestaltung der neuen Konzepte, Prozesse und Dienste zu nehmen.

Internes DLR-Projekt

Das U-space-Reallabor wird in Cochstedt in Form eines internen DLR-Projekts von Januar 2023 bis Dezember 2026 aufgebaut. Neben dem Nationalen Erprobungszentrum für Unbemannte Luftfahrtsysteme sind die DLR-Institute für Flugführung, Flugsystemtechnik, Softwaretechnologie, Kommunikation und Navigation sowie Aerodynamik und Strömungstechnik an dem Projekt beteiligt, das ein Volumen von 7,5 Millionen Euro aufweist.