Die aktuelle Lage an der NATO-Ostflanke wirkte sich auch auf die Iniochos aus. So sagte Rumänien kurzfristig die erstmalige Teilnahme mit ihren F-16 Fighting Falcon ab. Durch die QRA-Aufgaben im Südosten der NATO-Flanke konnte die rumänische Luftwaffe Teile ihrer Ressourcen nicht nach Griechenland verlegen.

Trotz der verständlichen Absage aus Rumänien konnte Iniochos auf ein beträchtliches Teilnehmerfeld zählen, welche sich dem von in Andravida beheimateten Air Tactics Center (ATC) der griechischen Luftwaffe gestellten Missionsszenarien ausgesetzt sahen. Dass diese das komplette Spektrum von «Luft-Luft» über «Luft-Boden» bis hin zu Aufklärungs- und Spezialeinsätzen wie Rettungsmissionen abdeckten, war ebenso offensichtlich wie der Einfluss der aktuellen Erkenntnisse aus der Konfliktsituation in der Ukraine. 

Erstmals dabei

Neben den bekannten Teilnehmern aus den USA mit F-15E Strike Eagles, Israel mit F-16I Fighting Falcon, Italien mit Tornado IDS bzw. ECR sowie Maschinen der verschieden Staffeln von Griechenlands Luftwaffe waren bei Iniochos 2022 auch Premieren zu verzeichnen. Frankreich nahm mit den Rafale teil, operierte aber vom Flugzeugträger Charles de Gaulle aus. Weiterhin waren Zypern mit einem AW139-Helikopter sowie Slowenien mit Pilatus PC-9 erstmals vertreten. Die mit am meisten Spannung erwartete «Premiere» stellte Griechenland mit der Rafale gleich selber sicher. Dies bedeutete schliesslich auch die erste Teilnahme an einer grösseren internationalen Übung für den neusten Kampfjet im Inventar der Streitkräfte von Griechenland. 

Verschiedene Szenarien

Dass es sich bei Iniochos um eine anspruchsvolle Übung handelt, kann an zwei Elementen festgestellt werden. Einerseits basiert die vom ATC entwickelte Doktrin auf den «Red-Flag Übungen» der US-Luftwaffe und erfährt eine laufende Anpassung aus den «lessons learned» von NATO-Einsätzen weltweit. Darin werden die Besatzung vom ersten Moment an in einem komplexen Szenario mit den verschiedensten Bedrohungsarten konfrontiert und müssen sich darin in andauernder Belastung behaupten. Anderseits bieten die verschiedensten Trainingsräume in Griechenland wohl das beste Umfeld für solche Szenarien, schliesslich sind Einsätze über Land, dem Meer sowie sogar in Gebirge in jedem Szenario möglich und können je nach Mission sogar während eines einzelnen Fluges erfolgen.   

Beobachter aus aller Welt

Das Trainingsumfeld, welches die Iniochos bietet, stösst auf weltweites Interesse. Beobachter aus Albanien, Ägypten, Österreich, Nord Mazedonien, Grossbritannien, Indien, Kanada, Kroatien, Kuwait, Marokko und Saudi-Arabien verfolgten die Übung vor Ort. Gut möglich, dass einige der genannten Länder in den kommenden Jahren auch als Teilnehmer im Luftraum über dem Peloponnes zu sehen sind.

Der wohl wichtigste Grund, der für die Teilnahme an Iniochos spricht, erläutert der Kommandant des ATC, Brigadegeneral Nikoloas Kokkonis: «Sämtliche Besatzungen werden gemeinsam dem Szenario ausgesetzt. Da müssen die Besatzungen ihre verschiedenen Erfahrungen und Taktiken zusammenbringen und gemeinsam einsetzen, um darin bestehen zu können!»