Die DFS-Kontrollzentrale in München, die den unteren Luftraum bis rund neun Kilometer Höhe überwacht, hat das neue Flugsicherungssystem iCAS in Betrieb genommen. iCAS beruht auf der sogenannten 4D-Trajektorie: Für einen effizienten Verkehrsfluss berechnet das System für jedes Flugzeug sehr exakt den weiteren Flugweg im dreidimensionalen Raum, ergänzt um den Faktor Zeit. Mögliche Konflikte zwischen Luftfahrzeugen werden den Fluglotsen frühzeitig angezeigt und können somit gelöst werden.  

«iCAS ist unsere Antwort auf den Digital European Sky»

Das sagt Dirk Mahns, DFS-Geschäftsführer Betrieb. Das System verbessere das technische Zusammenwirken zwischen den europäischen Flugsicherungsorganisationen. «Die exakten Flugwegberechnungen und die zusätzlichen Funktionen sowie das moderne Human-Machine-Interface ermöglichen unseren Fluglotsinnen und Fluglotsen ein vorausschauendes, modernes Flugverkehrsmanagement», erläutert Dirk Mahns die Vorzüge des neuen Systems. Die DFS ist die erste Flugsicherungsorganisation in Europa, welche mit iCAS ein Flugsicherungssystem der neuesten Generation in einem der komplexesten Lufträume der Welt in Betrieb genommen hat.    

Einführung dauerte ein halbes Jahr

Die neue iCAS Systemgeneration wurde in Kooperation mit der niederländischen Flugsicherungsorganisation LVNL und dem spanischen Technologieunternehmen INDRA rund sechs Jahre entwickelt und innerhalb von sechs Monaten eingeführt. Die DFS-Niederlassung Karlsruhe, die den oberen Luftraum überwacht, arbeitet bereits seit über fünf Jahren mit der ersten iCAS-Generation. iCAS wird die Grundlage für alle weiteren Systementwicklungen der DFS und für viele europäische Flugsicherungsorganisationen sein.

Neues Gebäude erforderlich

Der Systemwechsel erforderte einen Umzug der Kontrollzentrale München in ein neues Gebäude. Somit konnte vom alten auf das neue System umgeschaltet werden, ohne die technische und betriebliche Stabilität zu gefährden.  

Nahtlose Umschaltung möglich

Um eine sichere Einführung zu gewährleisten, wurde iCAS zudem vor der Inbetriebnahme vielfach getestet, zuletzt auch im Live-Betrieb in der Nacht und am Wochenende. Dennoch können in der Einführungsphase aufgrund der Komplexität des Systems und der hohen Anzahl von Datenverbindungen Auffälligkeiten niemals ganz ausgeschlossen werden. Deshalb stehen für solche Situationen Ersatzsysteme bereit, auf die nahezu nahtlos umgeschaltet wird. Solch eine Umschaltung musste zum Beispiel am 25. März vorgenommen werden. Sie dauerte wenige Stunden und verlief reibungslos. 

Vorübergehende Reduzierung des Verkehrs

Wie bei Umstellungen dieser Grössenordnung weltweit üblich, wurde die von der Münchner Kontrollzentrale zu koordinierende Verkehrsmenge ausserdem reduziert. Auch dies dient der Sicherheit. Die Kapazität wird nun sukzessive wieder auf 100 Prozent angehoben. Das DFS geht nicht davon aus, dass sich die Einschränkungen in der Einführungsphase der komplexen Systemeinführung auf die flüssige und geordnete Abwicklung des Luftverkehrs stark auswirken.

Die Fluglotsen der DFS-Kontrollzentrale München überwachen einen Luftraum, der vom Bodensee bis zur tschechischen Grenze sowie von Leipzig bis zum Brenner und bis zu einer Höhe von 31'500 Fuss (9,6 Kilometer) reicht. Auch die An- und Abflüge zu den Flughäfen München, Memmingen, Nürnberg, Leipzig, Erfurt und Dresden werden von München aus koordiniert. Im vergangenen Jahr kontrollierten sie rund 860’000 Flugbewegungen.