Auf dem Areal des Flugplatzes Dübendorf soll ein Forschungsstandort mit internationaler Ausstrahlung, eng verwoben mit aviatischen Nutzungen bei gleichzeitiger Öffnung der Randzonen des heute für die Allgemeinheit verschlossenen Areals geschaffen werden. Die Entwicklung des Areals ist ein Generationenprojekt, das auch für die Region und den Wirtschaftsstandort Zürich von herausragender Bedeutung ist. Im Fokus steht die Dreifachnutzung Innovationspark – Flugplatz – militärische Nutzung. Dies hat die Gesamtschau für das Flugplatzareal unter der Leitung einer vom Regierungsrat eingesetzten Task-Force ergeben. 

Innovationspark, Flugplatz und militärische Nutzung

Das Areal soll neu als Ganzes entwickelt werden. Der Innovationspark, der Flugplatz und die militärische Nutzung stünden dabei im Fokus, schreibt der Regierungsrat Zürich in einer Mitteilung. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit werde etappenweise nur das gebaut, was gebraucht wird, auch mit Rücksicht auf die Bevölkerung. Das Projekt soll zu einem Leuchtturm für eine innovative urbane Entwicklung werden, insbesondere in den Bereichen Umweltverträglichkeit, Nachhaltigkeit und schonendem Umgang mit Ressourcen. Die Chancen, welche durch die Nähe zu einer modernen aviatischen Infrastruktur entstehen, würden so optimal genutzt: Der Flugplatz Dübendorf soll nebst anderen wichtigen Themen zu einem international führenden Standort für die Forschung, Entwicklung und die Erprobung von innovativen und CO2-neutralen Mobilitätslösungen am Boden und in der Luft werden.

Wie wird die Flugplatzinfrastruktur finanziert?

Der Zugang für Unternehmen und Hochschulen zu grossen Testflächen und zu einem Flugplatz sei in diesem Umfang einzigartig und stelle ein Alleinstellungsmerkmal dar, schreibt der Regierungsrat. Der Werk- und Denkplatz Schweiz werde damit im internationalen Wettbewerb gestärkt. An der Medienkonferenz beantwortete  Regierungsrätin Carmen Walker-Späh die Frage nach der Bereitschaft des Kantons für eine dauerhafte Finanzierung der Flugplatzinfrastruktur nach dem Rückzug des Bundes ausweichend. Man stehe am Anfang des Prozesses, mit dem Planungskredit und der Zustimmung des Parlaments werde dann abgeklärt, welche Kosten für die Flugplatzinfrastruktur entstehen werden und wer die Trägerschaft sein werde. Der Regierungsrat wolle aber in die Verantwortung gehen. Zahlen könne sie heute indes noch keine nennen.  

Synthesebericht unterzeichnet

Die Mitglieder der Behördendelegation haben den Synthesebericht in Form eines «Flight Plan» am 31. August 2021  unterzeichnet und damit den gemeinsamen Willen bekräftigt, das Areal entlang des entwickelten Zielbildes und der vereinbarten Umsetzungsagenda zu transformieren. Eine Task-Force hatte im Auftrag des Regierungsrats seit September 2020 einen Synthesebericht für die Transformation des Flugplatzareals in Dübendorf erarbeitet. Es handelt sich um eine Gesamtbetrachtung des Flugplatzareals mit einer Vision, Leitsätzen zur nachhaltigen Entwicklung und einem gemeinsamen Zielbild mit Zeithorizont 2050 sowie Handlungsanweisungen und einer Umsetzungsagenda. Mit der Unterzeichnung verpflichten sich die Partner, sich für die Transformation einzusetzen und im Sinn und Geist der Leitsätze zu handeln.

Planungsrecht für alle Teilbereiche schaffen

Um rasche Planungssicherheit zu erlangen, wird in einem nächsten Schritt das Planungsrecht auf verschiedenen Stufen geschaffen: kantonaler und regionaler Richtplan sowie kommunale Richt- und Nutzungsplanung. Die öffentliche Auflage des kantonalen Richtplans dauert vom 6. September bis 5. November 2021. Hinzu kommen die erforderlichen Anpassungen der Sachpläne Militär (SPM) und Infrastruktur Luftfahrt (SIL) für die Transformation des Militärflugplatzes in einen zivilen Flugplatz mit militärischer Mitbenutzung unter der Leitung des Kantons Zürich. Dafür wird der Regierungsrat im Frühjahr 2022 dem Kantonsrat einen Planungskredit beantragen. Gleichzeitig sieht der Regierungsrat vor, dem Kantonsrat zu beantragen, die Beratung der Vorlage 5502 (Verpflichtungskredit für den Innovationspark Zürich) nach deren Überprüfung und allfälligen Anpassung wieder aufzunehmen.

Gemeinsames Zielbild 2050

Zur räumlichen Abstimmung haben die Partner ein gemeinsames Zielbild für den Zeithorizont 2050 erarbeitet. Das Areal lässt sich künftig in vier Teilgebiete einteilen. Das Teilgebiet A ist für den Innovationspark reserviert, der als Nukleus angesiedelt werden soll und in dem schwerpunktmässig in den Bereichen Mobilität, Robotik, Aviatik, Raumfahrt und Advanced Manufacturing & Materials geforscht wird. Im Teilgebiet B überlagern einander der Innovationspark sowie der Forschungs- und Werkflugplatz zu einem synergetisch begründeten Aviatikcluster. Im Teilgebiet C können die Nutzungen mit hohen Sicherheitsanforderungen – die Bundesbasis der Luftwaffe und das Flugsicherungszentrum (Skyguide) – unabhängig weiterentwickelt werden. Beide Teilgebiete B und C verfügen über einen direkten Zugang zum Flugfeld und zu den aviatischen Infrastrukturen im Teilgebiet D, in dem der Naturschutz eine zentrale Rolle einnimmt. Das ganze Areal wird mit einem durchgängigen Flugplatzrundweg als Bestandteil des regionalen Konzepts «Fil Vert» für Erholung und Freizeit der Bevölkerung nutz- und damit erlebbar.

Geschäftsluftfahrt nicht vergessen

«Wir werten es als positives Zeichen, dass der Synthesebericht als "Flight Plan" betitelt ist: Der Name drückt aus, dass die Fliegerei auch in der Umsetzung ihren angemessenen Stellenwert erhalten soll», schreibt das Komitee Weltoffenes Zürich in einer Mitteilung. Insbesondere die Luftfahrt müsse und wolle durch Innovationen und den breiten Einsatz von nachhaltigen Treibstoffen ökologischer werden. Neue Technologien und günstigere Produktionskosten seien der Weg dazu. Verbote oder neue nationale Abgaben würden diese Entwicklung nur behindern. Gleichzeitig mahnt das Komitee aber, die Geschäftsfliegerei nicht zu vergessen. «Sie ist kein Hobby von Superreichen, sondern sehr wichtig für den Wirtschaftsstandort Zürich. Das Projekt Flight Plan muss so angelegt werden, dass langfristig keine Türen geschlossen werden, um Business Aviation in Dübendorf zu ermöglichen.»

Der unabhängige Verein Think Tank Airfield City Dübendorf, Zürich nimmt in einer Medienmitteilung den Beschluss des Regierungsrates des Kantons Zürichs mit Befriedigung zur Kenntnis, die Entwicklung des heutigen Militärflugplatzes Dübendorf gemeinsam mit jener des Innovationsparks Zürich voranzutreiben. Der Think Tank, zu dem auch der ehemalige Direktor des Bundesamts für Zivilluftfahrt, Peter Müller, sowie Korpskommandant a.D. Markus Gygax gehören, hatte im April in einer eigenen Studie angeregt, das Gesamtgelände zu einem international führenden Standort für Forschung, Entwicklung und die Erprobung von innovativen und CO2-neutralen Mobilitätslösungen am Boden und in der Luft zu machen. Dabei sollte die Entwicklung eng abgestimmt werden mit den Bedürfnissen des im Norden des Areals entstehenden Innovationsparks Zürich und dessen Clustern Robotik, Mobilität, Aviatik, Raumfahrt und Advanced Manufacturing and Materials. «Die Erarbeitung eines gemeinsamen Zielbildes bis 2050 ist ein ganz wichtiger Meilenstein, dem nun aber weitere konkrete Umsetzungsschritte folgen müssen», sagt Conrad. Es sei klar, dass dieser Prozess nicht einfach werde und seine Zeit brauche. Der Think Tank werde ihn konstruktiv begleiten.