Nach mehreren Monaten Planung hat die Grundüberholung der historischen Ju 52 der Ju-Air begonnen. Dies teilte die Betreiberin Ju-Air am 5. Juni 2019 mit. Als Erstes sollen die Flugzeuge und ihre Einzelteile digital vermessen werden, um dreidimensionale, computerisierte Baupläne herstellen zu können. Das Grossprojekt wird von den Junkers Flugzeugwerken durchgeführt, die dafür zahlreiche Spezialunternehmen aus dem In- und Ausland verpflichtet haben, schreibt Ju-Air in ihrer Mitteilung. Alle Arbeitsschritte werden vom Bundesamt für Zivilluftfahrt vor, während und nach der Durchführung begleitet. Laut Ju-Air sollen am Ende der umfangreichen Arbeiten die Flugzeuge «technisch praktisch neuwertig» sein. 

Tragende Teile der Flügelkonstruktion werden ersetzt

Sämtliche sicherheitsrelevanten, tragenden Teile der Flügelkonstruktion werden aufgrund ihres Alters vorbeugend ersetzt. Da neue Teile für die achtzigjährigen Flugzeuge nicht mehr erhältlich sind, müssen hunderte von Einzelteilen durch dafür autorisierte Partner neu hergestellt werden. Laut Ju-Air werden zuerst die Originalteile digital vermessen. Danach werden Bauteile wie Flügel, Leitwerke und Steuerung im Computer nachmodelliert. Mit diesen Daten werden dann die Einzelteile nachgebaut. Rund 90 Prozent der Flügelteile werden so ersetzt. 

Enge Begleitung durch das BAZL

Die Überholung der Flügel soll in Malters (LU) stattfinden. Rumpf, Leitwerk, Fahrwerk, Steuersystem, sowie auch alle anderen Systeme, werden in Dübendorf überholt. Auch hier würden, so Ju-Air, die Arbeiten durch Fachleute von zertifizierten Spezialfirmen ausgeführt. Das Projekt werde vom Bundesamt für Zivilluftfahrt eng begleitet. Die einzelnen Arbeitsschritte werden dazu im Voraus detailliert beschrieben und durch das Bundesamt geprüft. Nach der Bewilligung werden sie ausgeführt und können vom Bundesamt wieder überprüft werden. 

Abschied von den BMW-Motoren 

Laut Ju-Air werden die Antriebe der drei Flugzeuge ausgetauscht. Für die bisher eingesetzten BMW-Sternmotoren des Typs «132» sind keine Ersatzteile mehr verfügbar, da BMW den Bau dieses Motortyps 1944 einstellte. Der Aufwand für einen längerfristigen Weiterbetrieb dieser Flugmotoren würde Jahr für Jahr grösser. Die Ju-Air hat sich deshalb entschieden, sie durch «Wasp»-Sternmotoren vom Typ R-1340 von Pratt & Whitney zu ersetzen. Die «Wasp»-Sternmotoren werden zwar nicht mehr neu gebaut, sie wurden aber in so grossen Stückzahlen hergestellt, dass sie weltweit noch immer sehr verbreitet sind. Grundüberholte Motoren und neuwertige Ersatzteile seien gut erhältlich, betont Ju-Air. Motoren von Pratt & Whitney waren auf der Ju 52 regelmässig anzutreffen; die Flugzeuge wurden teilweise mit den Sternmotoren des amerikanischen Herstellers ausgeliefert. 

HB-HOS wird als Erste grundüberholt

Das Flugzeug mit der Immatrikulation HB-HOS sei die erste von drei Maschinen, die grundüberholt wird. Es wurde im Spätsommer 1939 fabrikneu an die Schweizer Luftwaffe ausgeliefert und blieb bis 1981 in den Diensten der Armee. 1983 wurde es durch die Ju-Air übernommen und war seither ununterbrochen Teil ihrer aktiven Flotte. Die Grundüberholung der anderen beiden Ju 52 werde später beginnen. Der genaue Zeitplan hänge auch davon ab, wie die Arbeiten am ersten Flugzeug vorankommen. Es sei vorgesehen, dass die HB-HOS im Frühling 2021 wieder in den Flugbetrieb zurückkehrt.

Wartung wird neu organisiert

Im Hinblick auf die Wiederaufnahme des Flugbetriebs werde die Wartung der Flugzeuge und Motoren neu organisiert, informiert Ju-Air. Die Abklärungen dazu seien im Gang. Die Ju-Air werde auch dabei durch externe Experten unterstützt und durch das Bundesamt für Zivilluftfahrt überwacht. Die Revision des Rumpfes könne im Fliegermuseum Dübendorf bei speziellen Führungen besichtigt werden.