Die Kosten für die Flugsicherung haben Regionalflugplätze in der Schweiz in den vergangenen Jahren mehr und mehr belastet. «Seit einigen Jahren bangen die Regionalflugplätze nun um ihre Existenz», sagt Jorge Pardo, Geschäftsführer des Verbandes Schweizer Flugplätze in der Sonntagszeitung. Diese schlagen gemäss Pardo für die Regionalflugplätze mit einem Gesamtbetrag von 35 Millionen Franken zu Buche. Betroffen sind davon etwa Bern-Belp, St.Gallen-Altenrhein, Grenchen, Lugano, Les Eplatures, Buochs oder auch Sitten. Tatsache ist: Die Regionalflugplätze sehen sich ausserstande, die Kosten für die Flugsicherungsleistungen der Skyguide zu finanzieren. Es besteht ein Millionenloch, welches die Flugplätze in Bedrängnis bringt.

Mehrere Interessenten aus dem Ausland

Mit der Öffnung des Marktes auch für ausländische Anbieter reagierte der Bund auf die Schwierigkeiten dieser Flugplätze. Diese können neu ein Gesuch stellen, um ihre An- und Abflüge von einem anderen Anbieter kontrollieren zu lassen, wie Urs Holderegger, Sprecher des Bundesamtes für Zivilluftfahrt (Bazl) bestätigt. «Der Leistungserbringer muss nach europäischen Vorgaben zertifiziert sein und den Nachweis erbringen, dass die Sicherheit zu jeder Zeit gewährleistet ist», sagt Holderegger. Wie die Sonntagszeitung schreibt, zeigen bereits vier Anbieter aus dem Ausland Interesse am Schweizer Markt, darunter beispielsweise die österreichische Flugsicherung Austro Control oder DFS Aviation Services aus Deutschland. Auch je ein Unternehmen aus Schweden und Norwegen würden sich um die Übernahme der Flugsicherung auf Schweizer Regionalflugplätzen bemühen. Klar ist, dass die Flugplätze alternative Angebote prüfen. Indes: Bis heute ist beim BAZL laut Holderegger noch kein Gesuch eines Flugplatzes eingetroffen.

Skyguide reagiert gelassen 

Skyguide selber gibt sich gelassen. Alex Bristol, CEO von Skyguide, ist sich bewusst, dass insbesondere Regionalflugplätze den Wettbewerb spielen lassen und Alternativen prüfen wollen. «Ein Wettbewerb ist beispielsweise bei den Regionalflugplätzen vorstellbar: Wenn die Bundesregierung die Flugsicherung für den Wettbewerb öffnet, könnte jemand anderes diese Dienste erbringen», äusserte er sich im «Blueprint-Magazin», dem «Skyguide technology outlook 2019». Dies geschehe bereits teilweise in Deutschland, Spanien und Skandinavien. «Grossbritannien ist sogar völlig liberalisiert.» Die nächste Frage sei: Was ist mit den internationalen Flughäfen? Oder: Was passiert über 25'000 Fuss? «Deutschland, Frankreich, Italien oder Österreich könnten unseren Luftraum genauso gut beobachten wie wir.» Skyguide glaube, dass es in 20 Jahren einen starken Wettbewerb geben werde, sagt Bristol. «Um unsere 'raison d'être' zu wahren, müssen wir schlank und flexibel sein, fortschrittliche Technologien einsetzen und die von unseren Kunden benötigten Dienstleistungen effektiv und effizient bereitstellen.» 

Infrastruktur im Besitz von Skyguide

Skyguide ist an 14  Standorten in der Schweiz tätig und kümmert sich um die Flugsicherung an den Landesflughäfen in Genf und Zürich, an Regionalflugplätzen und verschiedenen Militärflugplätzen. Zudem gewährleistet Skyguide die Instandhaltung von 240 Anlagen im gesamten Land, die sich in ihrem Besitz befinden. Und diese Tatsache könnte sich als weiterer Knackpunkt erweisen: Die bestehende Infrastruktur würde von Skyguide, käme sie künftig nicht mehr zum Zug, entweder zurückgebaut, verkauft, vermietet oder verleast – auf der Basis eines Zeitwerts, wie Vladi Barrosa, Mediensprecher von Skyguide, sagt. Es entstehen also einem künftigen Anbieter der Flugsicherung, beziehungsweise dem Flugplatz auch Infrastrukturkosten. Und es stellt sich die Frage, mit welchem Personal ein ausländischer Anbieter operieren will. Übernimmt er das Personal von Skyguide, liessen sich die Personalkosten schwerlich senken. Kommt dazu, dass auch Skyguide einen Anbieter zertifizieren müsste. Ob unter dem Strich die Flugsicherung für die Regionalflugplätze mit ausländischen Anbietern günstiger zu stehen kommt, muss sich erst weisen.

«Skyguide National» noch nicht gegründet

Skyguide will sich dem künftigen Wettbewerb stellen und mitbieten, bestätigt Barrosa. Schon 2015 sei eine Lösung mit «Skyguide National» vom damaligen Skyguide-Chef Daniel Weder geprüft worden. Gegründet indes wurde das Tochterunternehmen bis heute nicht. «Uns interessiert vor allem auch, wie die künftige Flugplatzlandschaft Schweiz aussehen wird», betont Barrosa. Mit «Skyguide National» könne man mit schlanken Kostenstrukturen rechnen: «Wir haben das Ziel, drei Millionen einzusparen.» Kampflos will Skyguide die Regionalflugplätze also nicht abtreten. «Selbstverständlich sind wir froh um jeden Flugplatz», hält Barrosa fest.