Pandemie bzw. damit verbundene Massnahmen führten auch bei RUAG International zu einem Umsatzrückgang von rund 30% in den beiden luftfahrtnahen Geschäftsbereichen Aerostructures und MRO International und zu Projektverzögerungen innerhalb des ganzen Unternehmens. Als Folge davon musste RUAG International Sonderabschreibungen und Rückstellungen im Umfang von rund CHF 160 Mio. vornehmen. Neben bereits laufenden Kostensenkungsprogrammen und Kurzarbeit hat das Unternehmen für 2021 strategische Änderungen eingeleitet. RUAG International beschäftigt 6‘299 Mitarbeitende und erzielt 81% aller Umsätze im Ausland.

RUAG Aerostructures und RUAG MRO besonders betroffen

Gesamthaft generierte der Konzern einen Nettoumsatz von CHF 1181 Mio. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Rückgang von 14.9%. Wechselkursbereinigt beträgt der Rückgang 12.4%. Der Auftragseingang sank um 5.2% auf CHF 1214 Mio. und der Auftragsbestand ging um 4.9% auf CHF 1169 Mio. zurück. Das Betriebsergebnis (EBIT) beläuft sich auf minus CHF 224 Mio. und der Reinverlust beträgt CHF 219 Mio., während der Cash Flow aus betrieblicher Tätigkeit mit CHF 19 Mio. noch leicht positiv ausfiel.

Die negative Entwicklung ist gemäss RUAG hauptsächlich auf einen Umsatzrückgang von rund 30% in den von der Pandemie starke betroffenen Luftfahrtbereichen RUAG Aerostructures und RUAG MRO International und für die kommenden Jahre gedämpften Marktaussichten in der Luftfahrtbranche zurückzuführen. Auch in den anderen Geschäfts-segmenten wirkte sich die Pandemie durch Reiseeinschränkungen, Lockdowns und Verschie-bungen von Projekten negativ auf den Geschäftserfolg aus. Das Unternehmen reagierte mit umfassenden Sparprogrammen, Kurzarbeit und vorgezogenen Restrukturierungen auf die Herausforderungen.

Sonderabschreibungen und Rückstellungen

Das operative Geschäft verlief 2020 in den Sparten unterschiedlich – wenn auch in allen Geschäftsbereichen die Auswirkungen der Pandemie zu spüren waren. Sonderabschreibungen und Rückstellungen im Umfang von rund CHF 160 Mio. waren die Folge und haben das Unternehmensergebnis stark belastet. Aufgrund der komplett veränderten Marktsituation und, weil davon ausgegangen werden muss, dass es Jahre dauern wird, bis der Luftverkehr wieder das Vor-Pandemie-Niveau erreicht hat, mussten bei RUAG Aerostructures ausserordentliche Wertberich-tigungen und Rückstellungen im Umfang von CHF 84 Mio. getätigt werden. Dazu addiert sich ein Buchverlust von CHF 50 Mio. im Zusammenhang mit dem Verkauf der Luftfahrtaktivitäten des Geschäftsbereichs RUAG MRO International am Standort Oberpfaffenhofen. General Atomics Europe GmbH, ein strategischer Investor, hat die Wartungs-, Reparatur- & Betriebstätigkeiten für Geschäftsflugzeuge und militärische Helikopter sowie die Produktion der Dornier 228 am Standort Oberpfaffenhofen wie auch alle 420 Mitarbeitenden per Ende Februar 2021 übernommen.

Das Unternehmensergebnis wurde weiter durch die Bildung von Restrukturierungsrückstellungen im Betrag von CHF 20 Mio. für eingeleitete organisatorische Massnahmen bei RUAG Space und den globalen Supportfunktionen belastet. Weitere CHF 7 Mio. musste RUAG International zurückstellen für die ordentliche Neubewertung von Pensionskassenrückstellungen aufgrund des gesunkenen Zinsniveaus in Deutschland und Schweden.
RUAG Space, RUAG Aerostructures und RUAG MRO International verzeichneten dadurch einen negativen EBIT bei abnehmenden Nettoumsätzen.

Erfreulicherweise gelang es RUAG Ammotec im Jahr 2020 den Umsatz und EBIT erneut zu steigern und erwies sich auch in der Covid-19-Krise als äusserst robust.

RUAG International erzielte 81% aller Umsätze ausserhalb der Schweiz

Per Ende Dezember 2020 beschäftigt das Unternehmen an weltweit 50 Standorten 6299 Mitarbeitende (Vorjahr 6492). Der Umsatzanteil von RUAG International gegenüber dem VBS (Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport) betrug noch 13% und umfasst insbesondere Leistungen aus den Geschäftsbereichen RUAG Ammotec und RUAG MRO International. RUAG International erzielte im ersten Halbjahr 81% aller Nettoumsätze ausserhalb der Schweiz.

Der Verwaltungsrat beantragt aufgrund des negativen Unternehmensergebnis auf eine Dividendenauszahlung zu verzichten.

Ausblick

RUAG International hat aufgrund der längerfristigen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie eine Strategieanpassung beschlossen und wird sich nicht länger auf die Bildung einer Aerospace-Gruppe konzentrieren. Die einzelnen Geschäftsbereiche sollen stattdessen individuell weiterentwickelt und später privatisiert werden.

André Wall, CEO von RUAG International, sagt: «Die Pandemie hat das internationale wirtschaft-liche Umfeld grundlegend verändert und uns veranlasst, den Aufbau eines Aerospace-Konzerns zu stoppen. Stattdessen haben wir in Abstimmung mit dem Eigner beschlossen, die Geschäfts-bereiche einzeln zu ihrem Besten zu entwickeln. Die wirtschaftliche Ausgangslage bleibt weiterhin äusserst herausfordernd.»

Für RUAG Space gilt es dabei, die Marktchancen, die sich in den nächsten Monaten und Jahren in grossen Raumfahrtprogrammen weltweit bieten, erfolgreich wahrzunehmen. RUAG Aerostructures muss sich auf eine komplett veränderte Marktsituation gemeinsam mit den Kunden ausrichten. MRO International konzentriert sich weiterhin auf die etappenweise Devestition der verbliebenen Bereiche. RUAG Ammotec wird die vom Schweizer Bundesrat beschlossen Devestitionspläne weiter vorantreiben und strebt einen Verkauf auf Ende 2021 an.

Basierend auf einem soliden Auftragseingang, lediglich 5% unter dem Vorjahreswert, rechnet das Unternehmen für das kommende Jahr mit einem vergleichbaren Nettoumsatz und einem negativen Unternehmensergebnis im tiefen zweistelligen Millionen Bereich, bei einer verbesserten Corona-Situation in der zweiten Jahreshälfte.