In Nordamerika geht wie im Mittelmeerraum bei Waldbränden nichts ohne den Einsatz schwerer Löschflugzeuge. Deshalb hat Lockheed Martin eine spezielle Löschvariante seiner seit Jahrzehnten bewährten Hercules-Transportflugzeuge mit der Bezeichnung LM-100J FireHerc auf der Luftfahrtmesse im britischen Farnborough vorgestellt.

Waldbrände nehmen zu

Die viermotorige Turboprop-Maschine wird seit mehr als 60 Jahren produziert und ist in den Baureihen C-130 Hercules, Super Hercules und L-100 in rund 2500 Exemplaren im Einsatz. Es existieren auch mehrere nachträglich zum Löschflugzeug umgebaute Versionen. Zwar wird die Hercules vor allem als Militärtransporter eingesetzt, es gibt sie aber auch in einer zivilen Variante. Ein Lockheed-Martin-Sprecher erklärte in Farnborough, dass die Zahl von Wald- und Buschbränden weltweit immer mehr zunehme. Um diese erfolgreich bekämpfen zu können, wurde die FireHerc-Version entwickelt. Die neue Maschine kann ihr Löschmittel auf zweierlei Weise abwerfen. Entweder mit Hilfe der Schwerkraft oder durch ein Druckluft-System. Damit sind punktgenaue Einsätze genau über dem Brandherd möglich.

Belastbar bis zum Looping

Um ihre extreme Belastungsfähigkeit zu beweisen, hat sich der langjährige Hercules-Cheftestpilot von Lockheed-Martin etwas ganz Besonderes ausgedacht: Bei der Flugschau auf der britischen Luftfahrtmesse flog er zur Freude des Publikums einen kompletten Looping mit der Feuerlösch-Vorführmaschine. Für ein Transportflugzeug, dessen konzeptionelle Ursprünge in den frühen 1950erjahren liegen und das seit mehr als 60 Jahren ununterbrochen gebaut wird eine beeindruckende Leistung.

Die FireHerc-Version soll zukünftig ein Alleinstellungsmerkmal unter allen Löschflugzeugen erhalten: Sie soll sogar nachts einsetzbar sein. Das ermöglicht eine besondere Avionik, die den Piloten die Landschaft bei Dunkelheit virtuell in dreidimensionaler Form darstellt. Dazu kommen Headup-Displays. Das sorgt für mehr Sicherheit bei diesen höchst anspruchsvollen Einsätzen. Bisher war es wegen den äusserst schwierigen Sichtverhältnissen bei Löschflügen nur möglich, diese bei Tageslicht vorzunehmen, aber nie bei Nacht.

Operationen ab unbefestigten Pisten

Es gibt noch grössere Löschflugzeuge wie die neue Hercules LM-100J. So wurden drei Boeing 747 Jumbo-Jet und andere Ex-Airliner zu Löschflugzeugen umgebaut. Derartig modifizierte ehemalige Passagier- oder Frachtjets haben aber zwei Nachteile. Sie müssen konstruktionsbedingt deutlich schneller fliegen wie eine Turboprop-Maschine. Deshalb ist ihre Zielgenauigkeit beim Löscheinsatz geringer. Der zweite Nachteil wiegt noch schwerer: Lösch-Airliner benötigen die Infrastruktur eines Flugplatzes mit einer langen und betonierten Runway.

Hier spielt die Hercules LM-100J ihre Vorteile aus: Die extrem robuste Maschine kann auf Gras, Schotter und anderen unbefestigten Pisten innerhalb von knapp 1000 Metern aufsetzen und abheben. Dadurch kann die Maschine näher am Brandherd ohne Flughafenanbindung operieren und die zeitraubenden An- oder Abflüge werden verkürzt.

Die beeindruckende Vorführung der Hercules LM-100J an der Airshow in Farnborough.