Im Oktober 2020 sollten endlich Passagiere am Berliner Flughafen BER einchecken können – nach neun Jahren Verspätung. Der milliardenschwere Airport erntete bisher in aller Welt Spott und Häme. Und immer wieder tauchen neue Schwierigkeiten auf.
Ewige Baustelle Flughafen BER
Noch immer wird im Hauptterminal gearbeitet, an den Brandmeldeanlagen und Kabeln für Notstrom und Sicherheitsbeleuchtung. Auch wenn im Sommer alle Tests erfolgreich verlaufen, der Airport wird eine Baustelle bleiben, denn die Erbauer bezeichnen ihn als ein wachsender Flughafen, bis er schliesslich dereinst die Kapazität von 55 Millionen Passagieren jährlich erreichen wird. Doch bis es soweit ist, wird noch viel Wasser durch die Spree fliessen.
Fast unbemerkt entwickelt sich der ehemalige DDR Zentralflughafen in Schönefeld mit zuletzt gegen 13 Millionen Passagieren. Der Flughafen soll bis 2025 in Betrieb bleiben.
Flughafen Tegel an der Belastungsgrenze
Der Berliner Flughafen Tegel, der schon vor Jahren durch BER hätte ersetzt werden sollen, ist zu klein und veraltet. Mit 22 Millionen Fluggästen wurde im vergangenen Jahr das bisherige Rekordjahr 2016 um 700 000 Passagiere übertroffen. Doch weil die Eröffnung des künftigen Hauptstadtflughafens BER auf sich warten lässt, muss der City Flughafen als «Deutschlands beliebtestes Provisorium», wie er auch bezeichnet wird, noch länger durchhalten. 2017 waren die Passagierzahlen in Tegel gesunken, nachdem Air Berlin als grösste dortige Airline Insolvenz angemeldet hatte. Inzwischen füllten Easyjet, Eurowings, Laudamotion und andere die Lücken. Sollte Tegel dereinst ein halbes Jahr nach der Eröffnung von BER schliessen, werden viele Berliner den Flughafen vermissen, wie einst den berühmten Tempelhof.
Polen erwacht
Die verspätete Eröffnung des Berliner Flughafens BER ist in Polen nicht unbemerkt geblieben. Das Land verfügt über viele kleine Flughäfen, aber über kein einziges Drehkreuz. Der grösste Flughafen ist der Chopin Airport in Warschau mit 15 Millionen Passagieren im Jahr.
Nun ist ein Grossflughafen in Baranow geplant, der es mit den Drehkreuzen in London, Paris und Frankfurt aufnehmen könnte. Er liegt zwischen Warschau und Lodz und soll gegen sieben Milliarden Euro kosten. Politiker in Polen träumen schon längst von einem Grossflughafen, der das ganze Land nach vorne bringen könnte. Keine schlechte Option, denn offenbar ist man nicht mehr bereit, als Provinz eingestuft zu werden und stetig Passagiere für weltweite Destinationen zu verlieren, die mangels Angebote ab Frankfurt oder Berlin reisen.
Der zukünftige Grossflughafen mit dem Namen Solidarnosc (Solidarität) soll nach seiner Fertigstellung spätestens 2028 im ersten Jahr bereits ein Verkehrsvolumen von 45 Millionen Passagieren aufweisen mit Ausbau-Optionen für bis zu 100 Millionen Passagiere.
Der Berliner Hauptflughafen BER müsste beunruhigt sein, denn die Bahnstrecke Berlin-Warschau verläuft schon heute nördlich von Baranow.