Sie ist wohl das einzige Flugzeug der Welt, das selbst von Luftfahrt-Laien an ihrem Motorengeräusch erkannt wurde: die Junkers Ju 52/3m D-AQUI der Deutschen Lufthansa Berlin Stiftung. Seit 1986 flog sie viele zehntausend Rundfluggäste über Deutschland. 2019 dann der Schock für Aviatikfreunde: Lufthansa gab bekannt, dass die Maschine nicht mehr fliegen darf. Sie werde künftig aber der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Seit 2024 ist klar, wo das sein wird: Im neu entstehenden Besucher- und Konferenzzentrum der Lufthansa am Flughafen Frankfurt. Im kommenden Jahr soll sie dort zum Jubiläum «100 Jahre Lufthansa» ausgestellt werden. Die Ju 52 ist dann neben der ebenfalls restaurierten Lockheed «Super Star/Starliner» aus der legendären Constellation-Baureihe die Hauptattraktion.

Eine bewegte Reise durch Deutschland

Bis Mitte Juli war allerdings der Flughafen Paderborn und der dortige Quax-Verein von Luftfahrtenthusiasten die temporäre Ruhestätte der D-AQUI. In diesen Tagen wird die Ju 52 aber erneut demontiert. Rumpf und Tragflächen werden dabei auf mehrere Tieflader verteilt und gehen dann auf den Weg nach Frankfurt.

Vor dem Umzug nach Paderborn war der Oldtimer bereits einige Monate fluguntüchtig am Flughafen München gestanden, weil eine Motoraufhängung defekt war und diese Reparatur nicht in der bayerischen Landeshauptstadt vorgenommen werden konnte. Anschliessend wurde die Ju 52 zunächst in ihren früheren Heimathangar nach Hamburg-Fuhlsbüttel transportiert, später nach Paderborn.

Ein Flugzeug mit vielen Leben

Bereits ab der Mitte der Flugsaison 2015 war die Maschine für längere Zeit wegen eines Mittelholmbruchs an den Boden gefesselt. Dieser musste aufwändig repariert werden. 2018 flog der 83 Jahre alte Oldie dann wieder, der bis 2020 mehr als 11'000 Flugstunden für die Lufthansa Berlin Stiftung absolvierte. Sie hatte, anders als die Schweizer Ju 52, keine originalen BMW-Motoren mehr, sondern einfacher zu wartende und gebräuchlichere Pratt & Whitney-Sternmotoren.

Allerdings hatte die D-AQUI – gebaut 1936 bei den Junkers Werken in Dessau ­– auch früher schon bewegte Zeiten und mehrere Wiedergeburten erlebt. Anfangs als Wasserflugzeug auf Schwimmern bei der damaligen Luft Hansa eingesetzt, ging die Ju schon nach zwei Monaten Einsatz nach Norwegen zur dortigen Fluggesellschaft DNL. 1940 dann die Rückkehr zur Luft Hansa, um nach Kriegesende erneut bei der DNL in Skandinavien eingesetzt zu werden. Durch den strapaziösen Einsatz als Frachtflugzeug in der Nordsee wurde es notwendig, den Rumpf der D-AQUI gegen den einer besser erhaltenen Junkers auszutauschen und an diesen dann Flächen und Leitwerksteile des Originals zu montieren.

Von «Iron Annie» zurück zu den Wurzeln

Ende der 1960-Jahre wurde die Ju 52 in die USA verkauft. Dort flog sie später unter dem Namen «Iron Annie» in einer imaginären deutschen Luftwaffen-Lackierung auf Airshows. Verantwortliche der Lufthansa holten die Maschine in den 1980er-Jahren zurück nach Deutschland. In der Hamburger Werft der Kranich-Linie folgte anschliessend eine Totalüberholung.

Passend zum 50. Geburtstag der D-AQUI und 60 Jahre nach dem ersten Linienflug der alten Luft Hansa war die Maschine seit 1986 wieder flugtüchtig. Bis zum endgültigen Grounding 2019 beförderte sie mehr als 250'000 Passagiere.