Am 5. Juni 2024 hat das Bundesamt für Rüstung armasuisse das Offsetprojekt RIGI vorgenehmigt. In der Folge hat der US-Hersteller Lockheed Martin (LM) mit der RUAG MRO Holding AG (RUAG MRO) den Transfer von Werkzeugen, Know-how und Ausbildung verhandelt. Damit wird die Teilendmontage und das Testen von vier F-35A-Kampfflugzeugen bei der RUAG MRO ermöglicht.

Eingehende Prüfung des Projektes

Das VBS hat von der RUAG MRO anfangs 2025 einen detaillierten Business-Case zum Projekt RIGI verlangt. Vor der Genehmigung des Offsetprojekts war darzulegen, wie das Projekt mit einem vertretbaren Kosten-Nutzen-Verhältnis umgesetzt werden kann. Dabei haben das VBS und die RUAG MRO neben den betriebswirtschaftlichen Aspekten zudem die technische Machbarkeit und die sicherheitspolitischen Aspekte geprüft. Dabei wurden die Überlegungen auch einer Auswahl von Experten vorgelegt, namentlich Fritz Zurbrügg (ehemaliger Vizepräsident der Nationalbank), Martin Dumermuth (ehemaliger Direktor Bundesamt für Justiz BJ und Bundesamt für Kommunikation BAKOM), Jean-Marc Lenz (Verwaltungsratsmitglied RUAG MRO, ehemaliger CEO SR Technics) und Urs Loher (Rüstungschef).

Sicherheitspolitische Bedeutung

Nach einer Gesamtwürdigung, in die auch die Eidg. Finanzverwaltung EFV als zweite Eignerstelle einbezogen wurde, unterstützt das VBS das Projekt RIGI. Die Teilendmontage und das Testen der F-35A-Kampfflugzeuge haben eine grosse sicherheitspolitische Bedeutung. Namentlich haben folgende Überlegungen den Ausschlag gegeben:

  • Der Fähigkeitsgewinn mit RIGI wird in naher Zukunft primär der Schweizer Luftwaffe zugutekommen. Die RUAG MRO – und damit die Schweiz – gewinnt Kompetenzen in der Instandhaltung, was die Unabhängigkeit in der Wartung der F-35A stärkt.
  • Die RUAG MRO erhält mit RIGI neue Fähigkeiten im Strukturbau von Kampfflugzeugen. Damit erlangt die Schweiz einen Vorsprung auf die meisten anderen F-35A-Betreibernationen.
  • Mit dem Projekt RIGI wird die RUAG MRO rund 120 hochqualifizierte Arbeitsplätze im Jetbereich erhalten. Damit werden die Kompetenzen der Schweiz im Kampfjetbereich erweitert. Zudem wird die RUAG MRO in der Romandie Wertschöpfung generieren und Investitionen in der Höhe von 100 Millionen Franken tätigen und somit die Region stärken

Der Aufbau dieser Kompetenzen bietet grosse sicherheitspolitische Vorteile für die Schweiz, ist jedoch mit betriebswirtschaftlichen Risiken behaftet. Diese Risiken bestehen darin, dass diejenigen Staaten, die den F-35 mitentwickelt haben (sog. Partnerstaaten), den reinen Käufernationen wie der Schweiz zurzeit kaum erlauben, sich am Markt für Instandhaltungsarbeiten an den weltweiten F-35-Flotten zu beteiligen. Zudem verfügen die RUAG MRO und andere Rüstungsunternehmen in der Schweiz mit dem heutigen Kriegsmaterialgesetz über Standortnachteile. Allerdings kann die RUAG MRO zusätzlich die Kapazitäten im Komponentenbereich und im Triebwerksbereich ausbauen. Damit lassen sich die wirtschaftlichen Risiken wiederum verringern.

RUAG MRO als europäisches Zentrum für Militärluftfahrt

Zudem wird die RUAG MRO die Umsetzung des Offset-Projektes in ihre Strategie für den Geschäftsbereich «Air» einbetten. Geprüft wird, wie der Geschäftsbereich «Air» (Kampfflugzeuge, Flächenflugzeuge, Helikopter, Drohnen, bodengestützte Luftverteidigung etc.) gestärkt und zu einem europäischen Zentrum für Militärluftfahrt weiterentwickelt und gestärkt werden kann. Eine Weiterentwicklung der Strategie des Geschäftsbereichs «Air» soll dazu beitragen, dass der bundesnahe Betrieb seine in den strategischen Zielen 2024 bis 2027 vorgegebene Rolle als Industrieller Partner zugunsten der Armee noch stärker wahrnehmen, Synergien zwischen dem Armeegeschäft und dem Drittgeschäft noch besser nutzen und die dauerhafte wirtschaftliche Leistungsfähigkeit langfristig absichern kann.

RUAG MRO übernimmt die Verantwortung für den Umgang mit den genannten Risiken. Sie ergreift umfangreiche Massnahmen zur Reduktion der technischen und betriebswirtschaftlichen Risiken im Projekt RIGI. Da sich die RUAG MRO zu 100% im Eigentum des Bundes befindet, werden das VBS (GS-VBS) und das EFD (EFV) als Eignerstellen das Risikomanagement der RUAG MRO eng begleiten.