ESA-Generaldirektor Josef Aschbacher sieht darin einen grossen Erfolg für Europa und einen wichtigen Moment für die Eigenständigkeit und Führungsrolle in Wissenschaft und Innovation. «Ich bin dankbar für die intensive Arbeit und die sorgfältige Vorbereitung, die zur Bereitstellung der neuen Beiträge der Mitgliedstaaten geführt haben, die gegenüber der letzten Ministerratstagung der ESA im Jahr 2022 um 32 % bzw. inflationsbereinigte 17 % gestiegen sind.»

Erste Etappe der «Strategie 2040»

Die diesjährige Ministerratstagung war die erste Etappe der Umsetzung der Strategie «ESA 2040», in der die Weichen für die Ambitionen Europas in der Raumfahrt gestellt und genaue Vorgaben festgelegt werden. «Angesichts der schwierigen geopolitischen Lage haben alle ESA-Beitragszahler und die Europäische Kommission ihr Vertrauen in die ESA bekräftigt, auch in Zukunft Programme durchzuführen, die die Führungsrolle Europas in der Raumfahrt stärken und dazu beitragen, unsere Kapazitäten auf der Erde, in der Umlaufbahn und im interplanetaren Raum auszubauen. Obwohl wir in diesem Jahr unser 50-jähriges Bestehen und unsere zahlreichen Erfolge gefeiert haben, stehen wir erst am Anfang unserer Arbeit», so Aschbacher weiter.

Ausbau von Europas Führungsrolle in der Weltraumwissenschaft

In ihrem 50. Jubiläumsjahr bekräftigt die ESA ihr Engagement für die Wissenschaft. Die Mitgliedstaaten haben mit einem inflationsbereinigten Anstieg von 3,5 % pro Jahr eine historische Aufstockung der Mittel zugesichert, die einigen der genialsten Missionen in der Geschichte der ESA den Weg ebnen und die Führungsrolle Europas im Bereich der Wissenschaft stärken wird. In einem ersten Schritt werden die in dem langfristigen Plan «Kosmische Vision» beschriebenen Missionen durchgeführt, darunter LISA und NewAthena. Der nächste grosse Sprung für die Wissenschaft wird jedoch durch Technologieentwicklungen für Missionen im Rahmen des Plans «Voyage 2050» ermöglicht, insbesondere mit dem ehrgeizigen Plan einer Mission der L-Klasse zum Saturn, um auf dessen Mond Enceladus nach Leben zu suchen. Die Technologieentwicklung für diese Mission muss unverzüglich eingeleitet werden, um den Südpol von Enceladus unter optimalen Lichtverhältnissen zu erreichen.

Stärkung der Sicherheit und Resilienz Europas

Die Initiative für die weltraumgestützte Resilienz Europas wurde ins Leben gerufen, um die Dual-Use-Kapazitäten des Kontinents zu fördern. Dank einer Anschubfinanzierung soll ein System entwickelt werden, das Zugang zu Satellitenbildern mit hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung bietet. Durch die Bündelung und gemeinsame Nutzung von Ressourcen sowie den Aufbau eines Netzwerks sollen Beobachtungslücken geschlossen werden. Unterstützt wird dies durch neue Navigationsdienste aus der erdnahen Umlaufbahn und sichere Konnektivität. Der klare Auftrag, Weltraumanwendungen für Verteidigungszwecke zu nutzen, bedeutet eine historische Wende für die ESA, weswegen auf der Ministerratstagung 2025 (CM25) beschlossen wurde, die Zeichnungsfrist für das neue Programm bis zum nächsten Jahr zu verlängern.

ESA-Technologien im Zentrum aller Missionen

Die Technologien zur Unterstützung dieses Programms und anderer innovativer Missionen der ESA werden mit Hilfe eines erheblich aufgestockten Budgets für wegbereitende Technologien, kritische Komponenten, Digitalisierung und neue Technologien entwickelt. Technologische Unabhängigkeit und ein garantierter Zugang zum Weltraum sind für die Verwirklichung der Ambitionen Europas in der Raumfahrt von zentraler Bedeutung.

Ausbau wichtiger Tätigkeiten: Transportmittel

Die europäischen Träger Ariane‑6 und Vega‑C werden weiterhin für den Zugang zum Weltraum massgeblich sein. Gleichzeitig wird die ESA die Weiterentwicklung des europäischen Trägermarktes und neuer Transportmittel in die Erdumlaufbahn auch künftig unterstützen, z. B. durch den europäischen Wettbewerb für Raumfahrzeugträger. 

Kommerzialisierungsprogramme

Die europäischen Märkte für Raumfahrttechnik und Weltraumdaten werden durch die Fortsetzung erfolgreicher Kommerzialisierungsprogramme weiterentwickelt. Die ESA wird weiterhin private Investitionen fördern, Innovationen vorantreiben und KMU sowie neue Marktteilnehmer im Raumfahrtsektor stärken. Für kofinanzierte Projekte wurde ein Budget von 3,6 Mrd. Euro vereinbart, dem beträchtliche private Finanzmittel folgen sollen.

Erdbeobachtung

Die Führungsrolle Europas in der Erdbeobachtung wird durch die Vorbereitung der zweiten Generation von Copernicus-Satelliten (insbesondere der optischen Sentinel-2- und Sentinel-3- Missionen der nächsten Generation) aufrechterhalten. Im Rahmen von FutureEO wird die ESA Weltklasse-Missionen im Bereich der Geowissenschaften entwickeln und durchführen, künftige operationelle Copernicus- und meteorologische Missionen in die Wege leiten und die Nutzung von Weltraumdaten für Maßnahmen für die Erde unterstützen.
Förderung der Kapazitäten im Bereich der Exploration.

weitere ambitionierte Projekte 

Die Mitgliedstaaten der ESA haben mit soliden Plänen zum Ausbau internationaler Partnerschaften ihr Engagement für die Exploration bekräftigt. Die Finanzierung der Mission «Rosalind Franklin» zur Landung eines Rovers auf dem Mars mit einem geplanten Starttermin im Jahr 2028 ist gesichert; gleichzeitig arbeitet die ESA an der Vorbereitung von Mondmissionen, in deren Mittelpunkt das Landefahrzeug Argonaut steht. Die ESA wird an der Eindämmung der mit einer Reihe anderer Technologien verbundenen Risiken arbeiten, um die europäische Präsenz in der erdnahen Umlaufbahn und darüber hinaus in den kommenden Jahrzehnten zu unterstützen. Unterdessen haben die ESA und ihre Mitgliedstaaten die Umsetzung kurzfristiger Maßnahmen vereinbart, um sicherzustellen, dass europäische Astronauten Zugang zur Internationalen Raumstation bis zu deren geplanter Ausserbetriebnahme im Jahr 2030 haben. Zudem wurde auf der CM25 die Entwicklung eines Frachtrücktransportdienstes aus der erdnahen Umlaufbahn bestätigt, in dessen Rahmen bei zwei Demonstrationsflügen Andockmanöver an der ISS vorgenommen werden sollen. Vor der CM28 ist eine Zwischentagung auf Ministerebene zur Anpassung an die zu erwartenden Veränderungen in der internationalen Zusammenarbeit geplant.

Schutz und Sicherheit für die Erde

Die für den Bereich Schutz und Sicherheit im und aus dem Weltraum bereitgestellten Mittel fließen hauptsächlich in drei große Missionen: RAMSES, RISE und Vigil. Die in einem engen Zeitrahmen durchzuführende Mission RAMSES zur Untersuchung des Asteroiden Apophis bei seinem nahen Vorbeiflug an der Erde im Jahr 2029 ist finanziert und wird einen wertvollen Beitrag leisten, um für künftige potenziell gefährliche Asteroiden gewappnet zu sein. Die ursprünglich auf der CM22 genehmigte Weltraumwettermission Vigil wird mit der Anfang nächsten Jahres zu erwartenden vorläufigen Entwurfsüberprüfung des Raumfahrzeugs einen weiteren Schritt in Richtung Durchführung absolvieren. Zur künftigen Reduzierung von Raumfahrtrückständen wird im Rahmen von RISE – einer Partnerschaft mit der Industrie – die Erprobung orbitaler Wartungsdienste finanziert. Das Raumfahrzeug SAGA – eine Demonstrationsmission für Quantenkommunikation – wird in die Bau- und Durchführungsphase übergehen. Das Moonlight-Programm, das lunare Kommunikations- und Navigationsdienste vorsieht, wird weiterentwickelt.

Neue ESA-Aktivitäten in den Mitgliedstaaten

Die ESA hat mehrere Absichtserklärungen über die Einrichtung neuer Zentren in ihren Mitgliedstaaten unterzeichnet. Mit Polen wurde eine Grundsatzvereinbarung über die Prüfung der Möglichkeit zur Schaffung eines auf Sicherheit und Anwendungen mit doppeltem bzw. mehrfachem Verwendungszweck spezialisierten neuen Standorts unterzeichnet. Auf der Ministerratstagung wurden die beiden folgenden Entschliessungen angenommen: die Entschliessung über die Raumfahrt als Mittel zur Stärkung der Zukunft Europas und die Entschließung über das Mittelvolumen der obligatorischen Tätigkeiten der Organisation im Zeitraum 2026–2030.